Operationssaal

Früher wurde vor Studenten und fachkundigem Publikum in Hörsälen operiert, dann in Räumen, die in ihren Ausmaßen und der Einrichtung dem Hörsaal glichen. Diesen Umstand spiegelt der Begriff Operationssaal wider.

Heutzutage ist der Operationssaal in den meisten Krankenhäusern immer nur ein Teil eines großen Operationstraktes und wird von den Medizinern nüchtern Operationsraum genannt. In aller Regel gibt es sogar mehrere Operationsräume, denen Wasch- und Umkleideräume für das Operationsteam sowie verschiedene Vorbereitungsräume angegliedert sind. Zu ihnen zählen Narkoseräume, in denen die Patienten auf die Narkose vorbereitet oder auch schon narkotisiert werden, dann Sterilisierräume, in denen Instrumente keimfrei gemacht werden, und Räume, in denen sie anschließend auf fahrbaren Instrumententischen bereitgelegt werden. Außerdem gibt es Aufwachräume. In ihnen betreut das Personal die operierten Patienten, bis sie aus der Narkose aufwachen. Große Krankenhäuser verfügen meist über ein Dutzend Operationssäle, für die jeweils Stunden- bzw. Operationspläne erstellt werden, damit Zeit und Raum möglichst rationell genutzt werden.

Im vergangenen Jahrhundert entdeckte man, dass Infektionen von Operationswunden sich verhüten ließen, wenn man bestimmte Verfahren zur Abtötung von Bakterien in der Luft, an den Händen des Chirurgen und an den Instrumenten anwandte. Bis dahin infizierte sich praktisch jede Wunde, und die Gefahr war sehr groß, dass der Patient an einer Wundinfektion starb, auch wenn die Operation selbst erfolgreich verlaufen war. Heutzutage kommen Wundinfektionen dank der modernen Sterilisationsmethoden nur noch selten vor.

Sterilisation

Die Luft für einen Operationssaal wird durch Filter gereinigt, die auch Bakterien zurückhalten, und durch besondere Belüftungsschächte in die Operationssäle geleitet. Ein stets aufrechterhaltener, bestimmter Luftdruck sorgt dafür, dass die verbrauchte Luft durch verschiedene Entlüftungsschächte austritt. Zusätzlich wird durch einen speziellen Vorraum, eine Luftschleuse, verhindert, dass die Luft des übrigen Krankenhausbereichs mit der Luft eines Operationssaals in Kontakt kommt. Instrumente, Nahtmaterial und alle anderen Materialien, die während der Operation mit der Wunde in Berührung kommen, werden auf verschiedene Weise keimfrei gemacht. Gegenstände sterilisiert man in einem Autoklaven, einer Druckkammer, in der extrem heißer Dampf erzeugt wird. Einwegartikel werden im allgemeinen schon vom Hersteller durch Gammabestrahlung sterilisiert. Instrumente, die durch Erhitzung Schaden nehmen, werden zur Sterilisation mit chemischen Mitteln behandelt.

