Grüner Star

Grüner Star ist eine Augenerkrankung aufgrund eines Druckanstiegs in der vorderen Augenkammer. Grüner Star (Glaukom) entsteht, wenn der Abfluss des Kammerwassers aus der vorderen Augenkammer beeinträchtigt ist. Kammerwasser wird von speziellen Zellen des Ziliarmuskels produziert, der für die unterschiedliche Wölbung der Linse zuständig ist, und fließt durch den Schlemmsehen Kanal am Kammerwinkel in winzigen Venen ab.

Als Kammerwinkel bezeichnet man den Winkel zwischen Hornhaut (Cornea) und Iris (Regenbogenhaut). Hin und wieder werden Kinder mit einem Defekt im Abflusssystem des Auges geboren und können bereits im frühesten Alter ein Glaukom bekommen. Dies ist jedoch äußerst selten.

Ursache

Für den grünen Star beim Erwachsenen kommen drei verschiedene Ursachen in Frage. Zum einen kann der Abfluss des Kammerwassers am Rand der Iris behindert sein – eine Störung, bei der die Iris im Auge nach vorn gedrückt wird. Der Winkel zwischen Iris und Augenvorderseite verkleinert sich, der Abfluss wird beeinträchtigt. Von dieser Art des Glaukoms sind meist weitsichtige Personen mit einem vergleichsweise kleinen Augapfel betroffen. Es tritt auch bei älteren Menschen auf, weil die Linse mit zunehmenden Alter starrer und fast hügelförmig wird, wodurch wiederum der Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigt wird. Diese Form des grünen Stars nennt man „Engwinkel-Glaukom“.

Eine weitere Erscheinungsform des grünen Stars wird als „Weitwinkel-Glaukom“ oder „chronisches einfaches Glaukom“ bezeichnet. In diesem Fall ist die Anatomie des Auges völlig normal, und eine einfache, physische Erklärung dafür gibt es nicht. Offensichtlich funktioniert der Abfluss des Kammerwassers aus dem vorderen Augenbereich mit zunehmenden Alter nicht mehr so gut, und dies führt allmählich zu einer Erhöhung des Augeninnendruckes.

Bei Engwinkel- und Weitwinkel-Glaukom besteht eine Tendenz zu erblich bedingter Veranlagung. Leidet ein naher Verwandter an grünem Star, liegt das Risiko, ebenfalls daran zu erkranken, bei eins zu zwanzig.

Sehr selten tritt die dritte Form des grünen Stars, das Sekundär-Glaukom, auf. Ursache ist in diesem Fall eine Erkrankung der Iris, die zu einer Behinderung im Abfluss des Kammerwassers und damit zur Erhöhung des Augeninnendruckes führt.

Erste und wichtigste Maßnahme bei einer Untersuchung mit Verdacht auf grünen Star ist das Messen des Augeninnendruckes. Zunächst wird das Auge durch Einträufeln eines örtlichen Betäubungsmittels empfindungslos gemacht. Das Tonometer, ein Instrument zur Messung des Augeninnendruckes, wird an das Auge angelegt. Tonometer gibt es in zwei oder drei unterschiedlichen Versionen, die aber alle nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren. Sie messen das Ausmaß der Eindellung des Augapfels, die durch minimalen Druck einer Sonde auf den Augapfel verursacht wird. Mit einem Präzisionstonometer lassen sich äußerst genaue Daten ermitteln.

Ein weiterer möglicher Test ist die akkurate Bestimmung des Gesichtsfeldes. Dabei wird jedes Auge getrennt . untersucht und festgestellt, welchen Bereich es bei feststehender Blickrichtung erfasst. Durch diese auch als Perimetrie bezeichnete Bestimmungsmethode lässt sich gegebenenfalls „Röhrensehen“ erkennen, ein Frühsymptom des chronischen grünen Stars.

Das Gonioskop

Mit dem Gonioskop, einem Instrument mit Speziallinse, die an das Auge angelegt wird, kann der Augenarzt unter Zuhilfenahme eines auf die Linse eingestellten Mikroskop eingehend den Rand der Regenbogenhaut untersuchen. Mit dem Gonioskop lässt sich feststellen, welche Form des grünen Stars vorliegt. Das Engwinkel-Glaukom setzt meist unvermittelt mit einer Entzündung und quälenden Schmerzen des erkrankten Auges ein. Der Patient sieht stark verschwommen und wird manchmal derartig krank, dass er sich erbrechen muss. Nicht selten treten vor allem abends warnende Schmerzen auf. Naturgemäß weiten sich die Pupillen bei Dunkelheit, und damit wird der Kammerwinkel spitzer. Es kommt zu den ersten Symptomen eines Glaukoms. Eventuell sieht der Patient abends regenbogenfarbige Kreise um eine Lichtquelle.

Ganz anders äußert sich chronischer grüner Star oder ein Weitwinkel-Glaukom. Normalerweise schmerzen die Augen nicht, aber allmählich lässt die Sehkraft nach – unter Umständen so langsam, dass es dem Patienten erst gar nicht bewusst ist. Mit der Zeit kommt es zu einem Gesichtsfeldausfall (Röhren sehen), der zunächst die Orientierung beim Gehen beeinträchtigt, dann aber auch beim Fernsehen und Lesen Probleme aufwirft.

Durch Betrachten des Auges mit einem Augenspiegel (Ophthalmoskop) ist der Augenarzt imstande, das Problem frühzeitig zu erkennen. Dabei sieht er den Augenhintergrund mit der Netzhaut und die von hier ausgehenden Sehnerven. Normalerweise haben die Sehnerven eine blassrosa Farbe und bilden mit der Netzhaut an der Eintrittsstelle eine Scheibe. Bei erhöhtem Innendruck wird sich schließlich eine Schädigung an der Sehnervenscheibe einstellen, die dann eine typische fahle Aushöhlung zeigt. Ein chronisches Glaukom sollte deshalb durch die routinemäßige Verwendung eines Tonometers im Zuge einer Augenuntersuchung und auch bei einer Allgemeinuntersuchung beim Hausarzt rechtzeitig erkannt werden.

Behandlung

Das akute Engwinkel-Glaukom bedarf der Behandlung in der Klinik. Dem plötzlichen Anstieg des Augeninnendruckes begegnet man durch Verabreichen oral einzunehmender Medikamente oder durch eine intravenöse Tropfinfusion. Nach dem Rückgang der Entzündung ist gewöhnlich eine Operation – eine Iridektomie – erforderlich. Dabei wird mit Hilfe eines winzigen chirurgischen Einschnittes oder eines Laserstrahles am Rand der Regenbogenhaut eine kleine Öffnung geschaffen, so dass die Flüssigkeit aus der vorderen Augenkammer abfließen kann. Der durch diesen Eingriff auf Dauer angelegte neue Abflusskanal beugt weiteren Glaukombildungen vor.

Operiert werden müssen beide Augen, aber in der Regel wird der Eingriff am zweiten Auge erst vorgenommen, nachdem das erste abgeheilt ist. Chronisches Glaukom spricht im allgemeinen auf medikamentöse Behandlung an. Pilocarpin-Tropfen verbessern die Abflussmöglichkeiten des Kammerwassers, Timolol-Tropfen hemmen seine Bildung. Bei Patienten, die sich mit dem Einträufeln der Tropfen schwertun, gibt es die Möglichkeit, eine winzige, mit Pilocarpin präparierte Kunststoffmembran unter das Augenlid einzusetzen.

Man braucht sie nur einmal wöchentlich auszuwechseln. Zeigt die Behandlung mit Tropfen keine Wirkung, kann eine Operation notwendig werden.