Hypnose

Die Anwendung von Hypnose bei der Behandlung von Schmerzen und psychischen Störungen ist keineswegs unumstritten. Die Ergebnisse sind jedoch zum Teil außerordentlich beeindruckend.

Unter Hypnose versteht man einen Zustand vergrößerter Beeinflussbarkeit. Doch die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe gewünschte Verhaltensänderungen zu erzielen oder Schmerzen zu mindern, verleiht ihr einen sehr viel größeren Wert als ihre bloße Darbietung als Spektakel auf der Bühne. Das Wort Hypnose stammt vom griechischen „hypnos“, das Schlaf bedeutet, ab. Man glaubte nämlich ursprünglich, dass es sich bei diesem Zustand um einen besonderen, künstlich ausgelösten Schlaf handelt. Man weiß heute jedoch, dass dies nicht richtig ist, da das Hirnwellenmuster einer Person, die unter Hypnose steht, meistens genau dem eines völlig wachen Menschen gleicht. Dennoch unterscheidet sich dieser Zustand offensichtlich in wesentlichen Punkten von der normalen Bewusstseinslage eines wachen Menschen.

Menschen, die unter Hypnose stehen, sind in einem gesteigerten Maße beeinflussbar und scheinen sogar verärgert zu reagieren, wenn der Hypnotiseur sie während dieses Zustandes auffordert, eigenverantwortlich Handlungen zu planen. Ihre Aufmerksamkeit ist fast ausschließlich auf die Person des Hypnotiseurs gerichtet, selbst wenn dies nicht Gegenstand eines Befehls war. Sie lassen sich leicht in phantastische Situationen versetzen, doch geht die Einsicht in reale Situationen nur sehr selten verloren. Unter Hypnose fällt es einem Menschen leichter, ein verändertes Rollenverhalten einzunehmen. Er hat keine Schwierigkeiten, sich beispielsweise so zu benehmen, als sei er betrunken, ein Angehöriger des anderen Geschlechts oder wieder ein Kind. Schließlich besitzt ein Mensch unter Hypnose die überraschende Fähigkeit, auf Befehl Schmerzempfindungen auszuschalten.

Methoden Jemand, der Hypnose zur Unterhaltung eines Publikums betreibt, schaut die zu hypnotisierende Person (das Medium) eindringlich an und macht dabei magische Handbewegungen. Es ist nicht notwendig, so übertrieben vorzugehen, obgleich auch mit dieser Methode das Ziel erreicht werden kann. Bei der ärztlich angewandten Hypnosetechnik sitzt der Patient bequem auf einem Stuhl oder liegt auf einer Couch. Er wird aufgefordert, sich völlig zu entspannen und den Aufforderungen des Arztes beziehungsweise Therapeuten genau zu folgen. Es kann dann zum Beispiel die Anweisung kommen, sich ganz auf die Empfindungen einer Hand zu konzentrieren und diese mitzuteilen. Wird im Daumen oder einem der Finger eine kleine Bewegung wahrgenommen, kann der Befehl ergehen, dass der betreffende Finger sich heben soll. Wenn dies geschehen ist, wird die Aufforderung folgen, dass die Hand und der Arm leichter werden und sich langsam heben sollen, bis die Hand die Stirn des Patienten berührt. Parallel zur Handbewegung soll der Patient immer ruhiger werden, und wenn die Hand schließlich die Stirn berührt, wird im günstigen Fall ein bestimmter Grad einer hypnotischen Bewusstseinslage erreicht sein.

Hypnose funktioniert nur bei Menschen, die dazu bereit sind und sich dem Versuch öffnen wollen. Es ist völlig unmöglich, jemand eine Hypnose aufzuzwingen. Dass vor allem Personen mit schwacher Willenskraft geeignete Medien darstellen, stimmt keineswegs. Bei manchen Menschen glückt die Hypnose überhaupt nicht, selbst wenn der zu Hypnotisierende noch so motiviert ist und etliche Versuche unternommen werden. Ungefähr fünf Prozent aller Menschen können ohne besondere Schwierigkeiten in einen tiefen hypnotischen Zustand versetzt werden. Bei vielen anderen ist dieses nach einer Reihe von Versuchen gut zu erreichen. Bei der Mehrheit der Fälle lässt sich unter günstigen Voraussetzungen zumindest ein leichtes Hypnosestadium auslösen. Untersuchungen haben ergeben, dass die Empfänglichkeit für Hypnose teilweise anlagebedingt ist und unter Verwandten oft ähnliche Ergebnisse zu erzielen sind. Menschen mit einem ausgeprägten Interesse für Musik oder Literatur, einer starken Liebe zur Natur oder auch besonders religiöse Personen sind oft überdurchschnittlich gut der Hypnose zugänglich.

Hypnose als Therapie

Im therapeutischen Einsatz dient die Hypnose dazu, unter bestimmten Gegebenheiten Schmerzen zu beseitigen. Mit ihrer Hilfe lassen sich aber auch verdrängte Ursachen psychischer Probleme aufdecken und die wahre Natur solcher Konflikte erkennen. Hypnose kann auch helfen, unerwünschte Angewohnheiten, wie etwa das Rauchen, aufzugeben oder psychisch bedingte Sprachfehler zu beheben. Weiterhin wird sie in der Verhaltenstherapie angewendet, um den Zustand tiefer Entspannung zu erreichen, der notwendig ist, um Ängste, Phobien und hysterische Reaktionen zu behandeln. Bestimmte körperliche Beschwerden, denen psychische Ursachen zugrunde liegen – wie etwa manche Formen von Gliederlähmungen – lassen sich manchmal durch hypnotische Beeinflussung lindern oder sogar heilen. Bei der Behandlung einer Lähmung der Beine als Ausdruck eines hysterischen Symptoms konnten beispielsweise verblüffende Erfolge verzeichnet werden. Der Haupteinwand gegen die Hypnosetherapie besteht darin, dass der Patient in eine Abhängigkeit von dem Arzt oder Therapeuten gebracht wird und nicht selbst aktiv an der Überwindung seines Leidens oder einer unerwünschten Angewohnheit arbeitet. Es ist auch keine Seltenheit, dass zwar ein Symptom beseitigt wird, dieses jedoch durch ein anderes ersetzt wird. Dies trifft vor allem auf Phobien zu. Es ist beispielsweise möglich, dass jemand mit Hilfe von Hypnose von der Angst, U-Bahn zu fahren geheilt wird, einige Zeit später jedoch Angst bekommt, sich auf großen Plätzen aufzuhalten. Aus diesen Gründen erklärt sich die Zurückhaltung in der Anwendung von Hypnose.