Hornhautentzündung

Die Hornhautentzündung ist eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung, die zu starken Sehstörungen führen kann. Bei Beschwerden im Auge ist es daher wichtig, vom Augenarzt eine genaue Diagnose erstellen zu lassen.

Die Hornhautentzündung (Keratitis) ist eine relativ häufige Erkrankung des Auges, die bei Menschen jeden Alters vorkommen kann. Sie wird oftmals von einem leichten Kratzer oder einer Abschürfung der Augenhornhaut (Cornea) verursacht. Sie kann aber auch ohne eine vorausgehende Verletzung auftreten.

Das Fenster des Auges

Die Cornea ist eine durchsichtige, annähernd runde Scheibe, die sich wie ein Fenster vor Iris (Regenbogenhaut) und Pupille befindet. Zwischen Hornhaut und Iris liegt ein Hohlraum, die vordere Augenkammer; sie ist mit dem Kammerwasser, einer klaren Flüssigkeit gefüllt. An den Rändern ist die Hornhaut von der Bindehaut umgeben, die das Augenweiß überzieht und auch die Augenlider von innen auskleidet.

Die Hornhautentzündung geht häufig mit einer Bindehautentzündung einher. Allerdings birgt die Hornhautentzündung sehr viel größere Gefahren für das Sehvermögen in sich als eine Bindehautentzündung. Auf Grund der unmittelbaren Nachbarschaft zur Hornhaut kann nämlich sowohl Iris als auch Vorderkammer oder beides in Mitleidenschaft gezogen sein und damit der gesamte, sehr komplizierte Sehapparat schwer beeinträchtigt werden.

Die nur ungefähr einen Millimeter dicke Hornhaut enthält viele Empfindungsnerven – so dass Verletzungen sofort bemerkt werden -, aber keine Blutgefäße, da diese das Licht nicht ungehindert durchlassen würden. Die Hornhaut wird infolgedessen nicht über das Blut ernährt, sondern über das Kammerwasser und die Tränenflüssigkeit. Alle Heilungsprozesse verlaufen in der Hornhaut deshalb langsamer als in durchbluteten Geweben.

Die Hornhaut besteht aus mehreren durchsichtigen Zellschichten. Die äußerste Schicht (Epithel) schützt die anderen Schichten und bildet darüber hinaus für das ganze Auge eine Barriere gegen Umwelteinflüsse und Krankheitserreger. Das Epithel besteht aus Zellen, die sich sehr schnell teilen können. Bleiben Schäden auf das Epithel beschränkt, werden diese noch relativ schnell und folgenlos repariert. Sind dagegen auch die tiefer gelegenen Schichten verletzt oder dringt eine Infektion so weit vor, bildet sich ein Hornhautulkus (Hornhautgeschwür ).

Das Hornhautgeschwür heilt sehr viel langwieriger. Es besteht dabei die Gefahr, dass viele Hornhautzellen zerstört werden, sich große Löcher und dann Narben bilden, die die Hornhaut trüben. Die Cornea ist nicht nur Fenster des Auges, das vor Krankheiten schützt und das Kammerwasser zurückhält, sondern sie übernimmt durch ihre besondere Wölbung gleichzeitig die Aufgabe einer Linse. Die Lichtstrahlen, die auf das Auge treffen, werden in der Hornhaut so gebrochen, dass die Linse hinter der Pupille sie sammeln und im Auge ein verwertbares Bild der Umwelt empfangen werden kann. All diese Funktionen können bei einer Erkrankung der Hornhaut stark beeinträchtigt werden oder sogar ganz verloren gehen. Infektionen Gelangt ein Staubteilchen oder Flüssigkeitstropfen ins Auge, können die sich darauf befindlichen Bakterien eine Hornhautentzündung hervorrufen. Feste Teilchen führen zuerst nur zu einer Schädigung des Epithels, schaffen aber dadurch eine Eintrittspforte für Erreger, die möglicherweise in der Tränenflüssigkeit enthalten sind und die nun in das Gewebe eindringen können. Dieser Mechanismus wird auch durch andere Verletzungen ausgelöst, zum Beispiel durch einen zurückschnellenden Zweig, der ins Auge schlägt. Die Keratitis beginnt in diesen Fällen meist mit einer leichten Reizung der Hornhaut und heilt dann – das ist allerdings abhängig von Umfang und Tiefe der Verletzung, Typ des Erregers und Abwehrkraft des Körpers – entweder schnell wieder ab, oder sie nimmt einen schweren, manchmal sogar dramatischen Verlauf.

