Venenentzündung

Venenentzündungen treten fast immer in den Beinen auf, und zwar oft im Bereich von Krampfadern. Sie sind äußerst schmerzhaft und gehen unter Umständen mit Stauungen und Schwellungen einher.

Von einer Venenentzündung (Phlebitis) spricht man gewöhnlich, wenn entweder eine der oberflächlichen Venen in den Beinen oder eine der tiefer gelegenen Venen in den Muskeln der Beine oder des Beckens entzündet ist. Bildet sich ein Gerinnsel oder Thrombus in der Vene, spricht man von Venen Thrombose und wegen der Entzündungskomponente von Thrombophlebitis.

Rötung und Schwellung

Sind die Venen entzündet, die direkt unter der Haut liegen (oberflächliche Thrombophlebitis), zeigt sich das in einer Rötung und Schwellung, die bei Berührung schmerzt. Der Hautbereich über dem entzündlichen Prozess ist auch wärmer als seine Umgebung. Die entzündete Vene lässt sich immer als harter Strang unmittelbar unter der Haut ertasten. Ohne Behandlung verschlimmern sich die Schmerzen, da sich die Entzündung weiter ausbreitet. Am Ende bildet sich eine lange Linie, die extrem druckempfindlich ist. Es kommt auch vor, dass der Patient Fieber hat. Die häufigsten Fälle einer oberflächlichen Thrombophlebitis betreffen Venen im Unterschenkel. Auch Armvenen können betroffen sein, aber das kommt selten vor.

Ursachen

Die häufigste Ursache einer oberflächlichen Thrombophlebitis sind Krampfadern. Die Neigung zu Krampfadern liegt meistens in der Familie und tritt bei Frauen häufiger in Erscheinung als bei Männern. Gewöhnlich bilden sich Krampfadern beim jungen Erwachsenen und verschlimmern sich im Laufe der Jahre. Die oberflächlichen Venen weiten sich und werden dabei dünnwandig. Das Blut fließt in ihnen nur noch träge und neigt dazu, in seine Bestandteile – Plasma und Zellen – zu zerfallen. Bei diesem Verdickungsprozess ist die Gefahr der Blutgerinnung in der Vene deutlich erhöht und er ist auch meist das erste Stadium einer Venenentzündung.

Nachdem sich Gerinnsel gebildet haben, entzündet sich die Wand der Vene. Diese Reaktion entsteht möglicherweise beim Versuch, das Gerinnsel aufzulösen. In diesem Stadium spürt der Patient Schmerzen; die Stelle wird druckempfindlich und rötet sich. Zur Venenentzündung kommt es unter Umständen nach einer Verletzung. Eine Verletzung einer oberflächlich gelegenen Vene entsteht manchmal schon, wenn man sich etwa an einer Tischkante gestoßen hat. Normalerweise verhindert die innere Schicht der Venen eine Blutgerinnung. Wenn diese Schicht aber geschädigt ist, kommt das Blut mit der verletzten Oberfläche in Berührung und neigt zur Gerinnung. Auch eine Infusionsnadel kann eine oberflächliche Thrombophlebitis auslösen. Ein schwer erkrankter Patient erhält vielleicht eine Tropfinfusion über einen längeren Zeitraum hinweg in eine Vene. Die Kanüle, die in die Vene eingeführt wird und die mit der Infusionsflasche verbunden ist, reizt wahrscheinlich die Veneninnenschicht; es kommt zur Thrombusbildung und dann auch zu einer Entzündung.

Zu den weiteren Ursachen einer Phlebitis gehören Anomalien des Blutes, das aus irgendeinem Grund zur Gerinnung neigt, und Bewegungslosigkeit, besonders während und unmittelbar nach einer größeren Operation und bei jeder Erkrankung, die den Patienten längere Zeit ruhigstellt.

Tiefe Venenthrombose

Bei dieser Erkrankung sind die großen Venen betroffen, die im Innern der Beinmuskeln verlaufen. Ein Blutpfropf (Thrombus) und Entzündungsreaktionen der Veneninnenauskleidung verursachen folgende Symptome: Schmerz, der tief in der Wade sitzt und sich verschlimmert, wenn der Patient den Knöchel bewegt, und Anschwellen des Gewebes um den Knöchel herum.

Anders als bei der oberflächlichen Thrombophlebitis, die oft an einer empfindlichen geröteten Stelle zu erkennen ist, gibt es manchmal nicht das geringste Anzeichen einer tiefer liegenden Venenentzündung. Wenn man davon absieht, dass in diesen Fällen Krampfadern im allgemeinen keine Rolle spielen, sind die verschiedenen Ursachen der tiefen Venenthrombose denen der oberflächlichen Thrombophlebitis ähnlich – träger Blutstrom in den Venen, eine Veränderung in der Zusammensetzung des Blutes oder eine Schädigung der Venenwand. Eine oberflächliche Thrombophlebitis ist selten gefährlich. Die betroffene Vene ist vielleicht nur noch ein faseriger Strang, durch den kein Blut mehr fließt, aber Symptome treten trotzdem kaum auf, da sich das Blut einen anderen Rückweg sucht.

