Taubheitsgefühl

Taubheitsgefühl ist ein Symptom dafür, dass Nerven, die normalerweise Empfindungen ans Gehirn weiterleiten, auf irgendeine Weise geschädigt sind. Taubheitsgefühle der einen oder anderen Art hat von Zeit zu Zeit jeder einmal. Die Ursache ist meist offensichtlich – man hat sich am Finger gestoßen oder bei Kälte mit bloßen Händen gearbeitet, und der Zustand hält nicht lange an.

Ein Taubheitsgefühl kann aber auch ein Hinweis auf eine Krankheit sein, die unter Umständen unangenehme Folgen hat, wenn sie nicht ernst genommen und entsprechend behandelt wird. Jede Taubheit, die länger als etwa eine Woche anhält, sollte deshalb Anlass sein, zum Arzt zu gehen. Ein Taubheitsgefühl stellt sich ein, wenn die normale Empfindungsfähigkeit verloren geht, vor allem im Hinblick auf den Tastsinn. Wenn der Empfindungsverlust vollständig ist, spricht man von Anästhesie; ist er nur partiell, wie bei eingeschlafenen Gliedmaßen, bezeichnet man ihn als Parästhesie.

Ursachen

Das Taubheitsgefühl ist im wesentlichen auf eine Funktionsstörung der sensiblen Nerven (Empfindungsnerven) zurückzuführen. Diese Nerven leiten Meldungen darüber, was in einem bestimmten Körperteil und in seiner Umgebung geschieht, ans Gehirn weiter. Wird der sensible Nerv geschädigt oder irgendwie beeinträchtigt, kann die Meldung das Gehirn nicht erreichen, und es entsteht ein Taubheitsgefühl. Eine Schädigung von sensiblen Nerven kann von einer Funktionsstörung der motorischen Nerven begleitet sein, die denselben Körperteil versorgen. Wenn das Gehirn die Meldung über die sensiblen Nerven erhält, aktiviert es die motorischen Nerven, die daraufhin Meldungen an die Muskeln senden, so dass eine bestimmte Bewegung ausgeführt werden kann.

Eine vollständige oder teilweise Funktionsstörung der motorischen Nerven führt dazu, dass der betreffende Körperteil geschwächt oder gänzlich bewegungsunfähig und gelähmt wird. Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen treten oft gemeinsam auf, da die sensiblen und motorischen Nerven in vielen Körperteilen dicht nebeneinander verlaufen und deshalb oft gleichzeitig geschädigt werden.

Häufige Störungen

Taubheitsgefühle können auf verschiedenen Störungen der sensiblen Nerven beruhen. Eine häufige Ursache ist die Durchtrennung eines Nervs. Beispielsweise werden durch eine tiefe Schnittverletzung der Haut die in diesem Bereich vorhandenen Nerven durchtrennt, so dass in einem begrenzten Bereich keinerlei Empfindungen mehr möglich sind. Anhaltender Druck auf einen sensiblen Nerven kann ebenfalls ein Taubheitsgefühl hervorrufen, das als das Kribbeln „eingeschlafener“ Gliedmaßen bekannt ist. Die normale Funktion eines Nervs kann auch durch eine Nervenentzündung (Neuritis) beeinträchtigt werden. Krankheiten, bei denen eine Neuritis auftreten kann, sind unter anderem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Unterernährung, Alkoholismus sowie be stimmte Virusinfektionen.

Die Behandlung bei Taubheitsgefühlen hängt davon ab, ob der Nerv dauerhaft oder vorübergehend geschädigt ist. Durchtrennte Nerven wachsen manchmal von allein wieder zusammen, wenn die Wunde heilt, und der betreffende Körperteil wird wieder empfindungsfähig. Oft bleibt der Empfindungsverlust jedoch bestehen, weil die nervliche Versorgung des Bereichs nicht wiederhergestellt wird. Dafür gibt es zwei Ursachen. Zum einen sind die in die Haut führenden Nervenfasern äußerst fein und können bei einer Verletzung nicht nur durchtrennt, sondern auch verschoben werden. In diesem Fall können sie in der Regel nicht mehr zusammenwachsen. Zum anderen besitzt das Nervengewebe von allen Körpergeweben die geringste Regenerationsfähigkeit (regenerieren = sich erneuern).

Werden große Nerven durchtrennt – beispielsweise in tiefen Fleischwunden in Armen und Beinen – so wird in der Regel versucht, die durchtrennten Nerven auf operativem Wege wieder zu verbinden.

Vorübergehender Druck

Taubheitsgefühl infolge vorübergehenden Drucks auf einen Nerv verschwindet im allgemeinen vollständig, sobald der Druck aufhört. War der Druck jedoch sehr stark und hat er lange Zeit angehalten, können einzelne Nervenfasern abgestorben sein, und dann bleibt das Taubheitsgefühl für immer bestehen.

Die Behandlung bei Taubheitsgefühlen infolge einer Neuritis besteht darin, dass man die zugrunde liegende Ursache bekämpft. Im allgemeinen wird die Empfindungsfähigkeit voll wiederhergestellt, weil diese Erkrankungen nur die normale Funktion der Nerven beeinträchtigen, sie aber nicht zerstören.