Rückgratverletzungen
Bei schweren Verletzungen des Rückgrats sind unter Umständen mehrere Wirbel gebrochen. Wenn die Bänder, die die Wirbel zusammenhalten, intakt geblieben sind, ist eine Verkrümmung des Rückgrats unwahrscheinlich, und die Verletzung heilt im allgemeinen relativ rasch und unkompliziert aus. Manchmal bricht die Wirbelsäule jedoch ganz durch und die Wirbel können sich gegeneinander verschieben. Dann besteht die Gefahr einer Verletzung des Rückenmarks, also der Nerven, die vom und zum Gehirn führen, welche durch die Mitte eines jeden Wirbelkörpers verlaufen. Eine solche Verletzung kann eine Lähmung der Beine zur Folge haben, wenn sich der Bruch im unteren Teil des Rückgrats befindet. Eine Fraktur der Halswirbelsäule kann eine Quadriplegie zur Folge haben, eine Lähmung aller vier Gliedmaßen. Jede Rückgratverletzung muss im Anfangsstadium mit größter Sorgfalt behandelt werden, damit eine etwa vorhandene Rückgratverkrümmung sich nicht verschlimmert. Sachkundige erste Hilfe ist deshalb von großer Bedeutung. Wird eine Fraktur diagnostiziert, kann es erforderlich sein, das Rückgrat zu stabilisieren. Dies kann man durch Streckung erreichen, wobei die Zugkraft an den Beinen oder dem Becken angesetzt wird, wenn der Bruch im unteren Teil des Rückgrats liegt, oder am Schädel, wenn sich die Fraktur im oberen Teil des Rückgrats oder in der Halswirbelsäule befindet. Häufig wird zur Stabilisierung auch ein Thoraxdiademgips verwendet, bei dem die ganze Brust und der Kopf eingegipst werden. Bei schwersten Rückgratverletzungen muss oft operiert werden, um die gebrochenen Wirbel mit Metallplatten zu stabilisieren, die mit Schrauben oder Drähten an den Wirbeln befestigt werden. Führt eine Rückgratverletzung zu einer Lähmung, wird eine langfristige Behandlung erforderlich. Ein einzelner Bruch des Beckens kann relativ leicht verheilen, aber schwere, multiple (vielfache) Frakturen des Beckens, wie sie bei Verkehrsunfällen häufig vorkommen, erfordern eine orthopädische Spezialbehandlung.
Da die Beckenknochen die Beine mit dem Rückgrat verbinden, müssen Beckenbrüche sorgfältig behandelt werden, damit eine langfristige Behinderung ausgeschlossen wird. Beckenbrüche können auch von Verletzungen der Blase, des Darms oder der Geschlechtsorgane begleitet sein. Oft ist deshalb bei schweren Beckenbrüchen eine Notoperation unumgänglich, um ein inneres Verbluten zu verhindern. Die Knochenteile werden eingerichtet und dann mit Schrauben oder Drähten möglichst genau in ihrer ursprünglichen Lage befestigt.
Sehnenriss
Ein Riss der Achillessehne, die an der Ferse ansetzt, ist eine häufig vorkommende Verletzung. Der Riss der Sehne ist von einem jähen Schmerz begleitet, und der Patient hat auch anschließend erhebliche Beschwerden. Die Behandlung besteht darin, dass entweder die Sehne angenäht oder das Fußgelenk in Gips gelegt wird. Sehnen brauchen sechs Wochen, um wieder zusammenzuwachsen. Es ist möglich, dass sie während dieser Zeit erneut reißen oder mit dem umgebenden Gewebe verwachsen. Das ist besonders bei Sehnen, die zu den Fingern führen, kompliziert, da der Schaden nur durch eine Operation ganz zu beheben ist.
Verrenkung
Die Einrichtung einer Verrenkung ist im allgemeinen eine Routineangelegenheit, wenn der Patient unter örtlicher Betäubung völlig entspannt ist. Problematisch kann es jedoch werden, wenn eine Verrenkung immer wieder auftritt, beispielsweise wenn durch die erste Verrenkung eines Schultergelenks die Bänder und sonstigen Gewebe in der Umgebung des Gelenks geschwächt wurden. In diesem Fall müssen die Bänder des Gelenks chirurgisch gestrafft werden. Gelenkverletzungen führen oft zu einer Versteifung, und dann muss versucht werden, die Beweglichkeit durch Krankengymnastik wiederherzustellen und die Muskeln zu kräftigen. Eine Knochenentzündung (Osteomyelitis) ist eine relativ seltene Erkrankung, die jedoch schwer verlaufen kann. Solche Entzündungen werden in der Regel von orthopädischen Chirurgen behandelt. Entweder werden Teile der entzündeten Knochensubstanz operativ entfernt, oder man versucht die Entzündung zu heilen, indem man Löcher in den Knochen bohrt, damit der Eiter abfließen kann.
Arthritis
Es gibt viele verschiedene Arten von Arthritis (Gelenkentzündung mit Deformierung der Gelenke), aber die häufigsten sind die rheumatoide Arthritis und die Gichtarthritis und die Arthritis nach rheumatischem Fieber. Rheumatoide Arthritis wird im allgemeinen von einem Rheumatologen (einem auf die Behandlung rheumatischer Erkrankungen spezialisierten Arzt) mit Medikamenten behandelt. Die Krankheit kann verschiedene Gelenke befallen, schädigt aber auch die Sehnen. Ein orthopädischer Chirurg legt in manchen Fällen die Sehnen frei, die dadurch wieder beweglicher werden. Manchmal operiert er auch, um die Deformierung von Gelenken zu verringern oder um bei schwerer Schädigung ein künstliches Gelenk einzusetzen. Die Arthritis nach rheumatischem Fieber befällt in der Regel größere Gelenke wie Hüft- und Kniegelenk, doch können auch Hände und Füße in Mitleidenschaft gezogen werden.
Gelenkersatz
In den letzten Jahren hat die Entwicklung neuer technischer Verfahren und neuer Werkstoffe den operativen Ersatz ganzer Gelenke möglich gemacht. Die häufigste Operation dieser Art ist der Hüftgelenkersatz, wobei ein Metallstift, dessen Ende kugelförmig ausläuft, und eine Gelenkpfanne aus Kunststoff mit Acrylzement in den Oberschenkelknochen und die Hüftgelenkpfanne einzementiert wird. Durch diese Operation lassen sich in sehr vielen Fällen die Schmerzen und Steifheit im Gefolge einer durch Abnutzung bedingten Arthrose (Gelenkverschleiß) lindern. Da sich ein solches Gelenk nach ungefähr zwanzig Jahren lockern kann, wird die Operation in der Regel nicht bei Patienten unter 50 Jahren angewandt.
Neue Entwicklungen
In der orthopädischen Chirurgie werden laufend neue Operationstechniken entwickelt. Operationen bei Deformitäten oder Verletzungen der Hand können die Wiederherstellung oder Übertragung von Sehnen sowie die Wiederherstellung von kleinen Blutgefäßen, Nerven und Bändern umfassen. Für die Feinarbeit bei der Operation verwendet der Chirurg oft ein Mikroskop. Mit solchen Verfahren kann man heute sogar abgetrennte Finger oder Gliedmaße wieder ansetzen.