Auch Virusinfektionen können eine Keratitis hervorrufen. Ein Patient mit Gürtelrose (Zoster) an der Stirn oder im Gesicht bekommt eine Keratitis, wenn der Empfindungsnerv, der das Auge versorgt, ebenfalls befallen ist. Eine spezielle Form der Keratitis entsteht durch Herpes-simplex-Viren. In der Regel verursachen diese Viren nur die bekannten Herpesbläschen an der Lippe oder Nase, aber manchmal kommt es vor, dass diese Erreger die Hornhaut befallen. Die Hornhaut entzündet sich, und es entstehen typische Schäden in der obersten Hornhautschicht, die in der Vergrößerung wie das Geäst eines Baumes aussehen. Diese Erkrankung heißt daher Keratitis dendritica (dendros: griechisch Baum). Eine früher häufigere Form der Keratitis war die durch Syphilis hervorgerufene Hornhautentzündung. Diese Erkrankung führte in vielen Fällen zu einer Eintrübung der Cornea.

Die Tränenflüssigkeit, die mit jedem Lidschlag gleichmäßig über den Augapfel verteilt wird, schützt die empfindlichen Zellschichten der Cornea vor dem Austrocknen und enthält Substanzen, die gegen Bakterien wirksam sind und Infektionen abwehren können. Ist dieser Befeuchtungsmechanismus gestört, können Hornhautentzündungen die Folge sein. Die Augen werden wund, fühlen sich trocken an, und es besteht außerdem das Gefühl, „als sei etwas im Auge“. Das verleitet dazu, die Augen häufig zu reiben – wodurch man die Hornhaut zusätzlich schädigt und die entstehenden Entzündungserscheinungen immer weiter verschlimmert.

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie die rheumatoide Arthritis (Rheuma) oder das Sjögrem-Syndrom, können Entzündungen der Tränendrüsen hervorrufen, die dadurch nicht mehr in der Lage sind, ausreichend Flüssigkeit zu bilden. Bei einer Facialisparese (Gesichtslähmung) droht das Auge dagegen auszutrocknen, weil der Nerv, der unter anderem auch die Muskeln für den Lidschlag mit Reizen versorgt, gelähmt ist. Bei alten Menschen verringert sich die Tränenproduktion oft ohne Grund.

Andere Ursachen

Verätzungen durch Säuren und Laugen oder auch Verbrennungen können die Cornea verletzen und zu Entzündungen führen. In solchen Fällen müssen die Augen unverzüglich mehrere Minuten lang mit kaltem Wasser ausgespült werden, und anschließend sollte ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden. Besonders gefürchtet sind die Verletzungen mit Laugen, die verheerende Auswirkungen haben können.

Ultraviolette (UV-)Strahlen der Sonne oder von Sonnenbänken wirken besonders stark auf die Cornea ein. Dies gilt auch für die Strahlung, die beim Elektroschweißen entsteht. Ist die Corneareizung durch intensive Sonneneinstrahlung in schneebedeckten Höhenlagen entstanden, nennt man sie auch Schneeblindheit. Die Symptome der Hornhautentzündung setzen hier nicht sofort, sondern erst nach ungefähr zwölf bis vierundzwanzig Stunden ein und halten meist nur ein oder zwei Tage an.

