Körperbehinderungen

Für einen Menschen, der von Geburt an oder aufgrund eines Unfalls behindert ist, werden die kleinen Probleme des täglichen Lebens zu enormen Herausforderungen.

Mit Problemen einer Körperbehinderung wird man meistens ohne Vorbereitung konfrontiert – sei es durch die Geburt eines behinderten Kindes, sei es durch einen Verkehrsunfall. Der körperliche Verfall eines alten Menschen kann ebenfalls sehr rasch einsetzen. Es ist auch erwiesen, dass Rauchen sowie Alkohol- und Drogenkonsum zu mehr oder minder schweren Schädigungen führen können. Obwohl mehr alte Menschen als junge behindert sind, konzentriert sich die öffentliche Aufmerksamkeit vor allem auf behinderte Kinder. Der Grund hierfür liegt wohl in der Tatsache, dass Behinderungen bei älteren Personen als Teil des Alterungsprozesses akzeptiert werden, während man sie bei jungen Menschen als Unglück ansieht.

Zu den häufigsten Formen schwerer körperlicher Schäden bei Kleinkindern zählen Spina bifida (eine Fehlbildung der Wirbelsäule), Gehirnlähmung, die zu einer spastischen Lähmung führt, und Muskeldystrophie (Muskelschwund). Mit der Einnahme von Medikamenten sollte man während der Schwangerschaft äußerst vorsichtig sein, da sie eventuell die Entwicklung des Embryos nachteilig beeinflussen können. Dank der modernen Untersuchungsmethoden lässt sich jedoch ziemlich zuverlässig feststellen, ob bei der Schwangerschaft Komplikationen auftreten. Sollten sich offenkundige Hinweise auf eine Behinderung des Kindes ergeben, wird der werdenden Mutter die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches angeboten.

Die „Eltern“ müssen sorgfältig abwägen, wie sich das Leben eines schwer behinderten Kindes wohl gestalten würde. Auch die Auswirkungen auf das tägliche Leben der Familie dürfen nicht unterschätzt werden.

Genetische Beratung

Manche Behinderungen sind erblich bedingt. Wenn ein Paar weiß, dass ein Risiko besteht, eine Behinderung an das Kind zu vererben, sollte es unbedingt einen Arzt um Rat fragen. Gegebenenfalls wird eine genetische Beratung durch einen Spezialisten vorgeschlagen, der das Für und Wider der möglichen Vererbung einer Behinderung genau erläutern wird. Unter solchen Umständen ein Kind in die Welt zu setzen, ist eine sehr persönliche Entscheidung.

Wichtig sind eine vitaminreiche wohlausgewogene Kost, reichlich Ruhe und ein vernünftiges Maß an körperlicher Aktivität. Kommt das Kind trotz aller Vorsorge behindert zur Welt, werden die Eltern vermutlich zunächst gänzlich außer Fassung geraten. Dann sollten sie sich nicht scheuen, von allen Seiten Hilfe anzunehmen. Je freimütiger sie mit Familie und Freunden über ihre Ängste und Gefühle sprechen, desto besser sind diese imstande, ihnen beizustehen. Nach der Geburt ist der Kummer wahrscheinlich viel zu groß, um Einzelheiten erfassen zu können. Deshalb sollten die Eltern nach einer Weile nochmals die Klinik oder ihren Arzt aufsuchen.

Es ist wichtig, dass sie über sämtliche mit der Behinderung des Kindes zusammenhängende Begleiterscheinungen und Folgen Bescheid wissen und sich alle Fachausdrücke, die sie nicht verstehen, ganz genau erklären lassen.

Anspruch auf Unterstützung

Je nach Schweregrad der Behinderung haben die Eltern möglicherweise Anspruch auf Unterstützung. Es gibt zahlreiche Institutionen, die Rat und Hilfe anbieten. Die Eltern tragen zwar die Hauptlast, aber soweit Unterstützung angeboten wird, sollten sie diese unbedingt in Anspruch nehmen. In zahlreichen Städten existieren Selbsthilfegruppen für Eltern von behinderten Kindern. Sie bieten vielen Betroffenen wertvolle Hilfe, und zwar nicht nur in Form von Informationen und praktischem Beistand, sondern auch durch die Möglichkeit, Situationen gemeinsam mit Menschen anzugehen, die mit den gleichen Problemen konfrontiert sind und eventuell schon wertvolle Erfahrungen gemacht haben.

Wenn keine derartige Gruppe vorhanden ist, wäre zu überlegen, ob die Eltern vielleicht nicht selbst eine Selbsthilfegemeinschaft ins Leben rufen sollten.

