Ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Zittern aus Angst oder aufgrund einer durchzechten Nacht ist keineswegs ungewöhnlich. Zittern kann aber auch ein wichtiger Hinweis auf eine ernste Krankheit sein.
Unter Zittern, das die Ärzte Tremor nennen, versteht man eine unwillkürliche Bewegungsstörung, die also willentlich nicht oder zumindest kaum zu unterdrücken ist. Ursache für das Zittern sind rhythmisch abwechselnde Nervenreizungen von Muskeln und Gegenmuskeln, die sich in Form von Zuckungen der betroffenen Muskelgruppen, dem Zittern bestimmter Körperteile oder gar des ganzen Körpers äußern. Die Ärzte unterscheiden dann je nach Intensität zwischen langsamem (drei- bis fünfmal pro Sekunde), schnellem (sechs- bis zwölfmal pro Sekunde), fein-, mittel- und grobschlägigem Tremor.
Wenn wir nervös sind oder gerade einen großen Schreck bekommen haben, zittern uns oft die Hände. Dies ist die häufigste Art von Zittern. Mit empfindlichen Messgeräten lässt sich darüber hinaus nachweisen, dass sogar in entspannten Situationen und auch im Schlaf immer ein leichtes Zittern vorhanden ist. Dies bezeichnet man als physiologischen Tremor.
Die Art des Zitterns unter besonderer Belastung ist nichts anderes als eine verstärkte Form des physiologischen Tremors. Ist das Zittern auch in einer keineswegs beängstigenden Situation infolge einer Krankheit deutlich ausgeprägt, so spricht man von pathologischem Tremor. Die Ursache für diese Form des Zitterns liegt in einer Schädigung des Nervensystems. Charakteristische Merkmale des Zitterns geben dem Arzt oftmals einen Hinweis darauf, welcher Bereich des Nervensystems geschädigt ist.
Zusammenspiel der Muskeln
Um den gleichmäßigen Ablauf einer Bewegung oder auch die Ruhelage eines Körperteils zu gewährleisten, ist ein genaues Zusammenspiel der verschiedenen Muskelgruppen notwendig. Gesteuert wird dieses Zusammenspiel der Muskeln vom Nervensystem, und zwar vor allem in den Basalganglien, einer Ansammlung von Nervenzellen tief im Innern des Gehirns sowie im Kleinhirn. Allein schon das Hochheben einer Kaffeetasse erfordert eine Unzahl von genau aufeinander abgestimmten Befehlen an all die an diesem Bewegungsablauf beteiligten Muskelgruppen. Kommt es nun zu einer Schädigung der für Bewegungen zuständigen Bereiche in Gehirn und Kleinhirn, so äußert sich dies in winzigen Unregelmäßigkeiten in den einzelnen Teilen des Bewegungsablaufs, und es liegt ein krankhafter, also pathologischer Tremor vor.
Häufige Arten von Zittern
Am häufigsten sind die Arten des Tremors, bei denen es sich um eine verstärkte Form des normalen physiologischen Tremors handelt. Ursache ist in der Regel Angst oder Nervosität. Bedingt ist diese Verstärkung des Zitterns in erster Linie durch den bei einem solchen Gemütszustand erhöhten Adrenalinspiegel im Blut (Adrenalin: „Stresshormon“). Auch eine Überfunktion der Schilddrüse und Alkoholmissbrauch sind mögliche Ursachen eines Tremors. Auch besteht in manchen Familien eine gewisse Veranlagung zu einem überdurchschnittlich stark ausgeprägten physiologischen Tremor. Dieser essenzielle Tremor ist kein Anzeichen für eine Krankheit und muss im allgemeinen nicht behandelt werden.
Intentionstremor
Als Intentionstremor bezeichnet man in der Medizin eine relativ schwere Form des Zitterns infolge einer Schädigung des Kleinhirns oder dessen wichtigster Verbindungen zum Hirnstamm. Intentionstremor tritt nur bei zweckgerichteten, willkürlichen Bewegungen auf, die bewusst und willentlich ausgeführt werden. Zum offensichtlichen Problem wird das Zittern dann beispielsweise bei dem Versuch, den Haustürschlüssel ins Schloß zu stecken.
Intentionstremor ist ein typisches Merkmal bei fortgeschrittenen Fällen von multipler Sklerose. Ein charakteristisches Fingerzittern im Ruhezustand kommt häufig beim Parkinsonsyndrom vor („Schüttellähmung“). Die Erscheinung wird sehr bildlich als Pillendreher- oder Münzenzählertremor bezeichnet. Ständig führt der Patient mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger Bewegungen aus, die an diese Tätigkeiten erinnern. Erfolgt dann eine willkürliche Bewegung, so wird das Zittern schwächer. Die größte Beeinträchtigung besteht für den Patienten hauptsächlich darin, dass ihm das Zittern unangenehm ist. Wie der Intentionstremor wird auch dieses Zittern durch emotionale (die Gefühle betreffende) Spannung verschlimmert.
Nucleus-ruber-Syndrom
Bei Schädigung bestimmter Zellgruppen des Gehirns kommt es zu einer Mischung aus Intentions- und Pillendrehertremor (Nucleus-ruber-Syndrom). Infolge von Erkrankungen des Kleinhirns kann grobschlägiger Haltetremor auftreten. Besonders deutlich werden die Beschwerden nämlich beim Tragen eines schweren Gegenstandes oder auch beim Versuch, eine bestimmte Haltung einzunehmen. Bei einer aufrechten Haltung kann sich die Erkrankung in Tibutatio (Schwanken) äußern, einem Tremor von Kopf und Rumpf, der verschwindet, sobald sich der Patient hinlegt. Liegt der Grund für die Schädigung des Gehirns in durch Leberversagen bedingten Stoffwechselstörungen, so zeichnet sich das Zittern dadurch aus, dass für den Bruchteil einer Sekunde jegliche Muskeltätigkeit ausfällt, um dann schlagartig wieder einzusetzen. Dieses „Leberflattern“ oder auch Asterixis führt beispielsweise dazu, dass die zum Gruß ausgestreckte Hand des Kranken schlagartig ein Stück nach unten sinkt.
Dämpfende Medikamente
Die Behandlung muss sich bei Tremor an der Ursache orientieren, und oftmals bestehen große Chancen für eine Heilung. Verstärkter physiologischer Tremor beispielsweise spricht in vielen Fällen auf Medikamente an, die eine dämpfende Wirkung auf den Teil des Nervensystems ausüben, der die Muskeltätigkeit steuert. Allerdings sollte eine Behandlung mit derartigen Beruhigungsmitteln nur über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum erfolgen.
Linderung der Symptome
Medikamente zur Behandlung des Parkinson- Syndroms können zu einer Besserung der Beschwerden führen, Intentionstremor in Zusammenhang mit multipler Sklerose hingegen ist sehr schwer zu behandeln. Das Zittern muss dem Patienten jedoch nicht unablässig Beschwerden bereiten, da die Symptome dieser Krankheit von Zeit zu Zeit schwächer ausgeprägt sind.