Symptome und Diagnose

Die Hornhautentzündung verursacht in der Regel starke Schmerzen des befallenen Auges sowie einen vermehrten Tränenfluss und krampfhaft verschlossene Augenlider. Die Augen sind nur gerötet, wenn zugleich auch die Bindehaut entzündet ist, da die Cornea keine Blutgefäße enthält und sich insofern auch nicht röten kann. Oft besteht ein Fremdkörpergefühl. Liegt die Ursache in einer zu geringen Produktion von Tränenflüssigkeit, fühlt sich das Auge trocken an, und es besteht ein starker Reiz, das Auge zu reiben. In den schwersten Fällen von Keratitis kommt es zu Sehbehinderungen wie einem verschwommenen Bild und möglicherweise zu einem starken Schmerz in der Tiefe des Augapfels.

Das Auge wird mit einem speziellen Gerät untersucht, das über eine Lupenoptik verfügt. Oft wird dazu ein Tropfen gelblicher Flüssigkeit auf das Auge aufgetragen, die die Eigenschaft hat, geschädigte Hornhautbezirke vorübergehend anzufärben und bei entsprechender Beleuchtung sichtbar zu machen. Eine genauere Untersuchung kann mit der Spaltlampe durchgeführt werden, die einen schmalen Lichtstreifen auf das Auge wirft und dem Arzt erlaubt, durch ein Mikroskop kleinste Veränderungen der Hornhaut zu beurteilen.

Gefahren

Die größten Risiken bei einer Keratitis sind die Entstehung von Geschwüren und die Abheilung mit Narbenbildung. Eine besonders schnell und aggressiv verlaufende bakterielle Infektion kann innerhalb weniger Stunden ein tiefes Geschwür der Hornhaut hervorrufen und sie schließlich völlig durchlöchern. Die Vernarbung, die darauf folgt, trübt die Hornhaut und verändert ihre Krümmung. Schwerwiegende Sehstörungen sind die Folge. Verbleibende Hornhautnarben können das eintretende Licht behindern oder ablenken, so dass es zu Sehstörungen und durch Streuung des Lichts zu Blendungserscheinungen kommt.

Hornhautnarben können sogar zur Erblindung führen. Die Keratitis wird mit Antibiotika, gelegentlich auch chirurgisch behandelt. Grundsätzlich muss das Auge geschont werden. Unabhängig von der Ursache, gibt man mehrmals am Tag antibiotikahaltige Augentropfen ins Auge. Sind Bakterien die Auslöser der Keratitis, werden sie durch diese Tropfen wirksam bekämpft, wenn nicht, wirken sie einer bakteriellen Infektion vorbeugend entgegen, denn jede Art der Hornhautschädigung ist eine mögliche Eintrittspforte für Bakterien, die bei jeder Form der Entzündung das Krankheitsgeschehen verschlimmern können.

Auch Herpesviren können – im Unterschied zu den meisten anderen Viren – direkt mit Medikamenten bekämpft werden. Ist die Iris in das Entzündungsgeschehen mit einbezogen, werden oft Atropintropfen in das Auge gegeben, um die Pupille und Iris so einzustellen, dass es nicht zu Verklebungen in der Iris kommt. Manche Formen der Keratitis werden mit Kortisontropfen behandelt, in anderen Fällen wird die Hornhaut mit einer speziellen Kontaktlinse abgedeckt, die mit einem „Klebstoff‘ fest auf der Cornea verankert wird. Die Kontaktlinse schützt und verhindert, dass Kammerwasser nach außen abfließt.

Schwere Formen der Keratitis, die auf eine Behandlung nur schlecht ansprechen oder eine ausgeprägte Narbenbildung nach sich ziehen, können nur noch durch Verpflanzen gesunder Hornhaut von einem Spender behandelt werden. In leichteren Fällen von „zu trockenen Augen“ kann zur Symptomlinderung künstliche Tränenflüssigkeit ins Auge getropft werden. Reicht das nicht, muss das Auge durch einen Verband oder eine Operation vor weiterer Austrocknung geschützt werden.
Prognose

Die Prognose hängt ganz von der Ursache und der Schwere der Keratitis ab. Eine oberflächliche Entzündung durch UV-Strahlen oder eine leichte bakterielle Infektion kann innerhalb weniger Tage ohne bleibende Schäden abheilen. Ein Geschwür der Cornea kann etliche Wochen für eine Heilung benötigen, eine Virusinfektion sogar mehrere Monate anhalten.