Die Heilungschancen sind im allgemeinen günstig. Allerdings neigen Patienten, die einmal an einer Venenentzündung gelitten haben, zu erneuten Erkrankungen. Im Gegensatz dazu kann die tiefe Venenthrombose sehr ernste Auswirkungen haben. Eine Gefahr besteht vor allem darin, dass der Thrombus eine beträchtliche Größe erreichen kann. Möglicherweise löst sich ein Teil davon ab und gelangt in den Hauptkreislauf. Dieser Teil könnte dann durch die untere Hohlvene (Vena cava inferior), die hinten im Bauch liegt und durch die das gesamte Blut aus der unteren Körperhälfte fließt, ins Herz vordringen. Von dort aus würde er in die Hauptschlagader gepumpt, die die Lunge mit Blut versorgt.

Blutgefäßverstopfung

Je nach Größe würde der Thrombus dann einen oder mehrere Äste der Lungenarterie blockieren. Man spricht dann von einer Lungenembolie (Embolie = Blutgefäßverstopfung). Ein großer Thrombus führt unter Umständen zu totaler Verstopfung und zum sofortigen Tod. Ein kleinerer Thrombus gelangt in den Randbereich der Lunge und verursacht weniger schwere Schäden.

Eine weitere Gefahr besteht bei einer tiefen Thrombose darin, dass sie Schäden an den Venenklappen verursacht. Venenklappen im Innern der Beinvenen sorgen dafür, dass das Blut nur in Richtung Herz fließen kann. Sind sie geschädigt, führt dies unter Umständen zu einer bleibenden Schwellung des Beins, und möglicherweise kann sich dadurch ein Geschwür bilden.

Behandlung

Bei einer oberflächlichen Thrombophlebitis besteht kaum Gefahr für die Gesundheit. Deshalb zielt eine Behandlung im wesentlichen darauf ab, die Symptome zu lindern. Als erstes sollte man das betreffende Bein so oft wie möglich hochlegen. Das trägt dazu bei, dass die Schwellung und die Auswirkungen der Entzündung zurückgehen. Ein Verband oder ein Stützstrumpf können dadurch, dass sie die Venen zusammendrücken, für eine raschere Blutzirkulation sorgen, die eine weitere Thrombenbildung verhindert. Es werden auch Medikamente eingesetzt, die sich direkt auf das entzündete Gewebe auswirken und den Schmerz und die Schwellung reduzieren. Bei einer tiefen Venenthrombose leitet man die Behandlung schon in einem frühen Stadium ein, um zu verhindern, dass eine Lungenembolie oder Schäden an den Venenklappen (venöse Insuffizienz) auftreten.

Der Patient liegt auf einem Bett mit hochgestelltem Fußende, und man versucht den Thrombus aufzulösen, zum Beispiel durch gerinnungshemmende Mittel, die das Blut des Patienten „verdünnen“ und die weitere Thrombenbildung verhindern sollen. Ein Mittel, das sofort wirkt und injiziert wirdd, ist Heparin. Das zweite ist Warfarin, das in Tablettenform verabreicht wird.

Prognose

Bei der oberflächlichen Thrombophlebitis ist die Prognose sehr gut. Das einzige Problem ist, dass es oft zu Rückfällen kommt, vor allem bei Patienten, die an Krampfadern leiden. Nach ungefähr einer Woche klingt die Entzündung – und mit ihr der Schmerz und die Druckempfindlichkeit – gewöhnlich ab; in hartnäckigen Fällen kann die entzündete Stelle noch viele Wochen lang empfindlich bleiben. Manchmal bleibt nach Abklingen der akuten Entzündung eine braune Verfärbung der Haut zurück. Wenn eine Venenthrombose rechtzeitig behandelt wird, heilt sie vollständig ab.

Bei manchen Patienten entwickelt sich trotz der Behandlung ein „postphle-bitisches Syndrom“. Die Schwellung am Knöchel geht nicht immer zurück, und später können sich Geschwüre bilden. Zur Behandlung werden Stützstrümpfe getragen und Tabletten verabreicht, die den Körper entwässern, daher Ödeme zurückbilden sollen. Die Geschwüre müssen unter Umständen operiert werden. In einigen Fällen sind auf Grund der Venenentzündung die Venenklappen der Unterschenkel zerstört: Es bilden sich große Venen, die das oberflächliche mit dem tiefen Venensystem verbinden.

Hat sich erst einmal ein Geschwür gebildet, hilft in vielen Fällen nur eine chirurgische Behandlung, bei der diese Venen abgebunden werden. Selbst in Fällen, in denen sich kein postphlebitisches Syndrom entwickelt, können die Schmerzen und Schwellungen im Anschluss an eine schwere tiefe Venenthrombose noch mehrere Wochen lang anhalten. Irgendwann geht die Schwellung zwar zurück, aber es kann sein, dass das betroffene Glied jeweils gegen Ende des Tages leicht anschwillt. Zur Abhilfe sollten Stützstrümpfe getragen und die Beine hochgelegt werden; auch Bewegung tut gut, wenngleich der Patient in einem frühen Stadium Mühe haben wird, längere Strecken zu gehen.