Spezialkleidung

Jede Person, die den Operationsbereich eines Krankenhauses betritt, muss Spezialkleidung tragen, einschließlich der Schuhe. Der Chirurg und seine Assistenten säubern sich Arme und Hände mit einem Desinfektionsmittel und tragen sterile Kittel und Gummihandschuhe. Alle Mitglieder des Operationsteams tragen Gesichtsmasken, damit keine Krankheitserreger aus ihrer Atemluft in, die Wunde gelangen. Die Haut des Patienten im Bereich des Operationsschnitts wird mit einer chemischen Substanz desinfiziert, und nach Beginn der Operation darf außer dem Chirurgen und seinen Assistenten niemand das Operationsfeld berühren. Der Chirurg selbst darf nichts berühren, was nicht sterilisiert wurde. Es sind jedoch noch mehrere andere Assistenten im Operationsraum, beispielsweise der Anästhesist und die Schwestern; sie dürfen allerdings keine sterilisierten Gegenstände und Materialien berühren. Die moderne Anästhesie erfolgt unter Einsatz hoch entwickelter Geräte. Mit diesen werden die Patienten beatmet und Atmung, Blutdruck, Herzschlag sowie Kreislauf kontrolliert. Ein Patient, bei dem eine größere Operation vorgenommen wird, enthält zunächst eine intravenöse Injektion mit einer Substanz, die ihn innerhalb von Sekunden tief betäubt. Die Injektion wird im Narkoseraum gegeben. Der Patient wird dann in den Operationsraum gerollt und während der Operation über ein Beatmungsgerät mit einer Mischung aus Sauerstoff und einem Inhalationsnarkotikum in Narkose gehalten, In vielen Fällen wird ein Beatmungsgerät verwendet, das das Sauerstoff-Narkotikum-Gemisch in die Lungen pumpt und auch aus ihnen absaugt. Der Einsatz dieses Geräts kann erforderlich sein, weil der Patient möglicherweise gleichzeitig mit dem Narkotikum ein Mittel zur Erschlaffung der Muskulatur erhält. Dieses Verfahren erleichtert dem Chirurgen die Arbeit; andererseits erschlafft aber auch die Atemmuskulatur, wodurch der Patient nicht mehr eigenständig atmen kann.

Chirurgische Instrumente

Es gibt buchstäblich Hunderte verschiedener chirurgischer Instrumente. Zusätzlich zu den Standard-Instrumenten, die bei jeder Operation gebraucht werden, wurden noch zahlreiche Spezialinstrumente entwickelt. Oft tragen sie, wie etwa die Kocher-Klemmen, den Namen des Erfinders – der ist meist unkomplizierter als die beschreibende Bezeichnung des Geräts. Die grundlegendsten chirurgischen Instrumente dienen entweder zum Schneiden, zum Halten oder zum Vernähen von Körpergewebe. Skalpelle gibt es in verschiedenen Formen und Größen, und alle sind rasiermesserscharf. Die Klingen werden im allgemeinen nur einmal verwendet, aber bestimmte Spezialskalpelle werden nach jeder Operation von einem Techniker nachgeschärft und erneut verwendet. Instrumente zum Halten von Geweben sind beispielsweise Zangen und Wundhaken. Zangen dienen dazu, eine Gewebsschicht von einer anderen zu trennen, Wundhaken dazu, Gewebe auseinanderzuhalten. Mit Kocher-Klemmen werden Gewebelappen befestigt und auch kleine Blutgefäße abgeklemmt, damit die Blutung gestoppt wird. Oft werden während einer einzigen Operation 50 bis 60 solcher Klemmen gebraucht. Wundhaken sind große Instrumente, mit denen man die Ränder eines Einschnitts auseinanderzieht, so dass die darunter liegenden Gewebe für den Chirurgen zugänglich werden. Oft muss ein Assistent den Wundhaken halten, aber manche bleiben auch von selbst in der richtigen Lage, nachdem sie in dem Einschnitt angebracht sind. Genäht werden kann die Wunde mit verschiedenen Fäden. Katgut wird für Nähte im Körperinnern verwendet, weil es sich in wenigen Tagen auflöst. In dieser Zeit sind die Gewebe zusammengeheilt. Manchmal wird wegen der größeren Haltbarkeit auch Nylonfaden verwendet, der sich nicht auflöst. Gelegentlich näht der Chirurg sogar mit Draht, zum Beispiel Silberdraht. Er wird zum Nähen des Brustkorbs nach Herzoperationen verwendet.

Die zum Nähen verwendeten kleinen, gebogenen Nadeln werden zur besseren Handhabung oft in einen Nadelhalter geklemmt. Damit die Naht hält, wenden die Chirurgen eine raffinierte Technik an. Im allgemeinen wird jede Schlinge mit einem besonderen, daher dem chirurgischen Knoten gesichert. Ein Gerät, das häufig bei Operationen eingesetzt wird, ist das Endoskop. Es gibt Endoskope in verschiedenen Ausführungen beziehungsweise Typen. Gemeinsam ist allen, dass sie es dem Chirurgen gestatten, über ein relativ langes Rohr eine Körperhöhle oder ein Organ im Körperinnern zu betrachten. Eingeführt wird es durch eine Körperöffnung oder aber durch einen kleinen Einschnitt.

