Unsere aufrechte Haltung fordert bei all ihren Vorteilen auch einen Preis. Bei vielen von uns können das Krampfadern sein – jene knotig erweiterten, dicht unter der Haut liegenden Venen an den Unterschenkeln.
Venen werden als Krampfadern bezeichnet, wenn sie sich erweitern, dünnwandig werden und deutlich sichtbar unter der Haut schlängeln. Am häufigsten sind davon die Venen in den Oberflächengeweben der Beine betroffen. Die Ursache für die Entstehung von Krampfadern der Beine ist nicht bekannt, aber es gibt viele Faktoren, die zur Verschlimmerung bereits vorhandener Krampfadern beitragen.
Die Neigung zu Krampfadern liegt oft schon in der Familie und wird vererbt, aber auch die Ursache dafür ist unbekannt. Das Blut, das die Gewebe der Beine versorgt, gelangt durch die Arterien in die Beine und wird dann durch die Venen zu Herz und Lunge zurücktransportiert. Es gibt in den Beinen zwei Venengebiete, das tiefe und das oberflächliche Venengebiet. Von Krampfadern betroffen ist im allgemeinen das oberflächliche Venengebiet, denn es besteht aus Venen in den Geweben zwischen Muskeln und Haut, den Venen also, die man sehen kann und die als Krampfadern bezeichnet werden, wenn sie sich erweitern.
Venenklappen
Sowohl die oberflächlichen als auch die tiefen Venen haben in Abständen von einigen Zentimetern Klappen. Dabei handelt es sich um kleine Falten in der Venenwand, die dafür sorgen, dass das Blut nur in Richtung Herz fließen kann. Bei Patienten mit Krampfadern sind diese Klappen defekt. Es ist nicht geklärt, ob die defekten Venenklappen zur Bildung von Krampfadern führen oder ob es umgekehrt ist. Die Folge solcher Klappenfehler ist letztlich, dass das Blut in den Venen abwärts fließen kann und dadurch die Gefäßwände erweitert. Mit der Zeit entsteht dann das charakteristische Erscheinungsbild von Krampfadern.
Die oberflächlichen Venen des Beins sind in zwei Hauptvenen geteilt, die große und die kleine Rosenvene. Die große Rosenvene befördert das Blut von der Fußspitze an der Innenseite des Beines hinauf und führt knapp unterhalb der Leistengegend tief in den Oberschenkel. Die kleine Rosenvene transportiert Blut von der Außenseite des Fußes zur Kniekehle, wo auch sie in die Tiefe führt und Teil des tiefen Venengebietes wird. Die große Rosenvene und ihre zahlreichen Aste verändern sich am häufigsten zu Krampfadern.
Erschwerende Faktoren
Die Ursachen von Krampfadern sind zwar nicht genau bekannt, doch gibt es eine familiär bedingte Veranlagung für Krampfadern mit allgemeiner Bindegewebsschwäche. Auch hormonelle Umstellungen im Körper können für Krampfadern ursächlich sein. Krampfadern können bei Übergewicht durch den erhöhten Druck im Unterleib sowie eine allgemeine Schwächung des Bindegewebes in den Venenwänden hervorgerufen werden. Berufe, die stundenlanges Stehen erfordern, begünstigen ebenfalls die Bildung von Krampfadern, weil die Venen üblicherweise durch Muskeltätigkeit in Richtung Herz entleert werden.
Wer lange stehen muss und zu Krampfadern neigt, sollte also unbedingt mit viel Bewegung oder Sport einen Ausgleich schaffen. Gelegentlich können Patienten, die einen Thrombus (Blutpfropf) gehabt haben, Krampfadern in den Unterschenkeln bekommen, doch sind diese anders zu beurteilen als die häufigen Krampfadern, die in den oberflächlichen Venen beginnen. Diese Krampfadern dienen nämlich der besseren Blutversorgung.
Auswirkung von Krampfadern
Krampfadern beeinträchtigen nicht nur das Aussehen, sondern können zu Schmerzen und Komplikationen führen. Eine mögliche Komplikation ist eine erhöhte Verletzungsanfälligkeit, die dann dadurch, dass das Blut in den Krampfadern träger fließt, zu einer Thrombose in der Vene führen kann. Die Entzündung in der Umgebung der Thrombose – eine sogenannte Venenentzündung – ruft Schmerzen und Rötung in der betroffenen Partie hervor.
Weitere Komplikationen sind bräunliche Pigmentierung und Verhärtung der Haut, Odeme sowie Geschwürs- und Ekzembildung. Die genannten Fälle sollten nicht selbst behandelt werden. Sie gehören in ärztliche Behandlung.
Behandlungsarten
Die Entfernung der Krampfadern hat nicht nur einen kosmetischen Effekt, sondern soll zugleich die Neubildung von Krampfadern verhindern. Der erste Teil der Behandlung besteht darin, dass mehrere winzige Schnitte in der Haut über den Venen angebracht werden und jeweils ein Stück entfernt wird. Der Abstand zwischen den Schnitten ist unterschiedlich, liegt aber oft bei etwa fünf Zentimetern. Der zweite Teil der Operation – die Behandlung der eigentlichen Ursache der Krampfadern – besteht darin, zu untersuchen, ob die große oder kleine Rosenvene angegriffen ist und in welcher Höhe der Vene die Schwierigkeiten einsetzen.
In den meisten Fällen zeigt es sich, dass die Klappen im oberen Teil der großen Rosenvene (in der Leistengegend) die Wurzel des Übels sind, weil sie das Blut in der Vene abwärts strömen lassen. Wird deshalb die große Rosenvene in der Leistengegend abgebunden, wird der Druck in dieser Vene an tiefer liegenden Stellen gesenkt. Das Blut, das normalerweise durch die große Rosenvene fließen würde, gelangt jetzt durch andere Venen, von denen es im Bein mehrere gibt, zum Herzen zurück. Eine andere Behandlungsart besteht darin, eine besondere Substanz in verschiedene Teile einer Vene zu injizieren, die eine Entzündung der Venenwand hervorruft. Das Bein wird dann – für etwa einen Monat – straff bandagiert, so dass die Vene zusammengedrückt wird. Ziel dieser Behandlung ist es, eine dauerhafte Verklebung der Venen wände zu erreichen und die Vene dadurch zu verschließen.
Lebenslänglich
Diese Behandlungsmethode wirkt aber nur bei den kleinen Krampfadern, die unterhalb des Knies liegen, weil eine Oberschenkelbandage höchstens ein paar Stunden halten würde. Mit Bandagen und Stützstrümpfen kann man einer Verschlimmerung von Krampfadern vorbeugen. Was am besten hilft, kann aber nur der Arzt entscheiden.
Bei bestehenden Krampfadern wirst du wahrscheinlich dein Leben lang ein paar hervortretende Venen haben, selbst wenn du die Krampfadern behandeln lässt. Es gibt keine Gewähr dafür, dass nach der Behandlung nicht an anderer Stelle neue Krampfadern entstehen. Man kann jedoch selbst einiges dazu beitragen, Krampfadern zu verhindern.
Vermeide, wenn irgend möglich, langes Stehen. Bewegen dich so oft und viel wie möglich. Wenn du sitzt, sollten die Füße stets auf einen Hocker oder Stuhl gelegt werden, damit das Blut in den Beinen leichter zum Herzen zurückströmen kann.