Halsschmerzen sind ein Symptom für eine Erkrankung des Rachens und der Gewebe, die ihn umgeben. In den meisten Fällen ist nur eine einfache, die Beschwerden lindernde Behandlung notwendig. Der Hals oder genauer der Rachen (Pharynx) ist einer der großen Durchgangswege des Körpers. Durch ihn bewegt sich bei der Atmung beständig Luft von der Nase und dem Mund zu den Lungen und wieder zurück; Speisen und Getränke passieren ihn auf ihrem Weg vom Mund zum Magen. Der Rachen ist somit auch allem ausgesetzt, was beim Husten aus den Lungen und beim Erbrechen aus dem Magen als schädlich entfernt werden soll.
So ist es nicht verwunderlich, dass der Rachen in seinen verschiedenen Abschnitten und mit den ihn begrenzenden Geweben der ständigen Gefahr von Infektionen unterliegt. Der Großteil der Krankheitserreger, die in den Körper eindringen, hat hier seinen ersten Kontakt zum Gewebe, und dementsprechend ist im Rachenbereich die Immunabwehr des Körpers stark beansprucht und manchmal auch überfordert, was sich dann in Entzündungen und Halsschmerzen äußert.
Aufbau des Rachens
Der Rachen schließt sich den Nasenhöhlen und der Mundhöhle an und reicht bis zur Luft- beziehungsweise Speiseröhre. Er ist mit einer gut durchbluteten Schleimhaut ausgekleidet. In ihn hinein ragen der weiche Gaumen (mit dem Zäpfchen als Ausläufer) , der ihn gegen die Nasenhöhle abdichten kann, und der Kehldeckel (Epiglottis), der beim Schlucken die Luftröhre verschließt. So wird verhindert, dass Nahrung fälschlich in den Atmungsbereich gelangt.
Die zwei Gaumenmandeln (links und rechts zur Mundhöhle hin), die Rachenmandel (im Dach des Rachens), die Zungenmandel (am Zungengrund) und die Rachenhinterwand bilden den sogenannten lymphatischen Rachenring. Er enthält Gewebe, das auf die Abwehr von Krankheitserregern spezialisiert ist; dieses Gewebe schützt nicht nur den Rachen selbst, sondern dient auch dazu, einen Infektionsübertritt auf tiefer liegende Gewebe zu verhindern.
Halsschmerzen sind kein eigenständiges Krankheitsbild. Die Beschwerden können durch eine Erkrankung jedes der verschiedenen Gewebe verursacht werden, die oben aufgeführt wurden. Für Halsschmerzen kann eine Vielzahl der unterschiedlichsten Erreger verantwortlich sein, wie -Bakterien, Viren oder andere Mikroorganismen, zu denen auch Pilze gehören.
Nicht immer jedoch ist eine Infektion der Grund für Halsschmerzen. Eine Schädigung der Schleimhaut kann auch durch zu heiße Getränke und Speisen, zu scharfe Gewürze, Süßigkeiten oder schlecht gekaute Nahrung hervorgerufen werden. Das gleiche gilt für Zigarettenrauch, schädliche Gase oder Staub.
Bei einer Reihe von Krankheiten, so zum Beispiel Grippe, Scharlach, Masern oder Diphtherie, sind Halsschmerzen nur das erste und relativ harmlose Stadium der Erkrankung, die sich dann weiter ausbreitet und ernstere Züge annehmen kann. Bei alten und durch Vorerkrankung geschwächten Menschen können sich Erkrankungen des Halses auf den ganzen Atmungsapparat ausdehnen und sogar eine Lungenentzündung verursachen. In den meisten Fällen von Halsschmerzen bleibt die Krankheit jedoch auf den Hals beschränkt.
Rachenentzündung
Die häufigste Ursache für Halsschmerzen ist eine akute Pharyngitis, eine Entzündung des Rachens. Die Symptome sind das Gefühl einer trockenen und gereizten Kehle und Schmerzen. Die Sprache klingt heiser, und der Erkrankte hat das Bedürfnis, sich häufig zu räuspern, hat Schluckbeschwerden und einen anhaltenden, trockenen Husten. Häufig kommen auch Kopfschmerzen und Fieber hinzu. Die akute Pharyngitis wird häufiger durch Viren als durch Bakterien hervorgerufen. Es ist darum nicht nur überflüssig, vorschnell Antibiotika zu nehmen, die auf Viren keinerlei Einfluss haben, sondern unter Umständen wegen der möglichen Nebenwirkungen sogar schädlich. Wie viele Viruserkrankungen klingt diese Infektion von selbst nach wenigen Tagen ab. Die einzige sinnvolle Behandlung besteht darin, zu versuchen, durch das Trinken warmer Flüssigkeiten oder das Gurgeln mit geeigneten Mitteln die Symptome zu lindern.
