Lungenentzündung

Lungenentzündung war früher die häufigste Todesursache. Junge, kräftige Menschen waren im gleichen Maße gefährdet wie die alten und schwachen.

Unter Lungenentzündung (Pneumonie) versteht man eine Entzündung des Lungenparenchyms, des eigentlichen Lungengewebes. Die häufigste Ursache einer Lungenentzündung sind bakterielle Infektionen, sie kann aber auch durch Viren und Pilze oder sogar eingeatmete Fremdkörper hervorgerufen werden. Durch eine Behandlung mit Antibiotika konnte die Anzahl tödlich verlaufender Lungenentzündungen reduziert werden. Menschen mit Lungenerkrankungen und Personen, deren Immunsystem aufgrund einer anderen Krankheit geschwächt ist, bilden jedoch nach wie vor eine Risikogruppe.

Atmung

Um verstehen zu können, wie eine Pneumonie die Lunge verändert, ist es wichtig, den anatomischen Aufbau und die Funktionsweise der Lunge zu kennen. Durch den Mund und Kehlkopf gelangt Luft in die Luftröhre (Trachea). Diese teilt sich in zwei Hauptbronchien (auch Stammbronchien), die sich wiederum in drei Äste auf der rechten und zwei Äste auf der linken Seite (Lappenbronchien) aufteilen. Jede Lappenbronchie versorgt einen der fünf Lungenlappen und verzweigt sich in unzählige kleine Luftwege (Bronchiolen), die zu den Lungenbläschen (Alveolen) führen, von wo aus der Sauerstoff ins Blut gelangt.

Primäre Pneumonie

Liegt die Ursache einer Lungenentzündung in der Infektion eines gesunden Menschen mit einem Erreger, so spricht man von primärer Pneumonie. Hierbei unterscheidet man dann wieder zwischen bakteriellen und nichtbakteriellen Formen. Obwohl sich die meisten Lungenentzündungen gut mit Antibiotika behandeln lassen, sind bakterielle Pneumonien auch heute noch die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit.

Pneumokokkenpneumonie

Ein großer Teil der bakteriellen Lungenentzündungen wird durch Pneumokokken verursacht, von denen es 84 verschiedene Typen gibt. Diese Erreger lösen in den Bronchiolen eine Entzündung aus, und in den Alveolen bildet sich eine eiweißreiche Flüssigkeit. Diese Flüssigkeit ist gleichzeitig Transportmittel und Nährboden für die Erreger, die sich in angrenzende Alveolen ausbreiten. Das Infiltrat, also die Flüssigkeit in den bis dahin mit Luft gefüllten Alveolen, wird durch Einlagerung von Fibrin und Blutkörperchen verfestigt. Im Genesungsstadium resorbiert das Blut das Infiltrat, und die Alveolen können sich wieder mit Luft füllen. Die Erkrankung tritt plötzlich auf oder auch nach einem grippalen Infekt. Der Patient hat Schmerzen beim Atmen, Fieber um 39 °C, einen Puls zwischen 100 und 140 und Husten.

Die Atmung ist beschleunigt (20 bis 40 Atemzüge pro Minute, normal sind etwa zehn bis 15 Atemzüge). Der Husten ist zunächst trocken, bald zeigt sich jedoch gelblicher und auch rostbrauner Auswurf. Mit dem Stethoskop kann der Arzt beim Atmen durch das Infiltrat hervorgerufene Rasselgeräusche wahrnehmen. Das Geräusch beim Abklopfen ist gedämpft. Die Blutuntersuchung ergibt eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Das Röntgenbild zeigt dichtes Infiltrat in einzelnen Abschnitten der Lunge (Lobulärpneumonie), oder aber das Infiltrat füllt einen ganzen Lungenlappen (Lobärpneumonie, lat. lobus = Lappen). Die Prognose ist bei der Pneumokokkenpneumonie ungünstig, wenn der Erkrankte unter einem Jahr oder über 60 Jahre alt ist und wenn die Krankheit mehr als einen Lungenlappen befallen hat.

Leidet der Betroffene darüber hinaus auch noch an Leberzirrhose oder Herzschwäche, ist er Alkoholiker, Diabetiker oder hat er chronische Atemwegserkrankungen, so sind die Heilungsaussichten nicht gut.

Die Klebsiellen-Pneumonie

Die Klebsiellen-Pneumonie (Friedländer- Pneumonie) befällt nur in seltenen Fällen gesunde Menschen. In der Regel erkranken an der Klebsiellen-Pneumonie Kleinkinder, alte Und geschwächte Menschen, durch Diabetes, chronische Erkrankungen oder Alkoholmissbrauch vorgeschädigte Personen sowie Krankenhauspatienten. Die Symptome ähneln denen anderer Pneumonie-Formen, die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 25 und 50 Prozent.

