Plastische Chirurgie


Brückentransplantate

Oft ist es jedoch notwendig, einen Hautlappen oder ein Brückentransplantat zu benutzen, um einen Defekt wirkungsvoll zu decken. Ein Lappen besteht aus Haut und Fett oder Haut, Fett und Muskel. Im Gegensatz zum Hauttransplantat darf beim Hautlappen die Blutversorgung während der Übertragung nicht unterbrochen werden, damit er wieder anwachsen kann. Bei der Verwendung der Spalthauttransplantate wird die Haut von einem Körperteil entnommen und auf die beschädigte Stelle gelegt, die zuvor sorgfältig gesäubert und sterilisiert wird. Diese Vorbereitung kann sich bei stationärer Behandlung über die Dauer von mehreren Tagen oder Wochen hinziehen oder geschieht in manchen Fällen unter Narkose im Operationssaal. Ob die Vorbereitungen unter Narkose vorgenommen werden oder nicht, hängt von der Art des Schadens ab. Beispielsweise kann ein Geschwür am Bein, das die Folge einer gestörten Venenfunktion ist, infiziert sein. Die Behandlung dieses entzündeten Geschwürs kann sich über Tage oder Wochen hinziehen, bevor die Verpflanzung vorgenommen wird. Ein von einer Operation zurückbleibender Schaden kann direkt gedeckt werden. Eine Infektion unter einem Transplantat führt oft zu einem Abstoßen des Transplantats. Wenn der zu deckende Bereich vorbereitet ist, wird das Hauttransplantat entnommen. Dazu wird ein Dermatom verwendet. Dieses Instrument gibt es in zwei Ausführungen: Die eine ähnelt einer großen Rasierklinge mit der Möglichkeit, die Stärke des Transplantats zu bestimmen, die andere ist ein elektrisches Messer, das wie ein Hobel über die Haut geführt wird. Diese Instrumente ermöglichen dem Chirurgen, eine extrem dünne Hautschicht zu entnehmen, die lebendige Zellen enthält. Wird ein zu dicker Hautlappen entnommen, kann die Haut nicht mehr nachwachsen, und der Patient würde an der Entnahmestelle einen Schaden zurückbehalten. Ein Spalthautlappen besteht aus einer hauchdünnen, transparenten Schicht. Er muss überaus vorsichtig behandelt werden, um eine Beschädigung zu vermeiden. Der Spalthautlappen wird deshalb gewöhnlich auf Vaseline-Gaze ausgebreitet. Das ermöglicht es, den Spalthautlappen auf die benötigte Größe zurechtzuschneiden, um die beschädigte Stelle zu decken. Die Haut wird dann auf die betroffene Stelle gelegt und entweder in der entsprechenden Position festgenäht oder durch einen speziellen Verband gehalten. Der Entnahmebereich wird mit Vaseline-Gaze und einem Druckverband bedeckt. Sowohl an der Entnahme- als auch an der Empfängerstelle wird der Verband im allgemeinen für etwa sieben bis zehn Tage unverändert gelassen. Wenn der Verband zu früh vom Transplantat entfernt wird, besteht die Gefahr, dass es sich ablöst. Nach ungefähr einer Woche kann man beurteilen, ob das Transplantat angewachsen ist. Ist es angewachsen, erscheint es als ein gesunder rosafarbener Bereich; anderenfalls sammelt sich Flüssigkeit unter dem Transplantat, auf der es „schwimmt“ und somit keinen Kontakt mehr zur Wundfläche hat.

Die Blutversorgung

Benutzt ein Chirurg einen Hautlappen oder ein Stilhauttransplantat, hebt er den größten Teil des Gewebelappens ab, lässt ihn aber an einem Ende mit dem Entnahmebereich verbunden. Dadurch bleibt der Lappen befestigt, wenn er am offenen Bereich festgenäht ist, und der Blutstrom wird nicht unterbrochen. Der Lappen wird erst restlos abgetrennt, wenn er eine eigene Blutversorgung gebildet hat. Ein großes Problem bei Hautverpflanzungen großer Flächen – besonders nach Verbrennungen – ist, dass der Patient nicht mehr genug unversehrte Haut hat, aus der Transplantate entnommen werden können. In diesen Fällen haben die Chirurgen zwei Möglichkeiten. Sie verwenden zum einen speziell bearbeitete Tierhaut, um eine Abstoßung zu verhindern. Dabei handelt es sich um eine vorübergehende Maßnahme, und die Tierhaut muss innerhalb relativ kurzer Zeit durch körpereigene Haut ersetzt werden. Zum anderen kann das für die Verpflanzung entnommene Hautstück so gedehnt werden, dass es eine große Fläche bedecken kann. Dazu schneidet der Chirurg beispielsweise das Transplantat in briefmarkengroße Stücke und legt sie auf die offene Wunde, oder er gibt das Transplantat in eine Maschine, die winzige Schlitze hineinschneidet und praktisch ein Netz daraus anfertigt. Das Transplantat kann dann auseinandergezogen werden und eine sehr viel größere Fläche bedecken. Beide Methoden beruhen darauf, dass die Haut von diesen „Hautinseln“ aus die Lücken schließt.

