Leberzirrhose kann die Folge einer Hepatitis-Erkrankung sein. Sie tritt aber auch bei Alkoholkranken auf. Eine frühzeitige Therapie kann größeren Schaden abwenden. Zirrhose ist durch fortschreitende Zerstörung der Leberzellen (Hepatozyten) gekennzeichnet. Diese werden durch Bindegewebe ersetzt, das allmählich eine Verhärtung herbeiführt und die Leistungsfähigkeit des Organs herabsetzt.
Ursache
Die langsame oder plötzliche Schrumpfung der Leber ist die Antwort auf eine Schädigung, zum Beispiel infolge chronischer Alkoholmissbrauchs. Man schätzt, dass in Österreich die Hälfte der durch Zirrhose bedingten Todes- und Invaliditätsfälle auf regelmäßigen hohen Alkoholkonsum zurückzuführen sind. Die Annahme, Leberzirrhose würde durch bestimmte alkoholische Getränke wie etwa Wodka oder billigen Weinbrand verursacht, ist falsch. Es kommt nämlich einzig und allein auf die Menge reinen Alkohols an, die man zu sich nimmt.
Wie statistisch Untersuchungen ergaben, ist die kritische Grenze mit 60 Gramm Alkohol (entsprechend 1,5 Liter Bier oder einem halben Liter Wein) erreicht. Für Jugendliche wird sie mit 40 Gramm angegeben. Doch sind diese Mengen nicht für jeden „zirrhose-sicher“, die Fähigkeit, mit der Giftwirkung des Alkohols zurechtzukommen, ist nämlich von Mensch zu Mensch verschieden.
Auch eine Infektionskrankheit der Leber (Hepatitis) kann zu einer Zerstörung und narbigen Umwandlung von Lebergewebe mit Schädigung der Leberfunktion führen. Von Bedeutung für die Entstehung der Leberzirrhose ist die Virus Hepatitis vom Typ B oder Typ C. Eine Virushepatitis dauert im allgemeinen einige Wochen bis mehrere Monate. In hartnäckigen Fällen geht die Krankheit in eine chronische Leberentzündung über. Ist der Zelluntergang infolge der Hepatitis massiv, entsteht plötzlich und schnell Zirrhose. Man kennt noch eine Reihe weiterer Krankheiten, die infolge biochemischer Abnormitäten – beispielsweise anormaler Eisen- oder Kupferablagerungen in den Leberzellen – die Leber schädigen. Auch solche Krankheiten bergen das Risiko einer Zirrhose.
Ebenfalls können bestimmte Herzerkrankungen zu einer Leberzirrhose führen. Die primär biliäre Zirrhose ist eine seltene, aber schwere Form der Zirrhose, die in jedem Alter auftreten kann. Die Ursache dieser Form der Zirrhose ist noch unbekannt, doch nimmt man an, dass sie auf eine abnorme allergische Reaktion des Körpers auf die Leberzellen zurückzuführen sein könnte. Manchmal lässt sich für eine bestehende Zirrhose überhaupt keine Ursache ausmachen; denkbar ist allerdings, dass die Krankheit in diesen Fällen entweder von einem Virus oder einem Umweltgift ausgelöst wird.
Symptome
Leichte Fälle einer Zirrhose zeigen oft nur wenige Symptome oder sind symptomlos. Die Krankheit beginnt in der Regel ganz allmählich. Mit der Verschlechterung der Leberfunktion kommt es häufig zu Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Abnahme der Libido, zu Hautjucken und leichter Gelbfärbung der weißen Augenhaut. Da die Leber normalerweise dazu beiträgt, Abfallstoffe aus dem Blut zu entfernen, werden Frühsymptome durch Ansammlungen solcher Stoffe ausgelöst. Befindet sich vermehrt Galle in der Blutbahn, stellen sich Gelbsucht und Hautjucken ein.