Das heranwachsende Kind

Die Eltern müssen sich von den behandelnden Ärzten und Therapeuten möglichst frühzeitig erläutern lassen, wie sie ihrem Kind zu Hause am besten helfen und besondere Begabungen fördern können. Wenn es auch oft lange dauert, bis sich ein Erfolg zeigt, ist jeder noch so langsame Fortschritt der Mühe wert. Ein behindertes Kind bedarf eines hohen Maßes an Liebe und Zuwendung, mehr noch als ein gesundes Kind. Dennoch sollte man darauf achten, dass es nicht die ganze Familie beherrscht und vielleicht sogar tyrannisiert. Ein übermäßig verwöhntes Kind wird sich im späteren Leben nur noch schwerer tun, als dies auf Grund seiner Behinderung sowieso der Fall sein wird. Abgesehen davon würden die übrigen Familienmitglieder darunter leiden.

Sobald es alt genug ist, empfiehlt es sich, dass auch ein behindertes Kind eine Spielgruppe oder einen Kindergarten besucht und mit anderen Kindern zusammenkommt. Man kann auch gar nicht hoch genug einschätzen, wie wichtig es für die Eltern ist, regelmäßig ein paar Stunden ohne das Kind zu verbringen. Manchmal neigen Eltern eines behinderten Kindes dazu, sich abzukapseln. Dabei ist es für alle Beteiligten außerordentlich wichtig, dass dies nicht geschieht. Kontakte mit Freunden und Nachbarn dürfen nicht einschlafen.

Wenn ein behindertes Kind in das schulpflichtige Alter kommt, gilt es, verschiedene Möglichkeiten gegeneinander abzuwägen. Möglicherweise kann das Kind eine ganz normale Schule besuchen, vielleicht muss aber eine auf seine Behinderung zugeschnittene Sonderschule gefunden werden. Falls das Kind besonderer Betreuung bedarf, müssen die Eltern ein geeignetes Internat in Erwägung ziehen. Erstaunlich ist mitunter, was ein Kind in der Schule zu leisten vermag, wo es vielleicht mehr gefordert wird als zu Hause. Die geistige Entwicklung muss ja durch die körperliche Behinderung keineswegs beeinträchtigt sein. Die Eltern dürfen dann das neu gewonnene Selbstvertrauen des Kindes nicht unterminieren.

Selbst wenn das Gefühl, gebraucht zu werden, verloren geht, sollte es den Eltern klar sein, dass jedes Zeichen einer wachsenden Selbstständigkeit positiv zu sehen ist.

Jugendalter

Sobald das behinderte Kind die Schule verlässt, darf es nicht tatenlos zu Hause sitzen und sich pflegen lassen, sondern man sollte alles daransetzen, dass es eine sinnvolle Tätigkeit erfüllt und wenn möglich über ein eigenes Einkommen verfügt. Es gibt Berufe, die von Behinderten gut ausgeübt werden können.

Behindert durch Unfall

Als Erwachsener aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls Invalide zu werden, stellt ein enormes Problem dar. Die Betroffenen sind gezwungen, ihr Leben vollkommen umzustellen und mit bisher nicht gekannten Beschränkungen fertig zu werden. Diese plötzliche Umstellung belastet einen Menschen in der Regel viel stärker, als wenn er sein Leben lang damit zurechtkommen musste. Viele Behinderte leiden mehr unter dem Verhalten, das ihre Mitmenschen ihnen gegenüber an den Tag legen, als unter ihrer eingeschränkten Bewegungs- oder Erwerbsfähigkeit. Fast alle wünschen sich, als normale Mitglieder der Gesellschaft betrachtet zu werden, die sich in ihren Bedürfnissen und Interessen von anderen Menschen in nichts unterscheiden.

Plötzlich bedarf ein auf Grund eines Unfalls Behinderter wahrscheinlich einer gewissen Hilfestellung, zum Beispiel wenn es um eventuelle Gewährung von finanziellen Beihilfen geht, um die behindertengerechte Umgestaltung der Wohnung oder eine Umschulung, die ihm die Möglichkeit eröffnet, weiterhin einen Beruf auszuüben. In Selbsthilfegruppen können die Betroffenen ein wenig von dem dringend benötigten psychischen Beistand finden und Erfahrungen austauschen. Ärzte, Gesundheitsämter, Sozialämter und Selbsthilfegruppen sind in der Lage, nützliche Auskünfte zu erteilen.

Ältere Menschen

Alte Menschen stellen die weitaus größte Gruppe unter den Körperbehinderten. Zu den häufigsten Formen von Körperbehinderung bei den über Fünfzigjährigen zählen rheumatische Arthritis, die Nachwirkungen eines Schlaganfalls und die Parkinsonsche Krankheit, eine sich auf den Bewegungsapparat auswirkende Störung im Gehirn. Wie im Falle junger Behinderter, sollte man auch die älteren gezielt dazu ermuntern, sich so selbstständig wie nur möglich zu verhalten.