Polypen sind Wucherungen, die sich in der Schleimhaut bilden und gestielt sind. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff auch verwendet, um vergrößerte und geschwollene Rachenmandeln, Adenoide, zu bezeichnen.
Polypen entstehen durch eine Wucherung der Schleimhaut, die dadurch einen deutlichen Auswuchs zeigt. Sie können einzeln oder in großer Anzahl auftreten, sich bereits kurz nach der Geburt oder auch im späteren Leben entwickeln. Die möglicherweise betroffenen Bereiche sind Nase, Kehlkopf, Magen oder Darm. Die meisten Polypen sind gutartig, einige verändern sich bösartig, und manche sind von Anfang an bösartig.
Generell kann man sagen, dass sich überall dort, wo Organe und Körperhöhlen mit Schleimhaut ausgekleidet sind, Polypen bilden können. Nasenpolypen nehmen ihren Ausgang in den Nasennebenhöhlen, meist den Kieferhöhlen. Wachsen sie in die jeweilige Nasenhöhle hinein, spricht man von Nasenpolypen. Sie kommen bei Menschen vor, die häufig erkältet sind oder oft Heuschnupfen haben.
Nasenpolypen
Wiederholen sich Entzündungen in den Nasennebenhöhlen oder sind sie sogar chronisch geworden, ist besonders darauf zu achten, ob sich Polypen gebildet haben. Diese verkleben nämlich unter Umständen die engen Verbindungskanäle zwischen den Nebenhöhlen und der Nase, und es entsteht daraus womöglich eine gefährliche eitrige Nebenhöhlenentzündung.
Umgekehrt können auch die Polypen Nebenhöhlenentzündungen verursachen, weil sie die Verbindungskanäle zwischen Nasenhöhlen und Nebenhöhlen blockieren, die Belüftung unterbinden und dadurch ein günstiges Milieu für die Ansiedlung und Vermehrung von Bakterien geschaffen wird. Nasenpolypen machen sich dadurch bemerkbar, dass die Nasenhöhlen verstopft sind oder dass es über eine längere Zeit zu einem übermäßigen Ausfluss aus der Nase kommt. Die Polypen können von einem Arzt mit Hilfe eines speziellen Sichtgeräts diagnostiziert werden. Sie sind leicht unter Vollnarkose zu entfernen. Dabei werden sie mit einer Drahtschlinge am Stiel abgetrennt. Trotz sorgfältiger Operation können bei einem Fortbestehen der Ursachen, wie etwa Heuschnupfen oder Nebenhöhlenentzündungen, die Polypen nachwachsen.
Darmpolypen
Darmpolypen entwickeln sich am häufigsten im Dickdarm, werden aber auch manchmal im Dünndarm gefunden – besonders bei angeborenen Darmerkrankungen, die allerdings selten sind. Polypen im Dickdarm können einzeln oder gehäuft auftreten, ein geringes Ausmaß oder auch eine Größe von bis zu drei Zentimetern im Durchmesser haben. Bei dem Leiden, das als familiäre generalisierte Polypose bezeichnet wird, bilden sich Hunderte von kleinen Polypen im Kolon (längster Teil des Dickdarms). Es tritt in einigen Familien gehäuft auf. Das Risiko, dass sich ein oder mehrere dieser Polypen zu bösartigen Geschwülsten verändern, ist groß. Deshalb wird der betroffene Darmabschnitt entfernt und der Dünndarm mit dem restlichen Dickdarm verbunden.
Symptome
In den meisten Fällen sind die Dickdarmpolypen jedoch nicht erblich bedingt, und sie erscheinen im unteren Teil des Dickdarms, dem Sigma. Der Betroffene kann Blut oder Schleim im Stuhl haben. Häufig kommt es bei Dickdarmpolypen zu einseitigen Unterbauchschmerzen und schmerzhaftem Stuhlgang. Die Ursache kann der mit Krämpfen verbundene Versuch des Darms sein, den oder die Polypen abzustoßen. Darüber hinaus stellen sich Funktionsstörungen der Darmschleimhaut ein, insbesondere bei mehreren Polypen. Die Folge ist ein Verlust an Wasser, Eiweißen, Natrium und Kalium.