Bei zehn bis 15 Prozent aller Patienten, die sich im Krankenhaus mit einer Lungenentzündung infiziert haben, sind die Erreger Staphylokokken. Auch hier ist die Sterblichkeitsrate hoch, und zwar liegt sie zwischen 20 und 40 Prozent.

Nichtbakterielle Pneumonie

Unter dem Begriff atypische Pneumonie fasst man alle nichtbakteriellen Lungenentzündungen zusammen. Hierzu zählen die Grippevirus-Pneumonie, die Infektion mit dem Adenovirus, die Ornithose (diese Krankheit wird durch Papageien und Wellensittiche übertragen) sowie Infektionen durch Pilze und Parasiten. Die Krankheitssymptome einer atypischen Pneumonie sind Reizhusten, wenig Auswurf, Gliederschmerzen sowie eine erhöhte Körpertemperatur. Auf dem Röntgenbild zeigen sich Infiltrate. Eine Lungenentzündung kann auch durch Überreaktion der Lunge auf eingeatmete organische Substanzen hervorgerufen werden (Hypersensibilitätsreaktion). Dies können beispielsweise Vogelexkremente, Heu oder Kohlenstaub sein. Die sich allmählich anbahnende Krankheit führt zu Gewichtsverlust, Fieber, Husten und Auswurf. Bei der Röntgenuntersuchung lassen sich außer den Infiltraten auch Fibrosen (Bindegewebsneubildung) feststellen.

Sekundäre Pneumonien

Zu den sekundären Lungenentzündungen – also der Pneumonie, die mit einer anderen Erkrankung einhergeht – zählt die Stauungspneumonie bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche) mit Lungenödem, einer Flüssigkeitsansammlung in der Lunge. Auch Entzündungen der Bronchien können auf die Lunge übergreifen und dann eine Lungenentzündung nach sich ziehen.

Kampfgase, die trotz zahlreicher Proteste immer wieder zur Kriegführung eingesetzt werden, führen in manchen Fällen zu Vergiftungserscheinungen, die in einer Pneumonie enden. Bei etlichen Infektionskrankheiten bilden sich in den Lungenbläschen Infiltrate, etwa bei Masern, Grippe oder Typhus. Auch eine Blutvergiftung kann ein derartiges Symptom hervorbringen. Gelangen Flüssigkeiten oder kleine Partikel in den Atemtrakt, so ist es möglich, dass sie sich dort festsetzen und eine sekundäre Lungenentzündung auslösen.

Risiken und Komplikationen

Eine der häufigsten Komplikationen bei allen Arten der Lungenentzündung ist die Rippenfellentzündung, die zu einem Pleuraerguss, einer Flüssigkeitsansammlung mit Eiterbildung in der PIeurahöhle, führen kann. Eiteransammlungen können sich auch in der infizierten Lunge bilden. Dies führt zu einem Lungenabszess, der insbesondere bei Staphylokokkeninfektionen und bei der Friedländer-Pneumonie vorkommt. Die gefährlichen Lungenabszesse treten jedoch nur infolge einer schweren Lungeninfektion auf. Bei gesunden Menschen reicht eine Behandlung mit Antibiotika aus. Bei alten Menschen oder bei Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen oder anderen Beschwerden muss sichergestellt sein, dass der in der Lunge produzierte Schleim abgehustet wird und nicht zu weiteren Komplikationen führt.

Krankengymnasten und Pflegepersonal helfen den Patienten, den Schleim abzuhusten. Durch das Einatmen von Medikamenten mit Hilfe von Inhalationsapparaten werden die Bronchien, die sich im Verlauf einer Lungenentzündung unter Umständen verengt haben, wieder auf ihre normale Größe erweitert.

Prognose

Die Prognose bei Lungenentzündungen hängt vom Alter und allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ab. Ein junger, ansonsten gesunder Mensch erholt sich bei fachgerechter Behandlung schnell und ohne bleibenden Schaden von einer Pneumonie. Bei älteren Menschen mit chronischer Bronchitis, die bereits mehrere Pneumonien hinter sich haben, kann eine weitere Lungenentzündung tödlich sein. Bei einem durch andere Krankheiten geschwächten Menschen kann eine Lungenentzündung trotz einer Behandlung mit Antibiotika tödlich verlaufen.