Lepra

Lepra, einst als schreckliche Krankheit gefürchtet, kann heute mit modernen Medikamenten geheilt werden. Deshalb müssen die Betroffenen auch nicht mehr als Aussätzige behandelt und von der Gemeinschaft isoliert werden.

Erreger der Lepra ist das Mycobakterium leprae. Es greift Haut und Nerven an und führt zu Ausfällen des Empfindungsvermögens, in schweren Fällen zur Verstümmelung. Einst weltweit verbreitet, ist Lepra heutzutage weitgehend auf feuchtwarme tropische und subtropische Regionen beschränkt. Hier sind die Unterernährten und Hungernden für Lepra besonders anfällig. Weltweit schätzt man die Zahl der an Lepra Erkrankten auf zehn bis zwölf Millionen. Jährlich kommen nahezu 200.000 neue Fälle hinzu.

Ursachen

Das die Krankheit verursachende Leprabakterium kann durch Hautkontakt und möglicherweise Tröpfcheninfektion (z. B. durch Husten) von einer Person auf die andere übertragen werden. Außerdem wurde von Übertragungen durch Insekten sowie nicht-sterile Tätowiernadeln berichtet. Ferner durch Spritzen zur subkutanen (in das unter der Haut liegende Fettgewebe) Injektion. Obgleich Lepra eine Infektionskrankheit ist, besteht im allgemeinen nur geringe Ansteckungsgefahr. Es müsste ein langfristiger Kontakt mit dem Kranken gegeben sein. Dies ist der Grund, weshalb meistens Familien betroffen sind.

Man unterscheidet zwei Krankheitsformen. Beide zeigen Symptome erst nach langer, oftmals zwei- bis dreijähriger Inkubationszeit (Zeit von der Infektion bis zum Krankheitsausbruch). Tuberkuloide Lepra (so genannt, weil sie in mancherlei Hinsicht einer Tuberkulose ähnelt) stellt eine leichtere Form der Erkrankung da. Am häufigsten betroffen sind die Nerven hinter dem Ohr. Außerdem der Ellennerv, der einen Teil der Hand versorgt. Zunächst machen sich ein schleichendes Taubheitsgefühl und Empfindungsstörungen bemerkbar. Der Ellennerv ist am Ellenbogen geschwollen und entzündet. Auf der Haut entwickelt sich ein teefleckenähnlicher Ausschlag. Aufgrund des Empfindungsmangels werden kleinere Verletzungen und Infektionen nicht bemerkt. Dadurch kann es zu Schädigungen kommen.

Bei der lepromatösen Lepra sind die bakteriellen Schädigungen wesentlich weitgreifender. Als erste Symptome zeigen sich Verdickungen und Taubheitsgefühl unter der Oberfläche der entzündeten Hautbereiche. Verläuft die Krankheit schwer, wird die gesamte Haut in Mitleidenschaft gezogen. In weniger schweren Fällen sind hauptsächlich Gesicht und Ohren betroffen. Das Gesicht nimmt ein „löwenähnliches“ Aussehen an. An Ohren, Nase und Wangen entwickeln sich weiche Knoten. Sie werden oftmals mit den Bakterien anderer aufbrechender Wunden und Geschwüre infiziert. Sind die Nerven betroffen, leidet der Kranke zunächst unter heftigen Schmerzen. Später tritt dann eine völlige Empfindungslosigkeit ein, besonders an Händen und Füßen. Ohne Behandlung schreitet die Lepra weiter fort. Das Risiko besteht, dass empfindungslose Körperregionen infolge unbemerkter Verletzungen infiziert und manchmal brandig werden, daher absterben.

Das abgestorbene Gewebe kann dann abfallen. Daneben kommt es auch zu Lähmungen peripherer Muskelgruppen, so von Handgelenk oder Fuß. Mindestens 25 Prozent der unbehandelten Patienten leiden entweder an einer grausamen Entstellung des Gesichts oder einer schlimmen Verstümmelung. Leprakranke wurden seit jeher von der Gesellschaft ausgeschlossen. Viele wagen sich deshalb gar nicht erst zur Behandlung. Damit breitet sich Lepra in einer Gemeinschaft aus. Dabei sind Patienten, die mit einer Therapie begonnen haben, nicht mehr infektiös. Ihre Isolierung erübrigt sich.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt mit einem schwefelhaltigen Medikament, das über Jahre hinweg, mitunter auch lebenslang, täglich eingenommen wird. Bei Unverträglichkeit kann man auf andere Mittel wie Clofazimin und Rifampicin ausweichen. Als Reaktion auf das Medikament entwickeln Patienten häufig eine Leberentzündung oder Anämie und bekommen zusätzlich Eisen- und Vitamin-Präparate. Zur Wiederherstellung angegriffener Muskeln eignen sich physiotherapeutische Maßnahmen. Allerdings ist das Empfindungsvermögen geschädigter Nerven nicht wiederzuerlangen. Durch einen chirurgischen Eingriff lassen sich brandig gewordene Bezirke entfernen.