Darmpolypen können mit einem Endoskop untersucht werden. Das Endoskop ist ein langes, flexibles Sichtgerät, das durch die Windungen des Dickdarms geleitet werden kann. Um die Diagnose abzusichern, wird eventuell auch eine Kontraströntgenaufnahme gemacht. Dazu gibt der Arzt ein Kontrastmittel in den Darm. Polypen sollen nach Möglichkeit entfernt werden: erstens wegen der damit verbundenen Symptome und zweitens wegen ihrer Tendenz, sich bösartig zu verändern, wenn sie größer als ein Zentimeter im Durchmesser werden. Kleine Polypen können durch ein Endoskop entfernt werden. Sind sie aber groß oder zu viele, muss operiert werden.
Aussichten
Diagnose und Therapie von Polypen bereiten der heutigen Medizin mit ihrer modernen Technik keine Probleme. Auch die Nachsorge und die vorsorgliche Kontrolle über die weitere Entwicklung der betroffenen Schleimhautbereiche sind für den Patienten heutzutage keine Belastung mehr.
Polypen im Rachen
Im Volksmund wird der Begriff Polypen häufig verwendet, um Schwellungen bzw. Wucherungen der Rachenmandeln zu bezeichnen. Dieser Sprachgebrauch trifft aber keineswegs den medizinischen Sachverhalt. Es handelt sich dabei nämlich nicht um echte Polypen, also um Wucherungen der Schleimhaut, sondern um Vergrößerungen bzw. Schwellungen der Rachenmandeln. Korrekt bezeichnet man sie als Adenoide.
Funktion der Rachenmandeln
Die Rachenmandeln sind von Geburt an vorhanden, bilden sich aber noch vor der Pubertät weitgehend zurück. Am stärksten sind sie zwischen dem zweiten und dem fünften Lebensjahr. In dieser Zeit durchlaufen die Kinder die verschiedenen Typen von Infektionen, wobei die Mandeln als Teil des Immunsystems eine wichtige Rolle spielen. In den Rachenmandeln befinden sich nämlich zwei Sorten weiße Blutkörperchen, die Lymphozyten und Leukozyten, die eindringende Erreger bekämpfen. Die Rachenmandeln liegen im Dach des Rachenraums, und zwar so, dass all die Erreger, die durch die Nase eingeatmet werden, aus der Atemluft abgefangen und vernichtet werden. Kommen die Mandeln häufig mit Erregern in Kontakt, können sie überfordert sein und sich chronisch entzünden. Sie schwellen an und sind mit Eiter belegt.
Adenoide
Wenn die Rachenmandeln aufgrund einer Infektion anschwellen, behindern sie den Luftstrom durch den Nasenausgang, so dass das betroffene Kind durch den Mund atmet. Das kann heftiges Schnarchen zur Folge haben. Der eingeengte Nasen-Rachen-Raum bewirkt darüber hinaus eine nasale Sprache. „M“ hört sich wie „b“ an und „n“ wie „d“. Das Atmen durch den Mund trocknet diesen aus, und das Kind bittet häufig um ein Getränk. Außerdem entsteht Eiter. Dieser zeigt sich als grünlich-gelber Ausfluss aus der Nase – im Unterschied zum klaren, wässrigen Ausfluss einer „laufenden“ Nase bei Schnupfen. Das Kind zieht den Eiter hoch, um ihn loszuwerden, aber dann läuft er die hintere Rachenwand hinunter und verursacht Hustenreiz.
Der Husten wird nachts besonders deutlich und ist ein typisches Zeichen für entzündete Rachenmandeln. Morgens erbricht das Kind eventuell den über Nacht geschluckten Eiter. Geschwollene Rachenmandeln blockieren in vielen Fällen die bei den Verbindungskanäle zwischen Mittelohren und Nasen-Rachen-Raum, die Eustachischen Röhren. Die Hauptgefahr ist, dass die natürlichen Absonderungen im Ohr nicht abfließen. Dies führt unter Umständen zu Problemen. Zum einen können die Gehörknöchelchen im Mittelohr durch das gestaute Sekret verkleben – was das Hörvermögen beeinträchtigt. Zum anderen wird das Sekret möglicherweise entzündlich, und es entwickeln sich Mittelohrentzündungen. Diese sind in den meisten Fällen sehr schmerzhaft.
Behandlung
Gurgeln nützt nichts. Medikamente mit abschwellender und entzündungshemmender Wirkung werden als Nasen- oder Rachenspray gegeben. Eventuell müssen Antibiotika genommen oder die Rachenmandeln operativ entfernt werden.