Die chronische Pharyngitis dagegen ist eine langanhaltende Entzündung, die keine Anzeichen einer spontanen Besserung erkennen lässt. Sie kann die Folge häufiger akuter Rachenentzündungen sein, aber auch durch fortwährende schädigende Einflüsse hervorgerufen werden, zu denen das Rauchen zu zählen ist, aber auch das Arbeiten unter Staub- oder Dampfentwicklung. Zu den Ursachen gehören weiterhin chronische Mandelentzündungen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen – wobei sich Eiterstraßen im Nasen-Rachen-Raum bilden können – sowie Wucherungen der Rachenmandel (die oft fälschlich „Polypen“ genannt werden).
Aber es können sich auch sehr ernste Erkrankungen hinter chronischen Halsentzündungen verbergen. Bei der chronischen Pharyngitis ist es wichtig, die genaue Ursache festzustellen, um eine gezielte Behandlung einleiten zu können.
Mandelentzündung
Infektionen, die mit Halsschmerzen und einer Pharyngitis beginnen, greifen oftmals auf benachbarte Gewebe über und lassen auch diese erkranken. Das am häufigsten dabei in Mitleidenschaft gezogene Nachbarorgan sind die Mandeln (Tonsillen). Die akute Mandelentzündung (Tonsillitis) gehört zu den häufigsten Erkrankungen, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Die leichteste Form wird in der Regel durch Viren verursacht. Die Gaumenbögen und die Mandeln sind gerötet, und es bestehen Schluckbeschwerden. Die Temperatur ist gar nicht oder nur mäßig erhöht.
Im Gegensatz zu dieser Form ist die durch Bakterien bedingte ernster. Oft ist die Schleimhaut durch eine ursprüngliche Virusinfektion vorgeschädigt, wodurch für Bakterien, besonders Streptokokken, günstige Bedingungen geschaffen werden. Bei dieser Art von Mandelentzündung sind die Schmerzen stechend, und vor allem das Schlucken kann äußerst qualvoll werden. Die Mandeln sind dunkelrot, vergrößert, grauweiß belegt und tragen Eiterstippchen. Gleichzeitig schwellen die Halslymphknoten an und werden berührungsempfindlich. Es entwickelt sich zunehmend Fieber, der Patient ist matt, hat Kopfschmerzen, und es besteht ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Eine Mandelentzündung darf wegen möglicher Komplikationen nicht bagatellisiert werden. Zu nen Komplikationen gehören das rheumatische Fieber, Nierenerkrankungen sowie die Ausdehnung des Krankheitsprozesses auf umliegende Regionen. In der Folge können dann eitrige Mittelohrentzündungen und Abszesse in der Gaumenmandel-Region auftreten (Peritonsillarabszess). Auch leichtere Mandelentzündungen können zu gefährlichen Komplikationen führen. Nach einem erkrankungsfreien Intervall kann es durch Bakteriengifte zu akuten Entzündungserscheinungen an den Gelenken und am Herzen kommen.
Während diese sich an den Gelenken zurückbilden, führen sie am Herzen möglicherweise zu bleibenden Herzklappenfehlern. Diese nun in ihrer Funktion beeinträchtigten Klappen stellen wiederum einen idealen Boden für weitere Entzündungen dar. Aus all diesen Gründen wird die Mandelentzündung mit Antibiotika behandelt.
Diphtherie und Krupp
Die Diphtherie ist heute glücklicherweise nur noch sehr selten, hat aber zu den Zeiten, als es noch keine Impfung und keine Antibiotika gab, viele Menschen, vor allem Kinder, das Leben gekostet. Die Diphtherie wird durch die Stoffwechselprodukte der Coryne-Bakterien verursacht. Diese Stoffwechselprodukte sind stark toxisch (giftig). Am häufigsten ist die Rachendiphtherie, die zwei bis fünf Tage nach der Infektion ausbricht. Sie führt zu geröteten und geschwollenen Mandeln, grau-weißen Belägen im Rachenraum, Schluckbeschwerden und Fieber. Charakteristisch ist der süßliche Geruch des Atems. Es besteht die Gefahr von schweren Kreislaufkomplikationen, die zu Herzmuskellähmungen führen können.
Schreitet die Rachendiphtherie fort, so kann es zur Kehlkopfdiphtherie kommen. Hier steht durch die Ablagerung der Beläge auf der Kehlkopfschleimhaut die Erstickungsgefahr im Vordergrund. Heiserkeit, bellender Husten und zunehmende Atemnot kennzeichnen dieses bedrohliche Krankheitsbild, das als Krupp bezeichnet wird. Es führte früher im Verlauf von 24 Stunden zum Tode, wenn nicht eine rechtzeitige Intubation erfolgte (Einführung eines Schlauchs durch Mund und Nase in die Luftröhre).
Neben diesem durch Diphtherie verursachten Krupp kann eine akute Kehlkopfverengung auch die Folge bestimmter Viruserkrankungen (Masern, Grippe) sein. Aber auch auf dem Boden allergischer Erscheinungen kann ein Krupp entstehen. Die Ärzte sprechen in diesen Fällen von einem Pseudokrupp. Auch hier sind Halsschmerzen, Heiserkeit (bis zur Stimmlosigkeit), bellender Husten und zunehmende Atemnot die ausschlaggebenden Symptome.