Schwere Darmerkrankungen können einen Menschen stark beeinträchtigen. Das ist auch bei der ulzerierenden Kolitis der Fall. Doch lässt sich deren Verlauf vielfach mit modernen Medikamenten unter Kontrolle bringen.
Die ulzerierende Kolitis zählt zu den chronischen, das heißt immer wiederkehrenden Erkrankungen. Die lateinische Bezeichnung gibt an, worum es sich genau handelt: eine Dickdarmentzündung mit Geschwürbildung (von lat. Colon – Dickdarm, Colitis – Dickdarmentzündung und Ulcus – Geschwür). Die Symptome sind oft sehr quälend, denn der Kranke ist zeitweise zu häufigem Stuhlgang gezwungen.
Eine andere Form der chronischen Darmerkrankung ist der Morbus Crohn. Hierbei handelt es sich um geschwürige Entzündungen mit häufiger Bildung von Fisteln, abnorme Verbindungsgänge von Hohlorganen an die Körperoberfläche oder zu anderen inneren Organen. In dreißig bis vierzig Prozent der Fälle ist neben dem Dickdarm auch der Dünndarm betroffen. In nur zehn Prozent der Fälle beschränken sich die entzündlichen Veränderungen auf den Dickdarm. Bei diesen Patienten erweisen sich die Abgrenzung zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa und damit die Diagnose als sehr schwierig.
Welche Ursache der ulzerierenden Kolitis eigentlich zugrunde liegt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Generell lässt sich nur sagen, dass sie eine Reaktion des Dickdarms auf verschiedene Reize ist. Auslöser können diverse Faktoren und Umstände sein. Eine wichtige Rolle spielen wahrscheinlich Infektionen, die durch Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden. Auch wird in der Fachwelt diskutiert, ob den Betroffenen nicht bestimmte schützende Substanzen in der Darmschleimhaut fehlen. Möglicherweise verbergen sich hinter der Colitis ulcerosa Lebensmittelallergien. Im Vordergrund der Debatten und Untersuchungen stehen jedoch Störungen des Immunsystems sowie psychosomatische Zusammenhänge, also die seelisch-körperlichen Wechselwirkungen bei der Entstehung von Krankheiten.
Die psychische Grundstruktur dieser Patientengruppe ist nämlich durch starke Hilfs- und Hoffnungslosigkeit sowie ein großes Anlehnungsbedürfnis geprägt, das unterschwellig mit Aggressivität und Führungsanspruch einhergeht. Psychosomatische Faktoren müssen bei der Entstehung dieser Erkrankung eine große Rolle spielen, denn häufig tritt sie unter schweren seelischen Belastungen und akuten Konflikten auf. Die Annahme, dass der Colitis ulcerosa immunologische Störungen zugrunde liegen, wird durch den Nachweis bestimmter Antikörper (Abwehrstoffe des Immunsystems) gestützt. Man hat auch in zehn bis fünfzehn Prozent der Fälle eine familiäre Häufung festgestellt.
Krankheitsverlauf
Die Erkrankung beginnt oft schleichend mit Durchfall. Eventuell weist der Stuhl Blut und Schleim auf. Die Colitis ulcerosa kann aber auch akut auftreten und dann in kurzer Zeit zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen. Die Symptome sind jeweils von der Schwere und der Ausdehnung der Entzündungen abhängig. In leichteren Fällen – besonders wenn die Erkrankung auf den Mastdarm (Endteil des Dickdarms) beschränkt ist – kann der Stuhl normal geformt sein, und es kommt lediglich zu geringen Schleim- und Blutbeimengungen. Bei ausgedehntem Befall treten schwere wässrig-blutige Durchfälle mit schmerzhaftem Stuhldrang auf, bis zu dreißig mal am Tag. Während schwerer Krankheitsschübe hat der Patient Fieber und verliert Gewicht. Bei chronischem Verlauf sind die Betroffenen vielfach über längere Zeit symptomfrei
Die akut auftretende Form der Colitis ulcerosa kann auch heute noch zum Tod führen. Der Patient hat schwere wässrig-eitrig-blutige Durchfälle, hohes Fieber und heftige Leibschmerzen. Es kommt zu hohen Flüssigkeits-, Eiweiß- und Blutverlusten, so dass der Patient innerhalb kurzer Zeit äußerst gefährdet ist. Erschwert wird die Situation dadurch, dass der Organismus mit Bakteriengiften überschwemmt wird, die über die hochgradig entzündete Darmwand in den Körper gelangen. Arzt und Chirurg müssen schnell handeln, da der Darm immer mehr zum „toxischen Megacolon“ auftreibt und die Gefahr eines Darmdurchbruchs besteht.
Viele Colitis-Patienten leiden auch unter Symptomen, die auf Begleit- und Folgeerkrankungen zurückgehen. Dazu zählen die Thromboseneigung, in etwa fünf Prozent der Fälle eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke und darüber hinaus ein Hautausschlag, der vorwiegend an den Beinen in Form harter, roter und münzgroßer Knoten auftritt (Erythemanodusuml) Spätfolgen sind Leberschädigungen und Dickdarmkrebs. Besteht die Krankheit über zehn Jahre, entwickelt sich bei etwa zwei Prozent der Patienten ein Karzinom (Krebs) , nach zwanzig Jahren schon bei zehn bis fünfzehn Prozent.
Die Diagnose
Die wichtigste diagnostische Maßnahme ist die Koloskopie oder Endoskopie, eine Spiegelung des Dickdarms oder des gesamten Darms. Der Arzt führt ein flexibles Rohr in den Darm ein, durch das er mit einer winzigen Spiegelvorrichtung den Zustand der Darmschleimhaut erkennen kann. Liegt eine „Colitis ulcerosa“ vor, ist diese geschwollen, samtrot und fängt bei Berührung leicht zu bluten an. Ist die Erkrankung sehr ausgeprägt, zeigt die Schleimhaut Geschwüre und narbige Veränderungen. Weitere Informationen über das Ausmaß einer Colitis liefern Röntgenaufnahmen, für die der Darm mit einem Kontrastmittel sichtbar gemacht wird. Gelegentlich werden Zellproben genommen und untersucht.
Therapie
Behandelt wird die Colitis ulcerosa heutzutage mit Azulfidinen. Diese nicht antibiotisch wirkenden Medikamente müssen auch zwischen den Krankheitsschüben genommen werden. In schweren Fällen und bei ausgeprägten Schüben erfolgt zusätzlich die Gabe von Kortikosteroiden. Sie werden rektal als Zäpfchen oder als Einlauf verabreicht. Steroide gibt es aber auch in Tablettenform. Bei einem Schub sollte der Patient Bettruhe einhalten. Es gibt keine spezielle Diät. Nützen die Medikamente nichts, wird eine Kolektomie durchgeführt, d. h. der Dickdarm in aller Regel entfernt und ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter, Stoma) angelegt.