Endoskope

Die Rohre sind je nach den Gegebenheiten des Untersuchungsfeldes starr oder flexibel. Endoskope sind mit einer Glasfaseroptik und einer eigenen Lichtquelle ausgestattet. Außerdem können sie mit einem kleinen Skalpell oder einer kleinen Zange versehen sein. So hat der Arzt die Möglichkeit, einen notwendigen, kleineren Eingriff sofort durch das Endoskop auszuführen. Ein Zystoskop ist ein Endoskop für die Untersuchung der Blase, ein Laparoskop kann durch einen winzigen Schnitt in der Bauchdecke zur Untersuchung von Bauchorganen eingeführt werden, und ein Arthroskop dient zur Betrachtung des Kniegelenks. Andere Endoskope – sie sind flexibel – können durch die Speiseröhre in den Magen (Gastroskop), durch Mund und Speiseröhre in die Lunge (Bronchoskop) oder durch den After in den Darm eingeführt werden (Sigmoidoskop oder Kolonoskop).

Spezialgebiete

In den meisten Krankenhäusern sind zumindest zwei Operationsräume für die verschiedenen Spezialgebiete der Chirurgie ausgerüstet.

Hals-Nasen-Ohren-Chirurgie: Da die Bestandteile des Ohres sehr klein sind, werden Operationen oft mit Hilfe eines Operationsmikroskops durchgeführt. Der Chirurg kann die Stelle, an der er operiert, durch ein spezielles binokulares (für beide Augen eingerichtetes) Mikroskop räumlich sehen.

Augenchirurgie: In der Augenchirurgie wird eine Vielzahl extrem feiner, scharfer Instrumente verwendet. Für Nähte am Auge braucht man besonders feine Fäden, die nicht dicker als ein Haar sind und durch nur wenige Millimeter lange Nadeln gezogen werden können.

Orthopädische Chirurgie: Für Operationen an Knochen und Gelenken braucht man Instrumente, von denen viele so aussehen, als stammten sie aus der Werkzeugkiste eines Schreiners oder Klempners: Unter anderem finden Hammer, Meißel, Pressluftbohrer, Hand- und Motorsägen, Ahlen und Schraubenzieher Verwendung. Röntgengeräte sind in den Operationsräumen der Orthopädie meist fest installiert, so dass der Chirurg während einer Operation kontrollieren kann, ob die Knochen richtig liegen.

Herzchirurgie: Für Operationen am Herzen sind spezielle Geräte erforderlich, die es dem Chirurgen erlauben, den Brustkorb zu öffnen und geöffnet zu halten. Die Narkosegeräte müssen ebenfalls hoch spezialisiert sein, weil die sorgfältige Überwachung von Atmung, Herzschlag und Kreislauf des Patienten für den Erfolg einer solchen Operation entscheidend ist. Operationen am offenen Herzen erfordern eine Herz-Lungen-Maschine und viel Personal.

Neurochirurgie: Es wird eine Vielfalt von Spezialinstrumenten eingesetzt; oft ist auch ein Operationsmikroskop erforderlich. Zugang verschafft sich der Chirurg entweder durch die Schädeldecke oder über den Nasen-Rachen-Raum. Bestimmte Operationen können nach dem stereotaktischen Verfahren durchgeführt werden. Dabei werden lange, dünne Instrumente oder Sonden durch das Gehirn an einen zuvor genau bestimmten Punkt in der Tiefe des Gehirns vorgeschoben. Deren präzise Führung ermöglicht ein am Kopf des Patienten fixierter Rahmen. Auf diese Weise kann man erkranktes Gewebe tief im Innern des Gehirns entfernen, ohne die umliegenden Schichten zu beeinträchtigen.