Narben

Narben gefährden selten die Gesundheit. Sie können allerdings ziemlich unansehnlich sein und Kummer bereiten. In diesen Fällen kann eine medizinische Behandlung durchaus angezeigt sein.

Die Wundheilung ist ein komplizierter Vorgang. Eine Wunde wird zunächst von einem Blutgerinnsel ausgefüllt. Dieses Blutgerinnsel verhärtet und wird zu Schorf. Daraufhin sprossen vom Grund der Wunde her feinste Blutgefäße in dieses Gebiet ein (Granulationsgewebe). Gleichzeitig wachsen Hautzellen von den Wundrändern her und bilden unter dem Schorf eine neue Hautschicht. Der Schorf fällt ab. Bei diesem Heilungsprozess zieht sich die Wunde zusammen, und die Narbe wird dadurch wesentlich kleiner als die ursprüngliche Wundfläche.

Größe der Narbe

Die Größe der Narbe hängt von der Schwere der Verletzung ab. Oberflächige Verletzungen wie Schürf wunden heilen ohne Narben ab. Von den unversehrten Haarbälgen und Talgdrüsen, die von Hautzellen umgeben sind, bilden sich neue Hautzellen. Diese Hautzellen sind gewissermaßen kleine Inseln aus intaktem Gewebe, die allmählich größer werden und dann schließlich miteinander verschmelzen. Bei schweren Schäden, beispielsweise einer Verbrennung dritten Grades, sind auch die tiefen Hautschichten, unter Umständen sogar alle, zerstört, und es kommt zu großflächigen Vernarbungen.

Die Narbe einer Hautwunde ist drei Wochen nach der Verletzung noch zart und weich und hat sich auch nicht zusammengezogen. Ihre Widerstandskraft ist zu diesem Zeitpunkt gering. In den darauf folgenden Wochen färbt sich die Narbe rot, sie wird langsam fester und zieht sich zusammen. Ungefähr 40 Wochen dauert es, bis die Narbe wieder weicher wird und sich weiß färbt. In diesem Stadium verändert sich in der Regel ihre Größe nicht mehr. Die Dauer des Heilungsprozesses und das Ausmaß der Veränderungen hängen von verschiedenen Faktoren ab.

Ein Faktor ist beispielsweise, ob die Wunde weit auseinanderklafft oder nicht. Klafft sie nicht weit auseinander und kann genäht oder geklammert werden, verläuft der Heilungsprozess schnell, und es bleibt nur eine feine, weiße Linie als Narbe zurück. Können aber die Wundränder nicht zusammengefügt werden, weil die Wunde stark auseinanderklafft, dauert der Heilungsprozess entsprechend länger, und die Narbe wird größer. Auch der Ort der Verletzung ist für Wundheilung und Narbenbildung von Bedeutung. So neigt die unbehaarte Haut (Lippenrot, Handfläche) zu weniger auffälligen Narben. Behaarte Haut dagegen bildet ausgeprägtere Narben. Die Verlaufsrichtung der Narbe hat ebenfalls einen starken Einfluss darauf, wie ausgeprägt die Narbe wird.

Erstreckt sie sich beispielsweise parallel zu den Hautspaltlinien (diese stimmen im wesentlichen mit der Verlaufsrichtung der Falten älterer Menschen überein), fallen sie kaum auf. Anders ist es bei Narben, die quer zu den Hautspaltlinien verlaufen. Sie sind deutlich sichtbar. Wird eine Narbe rot und dick, anstatt blass und weich, handelt es sich entweder um eine hypertrophe Narbe oder um ein Narbenkeloid.

Hypertrophe

Narben kommen bei jungen Menschen häufig vor und werden deshalb in diesem Alter auch als normale Gewebsreaktion angesehen. Von einer hypertrophen Narbe spricht man bei einer überschießenden Bildung von hartem Bindegewebe, hier Narbengewebe. Die hypertrophe Narbe beeinflusst das umliegende Gewebe nicht, und oftmals bildet sie sich zurück. Das kann aber ein bis zwei Jahre dauern. Beim Keloid handelt es sich dagegen um erhabene Narben, die krallenartig die umliegende intakte Haut überwuchern. Keloide jucken und sind berührungsempfindlich. Sie können sich noch über Jahre hinweg verändern.

Narbengewebe ist blasser als die normale Haut, weil es keine pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) enthält. Im Narbengewebe gibt es darüber hinaus auch keine Schweiß- und Talgdrüsen. Haare wachsen ebenfalls nicht auf dem Narbengewebe.

Narben in inneren Organen

In allen Organen des Körpers kann es nach Gewebsschäden zur Narbenbildung kommen. Ursächlich für den Gewebszerfall mit narbiger Ausheilung sind Verletzungen oder Entzündungen. Herz und Gehirn können von einer Narbenbildung besonders schwer betroffen sein. Nach einem Herzinfarkt beispielsweise heilt die abgestorbene Muskelregion wieder ab, indem sich dort eine Narbe bildet. Narbengewebe kann aber an der aktiven Herzarbeit nicht teilnehmen. Diese Umbauvorgänge beeinträchtigen die Funktion des Herzens erheblich und können zu einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) führen.