Sexuell aktive Individuen weisen eine doppelt so hohe Lebenserwartung auf wie abstinente Artgenossen. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam um Philip Dammann und Hynek Burda der Universität Duisburg-Essen. Untersucht wurden die afrikanische Graumulle. Die Wissenschaftler hoffen, mit ihren Ergebnissen die Alterungsforschung voran zu bringen. Tierexperimente sind üblich in der Alterungsforschung. Häufig wird an Mäusen getestet. Graumulle sind Säugetiere, sie leben lange und sie leben wie Menschen in langfristigen sexuellen Bindungen.
Den Wissenschaftlern nach ist von Vorteil, dass der Graumull das ganze Jahr über Sex hat. Er ist nicht an Brunftzeiten oder an den Eisprung des Weibchens gebunden. Die Mulle sind außergewöhnlich, denn sexuelle Aktivität ist im Tierreich keine ungetrübte Freude. Die Risiken und physiologischen Kosten der Fortpflanzung sind bei vielen Arten so hoch, dass eine starke Aktivität meist eher negativ auf die Lebenswartung wirkt.
Psychische Komponenten nicht erfassbar
Anders bei der afrikanischen Nagetier-Art: Sexuell aktive Tiere können über 20 Jahre alt werden, die abstinenten Koloniegenossen höchstens acht bis zehn. Selbst wenn die Lebensbedingungen ansonsten identisch sind. Außergewöhnlich sind die Graumulle auch deshalb, weil sie feste Bindungen eingehen. „Man geht nicht davon aus, dass das Graumull-Männchen sein Weibchen liebt, aber wenn sie sich gefunden haben, bleiben sie auch zusammen.
Die psychische Komponente sei nicht so stark ausgeprägt wie beim Menschen. Getestet wird daher nur die Biologie der Tiere. Die Graumulle haben alle dieselben Gene – genau wie Menschen auch. Bei der Gruppe, die sich fortpflanzt und langsam altert, analysierten die Wissenschaftler, welche Gene aktiv werden. Welche Gene aktiv oder inaktiv sind, könne einen Hinweis darüber geben, welche Gene auch beim Menschen zur langsameren Alterung beitragen. Es bleibt jedoch noch zu erforschen, ob die Ergebnisse auf Menschen übertragbar sind.
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