Inkubationszeit
Wenn sich jemand eine Infektionskrankheit zugezogen hat, müssen die dafür verantwortlichen Mikroorganismen schon einige Zeit vor dem Auftreten der ersten Symptome in den Körper eingedrungen sein und sich dort vermehrt haben. Die Zeit, die zwischen dem Kontakt mit den Erregern und dem ersten Auftreten der Symptome verstreicht, wird als Inkubationszeit (Ausbrütungszeit) bezeichnet. Das können einige Stunden sein, etwa bei der Cholera, aber auch Wochen, so bei der Tollwut. Bei Erkrankungen wie der Gürtelrose können die Mikroorganismen sehr lange untätig in den Geweben des Menschen ruhen – manchmal sogar Jahre -, ehe die Krankheit ausbricht.
Das gilt ebenfalls für das AIDS verursachende HI-Virus; die Inkubationszeit umfasst Monate beziehungsweise Jahre. Auch das Herpes-simplex-Virus, das den Lippenherpes hervorruft, bleibt über Jahre hinweg in der Haut und tritt nur von Zeit zu Zeit in Erscheinung. Das ist in der Regel immer dann der Fall, wenn eine andere Infektion den Körper geschwächt hat.
Vermehrung
Ist ein Virus in das Innere einer Zelle vorgestoßen, kann es vom Abwehrsystem des Körpers nur schwer erreicht werden. Es nützt die in der Zelle vorhandenen Bausteine dazu, weitere Viren zu produzieren, daher sich zu vermehren. Wenn diese Viren „der zweiten Generation“ dann in die Blutbahn gelangen, erscheinen die ersten Symptome.
Bakterien dagegen setzen sich in Geweben fest. Die ersten Symptome einer bakteriellen Infektionskrankheit treten auf, sobald diese Mikroorganismen in großer Zahl vorhanden sind. Solche Infektionen setzen sich rasch durch, so dass deren Inkubationszeiten gewöhnlich kürzer sind als die von Virusinfektionen. Viele Mikroorganismen neigen dazu, nur ein einzelnes Organ zu befallen. So setzt sich zum Beispiel das Hepatitis-Virus in der Leber fest, Pneumokokken verursachen Lungenentzündung, und Meningokokken lösen Hirnhautentzündung aus. Warum sich Mikroorganismen in dieser Weise spezialisieren, ist nicht genau bekannt.
Andere Erreger, Staphylokokken etwa, können in jedem Organ eine Erkrankung auslösen. Haben sich Staphylokokken festgesetzt, kommt es zur Abszessbildung. Schließlich können Bakterien toxische (giftige) Substanzen produzieren, die bestimmte Bereiche des Körpers vergiften. Tetanus produziert ein Toxin, das das Nervensystem angreift; Cholerabakterien bilden Toxine, die eine schwere Diarrhö zur Folge haben. Doch in vielen Fällen entstehen die Probleme, die Infektionskrankheiten mit sich bringen können, aus der Wechselwirkung zwischen dem infizierenden Mikroorganismus und dem Abwehrmechanismus des Körpers.
Die starke Produktion von Schleim bei einer Lungenentzündung ist beispielsweise eine Folge der Abwehrreaktion der betroffenen Gewebe, Erreger und abgestorbene Gewebsteilchen auszuschwemmen. Die starke Schleimproduktion führt zum Symptom Husten.
Behandlung
Antibiotika haben in der Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten entscheidende Erfolge gebracht. Es handelt sich dabei um Wirkstoffe mit toxischer Wirkung für die Bakterien. Für die Bekämpfung einer bakteriellen Erkrankung eignen sich immer nur bestimmte Antibiotika. Der Arzt muss das Antibiotikum auswählen, das am besten gegen den jeweiligen Bakterientyp wirkt. Gelegentlich kommt es allerdings vor, dass Bakterien gegen die Antibiotika resistent (unempfindlich) werden, die man normalerweise gegen sie einsetzen würde. Vermutet der Arzt eine solche Resistenz, lässt er Proben von Speichel bakteriologisch untersuchen. Das Ergebnis zeigt dann, mit welchem Antibiotikum noch eine Wirkung zu erzielen ist.
Spezielle Antibiotika sind auch für Protozoen- und Pilzinfektionen verfügbar. Dagegen gibt es gegen die meisten Virusinfektionen – Erkältungen, Grippe, Masern – noch keine spezifischen Wirkstoffe. In den letzten zehn Jahren sind zwar Präparate entwickelt worden, die gegen einige Viren wirken, aber die Zahl der Virusinfektionen, die damit behandelt werden können, ist äußerst begrenzt. Die besten Erfolge hat es bei der Behandlung von Herpes- Infektionen gegeben.