Knochenverpflanzung

Knochenteile können auch in einen Bereich übertragen werden, in dem beispielsweise infolge einer Verletzung der Schädel oder der Wangenknochen eingebrochen oder zusammengebrochen ist. Knochentransplantate werden meistens vom Becken oder von der Rippe entnommen, ohne bleibende Behinderungen zu verursachen. Ähnlich können Knorpeltransplantate vom Ohr entnommen und für die Nase verwendet werden. Obwohl bevorzugt Knochenmaterial vom Körper des Patienten selbst verwendet wird, ist es manchmal notwendig, Knochen von einer fremden Person zu nehmen. Solche Knochentransplantate werden jedoch vom Körper nicht ohne weiteres angenommen, so dass es oft Probleme bei der Verwendung vom Fremdtransplantaten gibt. Um diese Schwierigkeiten zu verringern, muss der Knochen besonders vorbereitet werden, bevor er verpflanzt wird. Aber trotzdem kann es zur Abstoßung kommen. Die Verwendung von Metallen und Kunststoffen anstelle von Knochen bringt häufig ähnliche Probleme mit sich. Als eine Alternative zu Knochenverpflanzungen experimentiert man heute in Amerika mit einer elastischen und verformbaren Masse, die sich zu einer knochenähnlichen Struktur verhärtet. Werden diese Experimente einmal erfolgreich sein, kommt dieses Verfahren wahrscheinlich bei vielen Operationen zur Anwendung. Alle chirurgischen Eingriffe hinterlassen Narben, auch die plastische Chirurgie bietet keine Ausnahme. Der plastische Chirurg wird jedoch bemüht sein, die unter den gegebenen Umständen unscheinbarste Narbe zu erreichen. Er kann den Eingriff und die Schnittführung so planen, dass die zurückbleibenden Narben durch natürliche Hautfalten verdeckt werden.

Vernarbung

Das Ausmaß der Narbenbildung nach einer plastischen Operation hängt von mehreren Faktoren ab; dazu gehören die Neigung des Patienten, verdickte (hyperthrophe) Narben zu bilden und ob sich eine Infektion in der Wunde entwickelt oder nicht. Natürlich hängt die Narbenbildung auch von der Art der Operation ab. Die Narbe kann herausgeschnitten (exzidiert) und die Hautränder wieder zusammengenäht werden. Der Chirurg wird dabei verhindern, dass die Verhältnisse, die die ursprüngliche Narbe verursacht haben (Infektion, Blutung in die Wunde oder zuviel Spannung auf den Nähten), nicht wieder auftreten. Er kann mehrere Stiche in die Haut setzen, so dass die Spannung von den Hauträndern genommen wird. Das heißt, dass die Fäden voraussichtlich schon zwei oder drei Tage nach der Operation gezogen werden können und somit kaum die Möglichkeit besteht, dass die Nähte eine Stichnarbe hinterlassen. Das kosmetische Ergebnis ist bei der Verwendung eines Spalthautlappens oft nicht so gut wie bei einem Ganzhauttransplantat. Ein Ganzhauttransplantat muss entweder sehr klein sein oder erfordert komplizierte Operationen zum Übertragen des Gewebes und der gleichzeitigen Beibehaltung seiner eigenen Blutversorgung.

Einige plastische Operationen können äußerst erfolgreich sein, beispielsweise bei der Behandlung angeborener Missbildungen wie Polydaktylie und Syndaktylie. Ein Kind etwa, das mit zusammengewachsenen Fingern oder Zehen geboren wird, kann am Anfang scheinbar unüberwindliche Sorgen bereiten, die aber durch eine plastische Operation behoben werden können. Gute Ergebnisse werden auch bei der Behandlung von Verbrennungen im Gesicht, Wunden oder Narben erzielt. Andere Maßnahmen, bei denen die Haut oder Muskeln im Körper übertragen werden müssen, erfordern oft viele Operationen und manchmal sogar mehrere Monate Aufenthalt im Krankenhaus.