Ohrgeräusche, meist als Ohrenklingen oder Ohrensausen beschrieben, sind für den Patienten oft sehr belastend. Die Ärzte bezeichnen dieses Symptom als Tinnitus.
Der Patient, der an Ohrenklingen leidet, nimmt ein Geräusch wahr, ohne dass es außerhalb des Körpers eine Geräuschquelle gibt. Die Skala der wahrgenommenen Töne reicht von einem Klingen oder Singen über ein Zischen, Brummen, Rauschen und Knistern bis hin zu einem heulenden Lärm. In manchen Fällen ist der Ton leise und kaum wahrnehmbar, in anderen sehr laut. Die Ursachen der Ohrgeräusche können in jedem Teil des Hörorgans liegen, vom Außenohr bis zu den Nervenbahnen im Gehirn.
Ursachen im Außenohr
Im Außenohr gibt es zwei häufige Ursachen. Die erste ist festsitzendes Ohrenschmalz – oft anzutreffen bei Menschen, die versuchen, ihre Ohren mit Wattestäbchen zu reinigen. Die Behandlung ist einfach: Durch eine Ohrspülung löst der Arzt den Schmalzpfropf heraus. Die andere Ursache im Gehörgang ist eine Bakterien- oder Pilzinfektion. In einem solchen Fall klagt der Patient sowohl über Ohrgeräusche als auch über Reizerscheinungen, die oft begleitet sind von lokalem Schmerz, der sich bei Bewegen des Außenohrs verschlimmert. Es kommt auch zu einer leichten Taubheit und etwas wässrigem Ausfluß. Mit Antibiotika, aber auch mit Kortison-Präparaten kann diesen manchmal hartnäckigen Erkrankungen begegnet werden.
Ursachen im Mittelohr
Sehr oft werden Ohrgeräusche durch eine akute oder chronische Mittelohrentzündung verursacht. Die akute Mittelohrentzündung bringt neben dumpfen Ohrgeräuschen auch Schwerhörigkeit, Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost mit sich. Nach spontanem Trommelfelldurchbruch klingen die Symptome ab, und der Ohrfluss lässt nach. Eine chronische Mittelohrentzündung kann aufgrund ihrer beschwerdefreien Intervalle schwer zu diagnostizieren sein.
Eine weitere Ursache für Ohrgeräusche kann eine Otosklerose sein. Bei dieser Erkrankung wird die Schwingungsfähigkeit der Gehörknöchelchenkette, die sich aus Hammer, Amboss und Steigbügel zusammensetzt, reduziert, weil die Befestigung des Steigbügels am Innenohr zunehmend verknöchert. Die Folge ist, dass die Schallübertragung vom Mittel- an das Innenohr behindert wird. Zunehmende Schwerhörigkeit ist neben den konstanten Ohrgeräuschen das vorherrschende Symptom. Bei frühzeitig auftretenden und schweren Fällen ist eine baldige Operation erforderlich. Hierbei wird der an das Innenohr fixierte Steigbügel entfernt und durch eine Prothese oder ein Transplantat ersetzt.
Ursachen im Innenohr
Die Ohrgeräusche, die ihren Ursprung im Innenohr haben, sind durch vorwiegend hohe Töne geprägt – helles Summen, Singen, Klingen und Zirpen. Das Ursachengefüge ist noch weitgehend unklar. Sehr häufig treten Ohrgeräusche im Alter auf, die besonders bei Ruhe und in der Nacht als belastend empfunden werden. Diese Geräusche, die häufig mit Schwerhörigkeit gepaart sind, werden durch Abbauprozesse im Schneckenorgan verursacht, die mit Cholesterin- und Pigmentablagerungen sowie Abnahme der Flüssigkeitsmenge in den äußerst empfindlichen Hörzellen einhergehen. Eine andere immer häufiger vorkommende Ursache von Ohrgeräuschen ist die massive Schädigung der Hörzellen im Schneckenorgan durch einen plötzlichen lauten Knall oder aber durch ständigen intensiven Lärm, wie er an vielen Arbeitsplätzen herrscht. Deshalb sollten (oder müssen) unter solchen Arbeitsbedingungen Ohrenschützer getragen werden.
Ohrgeräusche treten auch bei der Ménière-Krankheit auf, ebenso wie bei einem gutartigen Tumor des Hörnervs (Akustikusneurinom). Bei rechtzeitiger operativer Entfernung der Tumorregion ist die Prognose gut. Einige Medikamente können die Schnecke schädigen und damit Ohrenklingen verursachen. Es handelt sich um Medikamente, die der Arzt nur dann verordnet, wenn die zu behandelnde Krankheit so schwer ist (Krebs, TBC), dass die Nebenwirkung des Ohrenklingens in Kauf genommen werden muss.
Schwierige Behandlung
Im allgemeinen ist Ohrenklingen, das durch Schädigung der Schnecke im Innenohr verursacht wird, schwer zu behandeln. Manchmal kann eine Hörhilfe, die Außengeräusche verstärkt, die Wahrnehmung des Ohrenklingens mindern. Auch Beruhigungsmittel können in begrenztem Maße helfen. Doch in vielen Fällen müssen die Patienten lernen, mit der psychischen Belastung, die ihr Leiden mit sich bringt, zu leben.