Einige körpereigene Hormone können sich in hoher Konzentration ansammeln. Weibliche Geschlechtshormone beispielsweise verursachen dann unter Umständen bei Männern ein Schrumpfen der Hoden und die Ausbildung von Brüsten. Weitere Symptome sind kleine rote Hautadern. Im Verlauf der Erkrankung verhärtet sich die Leber nach und nach. Das Blut aus dem Kreislauf wird teilweise in andere Körperbereiche umgelenkt. Auf der Bauchwand werden dann geschlängelte Venen sichtbar. Venengeflechte verengen die Speiseröhre. Falls diese platzen, kommt es zu inneren Blutungen, die sofort ärztlich behandelt werden müssen.
Eine weitere Folge ist die Schwellung des Leibes durch Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle (Bauchwassersucht oder Aszites). Im Spätstadium der Erkrankung schwinden außerdem die Muskeln, und das Haar wird dünner. Die Nerven in Beinen und Armen schmerzen. In den schwersten Fällen stellen sich Verwirrtheitszustände ein – die nicht abgebauten Stoffwechselprodukte schädigen auch das Gehirn -, schließlich ein Koma und möglicherweise der Tod.
Diagnose
Die ersten Anzeichen einer Zirrhose sind bereits bei einer Routineuntersuchung erkennbar, vor allem, wenn der Patient über allgemeine Müdigkeit und Appetitlosigkeit klagt. Die Leber ist unnatürlich hart, so dass der Arzt möglicherweise den Rand des Organs unmittelbar unterhalb des Brustkorbs auf der rechten Körperseite ertasten kann. Eventuell stellt er auch „Spinnenmale“ auf der Haut fest. Bei einem Verdacht auf Zirrhose führen spezielle Blutuntersuchungen weiter. Oft wird eine Leber-Biopsie vorgenommen. Dabei entnimmt der Arzt mit Hilfe einer unter örtlicher Betäubung eingeführten Kanüle eine kleine Gewebsprobe aus der Leber. Die mikroskopische Untersuchung dieser Probe gibt im allgemeinen Aufschluss über die Ursache der Erkrankung.
Behandlung
Die Therapie muss darauf abzielen, alle Leber schädigenden Einflüsse auszuschalten. Beruht die Erkrankung auf Alkoholmissbrauch, ist Alkohol strikt zu meiden. Ist die Zirrhose auf eine Verlegung des Gallengangs zurückzuführen, so hilft oft eine Operation. Eine Zirrhose infolge chronischer Hepatitis lässt sich gelegentlich mit bestimmten Medikamenten behandeln. Geht die Zirrhose auf biochemische Störungen zurück, kann eine spezielle medikamentöse Therapie anschlagen, die darauf abzielt, den biochemischen Defekt zu korrigieren.
Auch eine bestehende Bauchwassersucht kann mit Medikamenten (Diuretika) therapiert werden. Abnorm erweiterte Blutgefäße – etwa in der Speiseröhre – müssen in manchen Fällen zur Vorbeugung gegen innere Blutungen operiert werden. Die Leber ist erstaunlich regenerationsfähig. Wird eine Zirrhose im Frühstadium erkannt, ist mit entsprechender Therapie oft eine fast vollständige Heilung möglich. Ist Alkohol die Ursache, kann sich der Patient durch Abstinenz eine praktisch normale Lebenserwartung sichern. Hat die Erkrankung jedoch bereits ein fortgeschrittenes Stadium erreicht und werden mehr Leberzellen zerstört als regeneriert, tritt eine dauerhafte Schädigung ein. In den schwersten Fällen stirbt der Patient ein bis zwei Jahre nach der Diagnose.
Primäre biliäre Zirrhose
Die Ursache dieser seltenen Krankheit ist unbekannt. Eine fortschreitende Entzündung führt zur Zerstörung der Gallengänge in der Leber. Möglicherweise handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. In der Therapie werden Arzneimittel zur Hemmung der Immunabwehr eingesetzt. Gelegentlich kann eine Lebertransplantation den Zustand des Patienten erheblich verbessern und seine Lebenserwartung beträchtlich verlängern. Diese Methode befindet sich aber noch im Frühstadium der Entwicklung.