Wucherungen reichen von der unbedeutenden Warze oder einem Muttermal bis hin zur gefährlichen Krebsgeschwulst. Zum Großteil sind Wucherungen allerdings harmlose Erscheinungen und nicht gefährlich.
Zellteilung ist das Fundament des Wachstums sowie der Wiederherstellung und Erneuerung von Gewebe. Wird dieser Prozess aus irgendeinem Grunde gestört, kann eine Wucherung entstehen. Unter dem Ausdruck Wucherung verstehen die meisten Leute Knoten, die – oftmals innerhalb kürzester Zeit – offenbar „gewachsen“ sind. Wucherungen auf der Haut sind leicht zu erkennen und werden von den Betroffenen deshalb eher wahrgenommen als Geschwülste im Körperinneren. Knoten in Bauch und Brust sind unter Umständen auch von außen erkennbar, während innere Wucherungen oftmals nur durch eine Röntgenaufnahme, Ultraschalluntersuchung oder andere diagnostische Verfahren entdeckt werden.
Manche Menschen kommen mit geringfügigen Anomalien zur Welt, die man für Wucherungen halten könnte. Nicht selten sind zusätzliche Brustwarzen zu beobachten, die in ihrer Größe vom kleinen Hautmal bis zur deutlich erkennbaren Brustwarze reichen und in der Regel harmlos sind.
Gutartig oder bösartig
Entdeckt ein Arzt oder Patient eine Wucherung, muss zu allererst geklärt werden, ob sie gut- oder bösartig ist. Die Bezeichnung „bösartig“ ist gleichbedeutend mit „krebsartig“. Das Zerstörungswerk bösartiger Wucherungen besteht in deren Ausbreitung im Körper. Entdeckt ein Arzt einen Knoten, beispielsweise in der Brust, und findet dann klare Hinweise auf eine Ausbreitung von Tochterschwülsten, wird allein schon daran deutlich, dass die Erkrankung bösartig ist.
Geschwülste (Tumore) entstehen durch Zellvermehrung aus Zellteilung. Während gutartige Geschwülste sich kaum von ihrem Muttergewebe (dem Gewebe, aus dem sie sich herleiten) unterscheiden, sind bösartige Tumore durch regelloses Wachstum gekennzeichnet. Zudem besteht die Tendenz, sich schrankenlos in gesundes Gewebe auszubreiten (Infiltration). Zu den wichtigsten Merkmalen einer bösartigen Wucherung zählt die Absiedelung von Tochtergeschwülsten (Metastasierung). Oftmals finden sich jedoch keine eindeutigen Hinweise für die Streuung einer Geschwulst. Um festzustellen, ob sie bösartig ist oder nicht, muss eine Gewebsprobe der Wucherung entnommen und dann unter dem Mikroskop untersucht werden (Biopsie). Zunächst wird die Gewebsprobe in hauchdünne Scheiben geschnitten, dann auf einen Objektträger aufgebracht und mit Farbstoffen eingefärbt, so dass die verschiedenen Zellen der Probe zu erkennen sind. Häufig verbietet sich aber die Entnahme einer Gewebsprobe, da hierdurch die Krebszellen verschleppt würden, zum Beispiel beim Hautkrebs. Deshalb wird oft die gesamte Geschwulst entfernt und feingeweblich untersucht.
Wucherungen werden zwar als gut- oder bösartig klassifiziert, doch beinhalten beide Gruppen Abstufungen. Man kennt sehr gutartige Geschwülste, die extrem langsam wachsen, aber auch Grenzfälle, wo der Tumor möglicherweise langsam wächst, aber Anzeichen einer Infiltration ins Nachbargewebe vorliegen. Daneben gibt es ausgesprochen bösartige Gewächse mit rascher Ausbreitung im gesamten Körper.
Betroffene Körperbereiche
Wucherungen können sich überall im Körper finden. Doch hängt die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Geschwulst bis zu einem gewissen Grad von der Häufigkeit der Zellteilung in dem betreffenden Gewebe ab. Je öfter sich die Zellen teilen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Entartung und Geschwulstbildung. Häufige Zellteilung ereignet sich in Geweben wie der Haut und dem Deckgewebe (Epithelschicht), das Darm, Nieren, Harnblase und die Luftwege der Lunge auskleidet.
Lungenkrebs, einer der am häufigsten vorkommenden bösartigen Tumore, entsteht aus anomaler Zellteilung in der Deckschicht eines Bronchus (Luftröhrenastes). Sich langsam teilende Zellen bringen nur selten Wucherungen hervor. Muskelzellen beispielsweise teilen sich nach Abschluss des Wachstums normalerweise überhaupt nicht, und deshalb sind Geschwülste in der Muskulatur außerordentlich selten.
Anfälligkeit
Bestimmte Erkrankungen wie etwa Leberzirrhose infolge von Alkoholmissbrauch führen zu einer gewissen Anfälligkeit für bösartige Wucherungen. Die Neigung zu Geschwulstbildung kann sogar angeboren sein. Dies ist zum Beispiel bei der Recklinghausen Krankheit der Fall. Bei dieser Erkrankung entstehen in den die Nervenfasern umgebenden Umhüllungen (Myelinscheiden) zahlreiche kleine Knötchen. Diese Wucherungen können unter der Hautoberfläche auftreten oder im Körperinnern. Sie reichen von Erbsengröße bis hin zu riesigen unförmigen Gebilden. Ein im 19. Jahrhundert bekannt gewordener Mann – der „Elefanten-Mann“ – hat vermutlich an einer Form dieser Erkrankung gelitten.
Hautwucherungen sind leicht zu erkennen, andere Formen unter Umständen anhand einer sichtbaren Schwellung zu diagnostizieren. Normalerweise jedoch wird eine Wucherung aufgrund eines von ihr verursachten Symptoms entdeckt. Vor allen Dingen bei älteren Männern wird beispielsweise eine Wucherung der am Harnblasenhals sitzenden Vorsteherdrüse (Prostata) oftmals aufgespürt, weil sie die Harnröhre einengt und den Harnfluss behindert. Patienten, bei denen durch eine Wucherung der Gallenfluss aus der Leber blockiert ist, können eine Gelbsucht bekommen. Lungenkrebs kommt mitunter an den Tag, weil die Geschwulst einen Luftröhrenast verlegt und der Betroffene wegen ständiger Beschwerden den Arzt aufsucht. Mitunter neigen besonders bösartige Tumore zu Blutungen.
Ist dem Stuhl Blut aufgelagert oder bei Husten der Auswurf blutig gefärbt, sollte man sofort den Arzt aufsuchen. Nicht selten liegt eine harmlose Ursache vor. Dennoch ist es in jedem Fall ratsam, zum Arzt zu gehen. Blutungen aus Tumoren in Magen, Dünn- oder Dickdarm verlaufen unter Umständen schleichend und unauffällig. Anzeichen wie Verschlechterung des Allgemeinbefindens, Gewichtsverlust und Blutarmut können auf ein bösartiges Geschehen hindeuten. Nur sehr wenige Wucherungen kommen auf Grund von Schmerzen ans Tageslicht. Schmerzen zeigen sich in der Regel nur bei bösartigen Wucherungen im Spätstadium der Erkrankung.
Behandlung
Gutartige Wucherungen lassen sich meistens problemlos entfernen. Bei bösartigen Tumoren hängt die Behandlungsmethode von Geschwulstart, Ausdehnung und Sitz des Tumors ab. Neben der Operation kennt man die Strahlenbehandlung sowie die Chemotherapie (Behandlung mit die Zellteilung hemmenden Medikamenten). Diese Behandlungsformen können auch kombiniert werden.