Verrenkungen

Gelenke sind die beweglichen Verbindungen zwischen Knochen. Sie können – häufig als Folge von Unfällen – ausgerenkt werden. Der Betroffene leidet unter starken Schmerzen, und das Gelenk muss eingerichtet werden.

Eine Verrenkung fällt oft durch die Fehlhaltung der betroffenen Gliedmaßen auf. Die Beweglichkeit ist erheblich eingeschränkt, und es kommt zu starken Schmerzen, vor allem, wenn der Knochen auf einen Nerv drückt. Von einer Verrenkung (Luxation) können Arm- und Beingelenke, Hand- und Fuß gelenke sowie die Gelenke der Wirbelsäule betroffen sein.

Einige Gelenke neigen eher zur Verrenkung als andere. Ausschlaggebend ist ihre Stabilität, wobei die Festigkeit der umgebenden Muskeln und Sehnen eine wichtige Rolle spielt. Als Sehnen bezeichnet man das feste, faserige Bindegewebe, das Knochen und Muskulatur verbindet. Schulter und Fingergelenke zum Beispiel lassen sich leichter ausrenken als das fest gefügte Hüftgelenk. Besteht der Verdacht auf eine Verrenkung, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. Die Einrichtung des Gelenkes sollte so schnell wie möglich erfolgen. Wartet man länger, so verkürzen sich die Sehnen, und die Korrektur wird schwieriger. Nie sollte ein Laie versuchen, ein Gelenk wieder einzurenken.

Oberarmknochen (Humerus) und Schulterblatt (Scapula) bilden das Schultergelenk. Es handelt sich um eine Verbindung mit Kugel und Pfanne. Der Kopf des Oberarmknochens bildet die Gelenkkugel, das Schulterblatt die Pfanne. Um die große Beweglichkeit des Gelenks zu ermöglichen, ist die Pfanne relativ flach ausgebildet. Damit verbunden ist eine gewisse Instabilität.

Schulter

Die Kugel kann nach vorne, hinten, oben oder unten aus der Pfanne gleiten. Etwa 80 Prozent der Schulterverrenkungen sind Luxationen nach vorne. Der Armknochen rutscht aus der Pfanne und liegt vor dem Schulterblatt. Die Gelenkpfanne ist leer, und der Patient weist eine Zwangshaltung auf, da die Bewegung stark eingeschränkt ist. Man kennt verschiedene Methoden, um das Gelenk wieder einzurenken. Beim sitzenden Patienten wird der Arm über die Stuhllehne gelegt und der gebeugte Arm unter Zug nach außen gedreht. Zuvor erhält der Patient meistens ein Beruhigungsmittel und schmerzhemmende Spritzen. Das Verfahren nach Hippokrates erfolgt unter Vollnarkose. Beim liegenden Patienten wird durch Zug am gestreckten Arm die Schulter eingerenkt, wobei der Arzt seine Ferse in die Achselhöhle einstemmt. Mit deutlich hörbarem „Klick“ schnappt die Gelenkkugel ein.

Sind weitere Verletzungen ausgeschlossen, wird die Schulter mit Hilfe eines speziellen Verbandes acht Tage lang ruhiggestellt. Der Oberschenkelknochen (Femur) bildet mit der Pfanne des Beckens (Acetabulum) das Hüftgelenk. Dieses Kugelgelenk ist äußerst stabil und belastbar. Verrenkungen sind meistens auf Autounfälle zurückzuführen oder Stürze aus großer Höhe. Sehr leicht entstehen Hüftgelenksluxationen bei Kindern mit einer angeborenen Fehlbildung des Hüftgelenks. Diese äußert sich in einer unzureichenden Ausbildung der Hüftgelenkspfanne, die dem Hüftkopf keinen Halt bietet. Auffälliges Zeichen für diese Fehlbildung ist eine Verkürzung des Beins auf der betroffenen Seite. Es können sich auch vermehrt Oberschenkelfalten zeigen. Luxationen dieser Art lassen sich mit Spreizhosen korrigieren.

Die Behandlung sollte bereits in den ersten Lebenswochen einsetzen, um dauerhafte Schäden zu vermeiden. Heutzutage untersucht der Arzt beim Neugeborenen routinemäßig die Funktion der Hüftgelenke. In Zweifelsfällen sollten Eltern nachfragen, ob dieser Test bei Ihrem Kind durchgeführt wurde.

Halswirbelgelenke

Die Halswirbelgelenke sind ganz besonders anfällig für Verrenkungen. Veränderungen der normalen Lage führen zu einem Druck auf das Rückenmark und die vom Rückenmark ausgehenden Nerven. Werden die sofort notwendigen Gegenmaßnahmen versäumt, können Lähmungen in Armen und Beinen eintreten. In der Mehrzahl gehen Halswirbelverrenkungen auf Autounfälle und Sportverletzungen zurück. Der Patient kann sich nicht aufrichten und klagt über Taubheit oder Lähmung in Armen und Beinen. Er muss unverzüglich ärztlich versorgt werden, um weitergehenden Schäden vorzubeugen. Die goldene Regel für diesen medizinischen Notfall lautet: Die Lage des Kopfes nicht verändern, das Vorbeugen des Kopfes unter allen Umständen vermeiden. Den Kopf auf beiden Seiten mit einer Hand abstützen, bis der Notarztwagen eintrifft. Dem Verletzten einschärfen, dass er sich nicht bewegen darf.

Ellenbogen und Finger

Verrenkungen des Ellenbogens sind zumeist die Folge von Stürzen mit ausgestrecktem Arm. Das Gelenk muss umgehend vom Arzt wieder eingerenkt werden. Danach wird der Arm durch einen Gips für drei Wochen ruhiggestellt. Eine Behelfsschlinge (das vordere Jackenteil über den verletzten Arm hochschlagen und am Revers feststecken) verschafft auf dem Weg zum Arzt Erleichterung. Ein ausgerenkter Finger ist verkürzt, geschwollen und schmerzt. Zur Einrenkung zieht der Arzt den Finger gerade nach vorn. Danach wird der Finger geschient, was die Heilung fördert.