Pest

Die Pest hat in der Vergangenheit die Bevölkerung ganzer Erdteile dezimiert. Aber auch heute noch kann die Pest in vielen Teilen der Welt ausbrechen.

Als Pest bezeichnete man früher jede Epidemie, die zahlreiche Todesopfer forderte. Heute versteht man darunter ausschließlich die Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen wird. Dieses Bakterium wurde 1894 in Hongkong von dem französischen Arzt Yersin entdeckt. Es hat in der Vergangenheit drei große Pestepidemien gegeben, die ungezählte Menschenleben forderten.

Die erste ereignete sich im sechsten Jahrhundert, dauerte über 50 Jahre und verbreitete sich über die ganze römische Welt. Die zweite Epidemie, der sogenannte Schwarze Tod, richtete im 14. Jahrhundert unvorstellbare Verheerungen in Europa an. Man hat geschätzt, dass damals ein Viertel der gesamten Bevölkerung an der Pest zugrunde ging. Die Pest von London in den Jahren 1664/65 war nicht Teil einer größeren Epidemie, trotzdem aber furchtbar genug. In einem einzigen Jahr fielen ihr 70.000 der insgesamt 460.000 Einwohner der Stadt zum Opfer. Die jüngste Epidemie begann 1855 in China und verbreitete sich in mehr als 60 Jahren über die ganze Welt. Die amtlich festgestellte Zahl der Pesttoten betrug in den 21 Jahren von 1896 bis 1917 weltweit über zehn Millionen.

Ursache

Die Pest ist ursprünglich eine Krankheit der Nagetiere, zum Beispiel von Ratten. Der Erreger, das Bakterium Yersinia pestis, wird von ihnen auf den Menschen übertragen. Dies geschieht vor allem durch Flöhe, die als Parasiten auf Ratten leben. Der Floh infiziert sich bei der Ratte, wenn er ihr Blut saugt, und infiziert seinerseits den Menschen, wenn er ihn sticht. Von der Infektionsstelle aus wandert der Erreger in die nächsten Lymphknoten, wo nach zwei bis fünf Tagen Einblutungen erfolgen. Es bilden sich bläulich verfärbte Lymphknotenschwellungen, die als Bubonen (Beulen) bezeichnet werden. Deshalb nennt man diese Erscheinungsform der Pest auch Bubonenpest oder Beulenpest. Die Bubonen können abheilen, nach außen aufbrechen oder zu einer Einschwemmung der Pesterreger in den Organismus führen.

Die Symptome sind plötzliches hohes Fieber, Kopfschmerzen, Lichtscheu, Störungen im zentralen Nervensystem und Kreislaufkollaps. Sie werden durch das Freiwerden von Bakteriengiften als Folge des Bakterienzerfalls verursacht. Unmittelbare Folge ist auch eine massive Störung der Blutgerinnung, die zu schwersten Einblutungen in den Organismus führt. Durch diese großflächigen Einblutungen unter die Haut erhielt die Pest den Namen „Schwarzer Tod“. Die Überschwemmung des Organismus mit Pestbakterien und die schweren Symptome wie Kreislaufkollaps führen meist innerhalb weniger Stunden zum Tod.

Bei Aussaat der Bakterien in den Lungenkreislauf wird eine sehr gefürchtete schwere Lungenentzündung (Lungenpest) ausgelöst, die fast immer schnell zum Tode führt. Durch Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen steckt ein an Lungenpest Erkrankter seine Umgebung in kürzester Zeit an.

Behandlung und Vorbeugung

In schwersten Fällen, bei denen sich die Bakterien bereits im Lungenkreislauf ausgebreitet haben, ist keine Erfolg versprechende Behandlung mehr möglich. Weniger schwere Fälle lassen sich mit Antibiotika behandeln. Die wirksamsten Antibiotika sind Sulfonamide, Streptomyzin und Tetrazyklin, die in hohen Dosierungen verabreicht werden. Ohne Behandlung verläuft ein Drittel bis die Hälfte aller Fälle tödlich. Zu den Maßnahmen, die bei einer Epidemie ergriffen werden müssen, gehört die strenge Isolierung aller Erkrankten. Die Quarantäne für Kontaktpersonen dauert sechs Tage. Von größter Wichtigkeit, auch für die generelle Vorbeugung, ist die Rattenbekämpfung.

Die Pestgefahr heute

Die Pest kommt immer noch bei wild lebenden Nagetieren in aller Welt mit Ausnahme Australiens vor, und in Asien, Afrika, Südamerika und sogar Nordamerika erkranken auch immer noch Menschen an dieser Seuche.