Gicht

Im Gegensatz zu den meisten anderen Gelenkentzündungen ist die Ursache der Gicht bekannt. Für die Behandlung steht eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, die Gelenk- und Nierenschäden verhindern können.

Gicht beruht auf einem überhöhten Harnsäurespiegel in den Körperflüssigkeiten. Harnsäure ist stets im Körper vorhanden, denn sie entsteht als Abbauprodukt bei der Verwertung bestimmter Nahrungsmittel (z. B. Fleisch) und beim natürlichen Zerfall verbrauchter Zellen. Normalerweise wird die Harnsäure über die Nieren ausgeschieden, so dass sich der Harnsäurespiegel im Körper nicht erhöht. Bei Gichtpatienten wird entweder zu viel Harnsäure gebildet, oder sie wird unzureichend ausgeschieden.

Ursachen

Für einen Anstieg des Harnsäurespiegels gibt es verschiedene Ursachen. Früher hat man vor allem den unmäßigen Genuss schwerer Speisen – wie beispielsweise Innereien und Gans – und Alkohol verantwortlich gemacht. Heute weiß man, dass übermäßiges Essen (insbesondere Fleisch) nicht die alleinige Ursache ist, den Ausbruch der Gicht aber begünstigen kann. Das trifft vor allem dann zu, wenn innerhalb einer Familie Gichterkrankungen gehäuft auftreten.

Eine häufige Ursache für Gicht ist die Unfähigkeit der Nieren, die Harnsäure auszuscheiden. Das kann bei Nierenkrankheiten wie chronischer Nierenentzündung auftreten oder auf bestimmte Medikamente wie beispielsweise harntreibende Mittel (Diuretika) zurückzuführen sein. Auch schwere Erkrankungen des Blutes (Leukämie) oder der Gewebe (Tumore), bei denen es zu einem massiven Zellverfall und damit zum Anstieg des Harnsäurespiegels kommt, können die Ursache für Gicht sein.

Bei einem Teil der Gichtpatienten liegt eine angeborene Stoffwechselstörung vor, bei der der Körper mehr Harnsäure bildet als normal. Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut muss nicht immer zum Ausbruch von Gicht führen. In vielen Fällen lagert sich aber die überschüssige Harnsäure im Gewebe ab. In diesem Fall kann der Betreffende entweder an akuter (plötzlich auftretender) oder chronischer (sich langfristig entwickelnder) Gicht erkranken.

Akute Anfälle

Der erste Gichtanfall erfolgt meist in der Nacht und ist sehr schmerzhaft: betroffen ist fast immer das Grundgelenk des großen Zehs. Gicht im Großzehengrundgelenk wurde früher auch als „Zipperlein“ oder mit dem aus dem Griechischen stammenden Wort „Podagra“ bezeichnet, das soviel wie Anfall im Fuß bedeutet. Nicht selten wird der akute Gichtanfall durch zu reichliches, schweres Essen oder Alkoholgenuss ausgelöst. Der betroffene Zeh ist außerordentlich druckempfindlich, so dass der Betroffene schon das Gewicht der Bettdecke als unerträglich empfindet. Das Gelenk ist geschwollen, die Haut ist trocken, heiß, gerötet und glänzend. Die Adern auf der Oberseite des Fußes können angeschwollen sein. Manchmal gehen dem Anfall auch rheumatische Beschwerden sowie Fieber oder Übelkeit voraus.

Behandlung

Wird der akute Gichtanfall nicht behandelt, hat der Patient tage- oder sogar wochenlang starke Schmerzen. Die Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten, die rasch und nachhaltig wirken. Die Medikamente sollten sobald wie möglich verabreicht werden, da eine Verzögerung ihre Wirkung beeinträchtigt.

Bei einem akuten Gichtanfall haben sich außerdem Ruhigstellung des Gelenks und feuchte, kalte Umschläge sehr gut bewährt. Sind die Schmerzen vergangen, glauben manche Betroffene, dass damit die Erkrankung ausgestanden sei. Der akute Gichtanfall kann jedoch der Beginn einer chronischen Gichterkrankung sein, und die Gefahr weiterer Anfälle in Abständen von Wochen und Monaten bleibt bestehen. Dann können neben dem Großzehengrundgelenk auch andere Gelenke befallen werden, im allgemeinen Finger-, Hand- und Fußgelenke. Selten sind Hüft- und Schultergelenke von der Gicht betroffen. Der Arzt nimmt Blutuntersuchungen vor und überprüft den Allgemeinzustand des Patienten, um festzustellen, ob eine Behandlung fortgesetzt werden muss.

Chronische Gicht

Die chronische Gicht führt zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken, Nieren und der Haut. In den Gelenken lagern sich die Kristalle im Knorpel der Knochenenden ab, so dass deren glatte Oberfläche aufgeraut wird, was zu Schwellungen und Verminderung der Beweglichkeit führen kann. In schweren Fällen werden die Gelenke dadurch zerstört. In der Haut können an verschiedenen Stellen Gichtknoten auftreten. Oft erscheinen sie als kleine Perlen an den Ohrenrändern. Sie können aber auch recht große Schwellungen an den Händen oder Ellbogen bilden. Sie sind im allgemeinen mehr entstellend als schädlich, aber gelegentlich kann ein Gichtknoten auch so groß und störend werden, dass er operativ entfernt werden muss.

Gicht kann auf zweierlei Weise Nierenschäden hervorrufen. Entweder blockieren Harnsäurekristalle den feinen Filtermechanismus der Nieren, was zu fortschreitenden Schäden führt, oder die Harnsäurekristalle bilden mit der Zeit Nierensteine. Etwa ein Fünftel aller Gichtpatienten, die unbehandelt bleiben, bekommen Nierensteine.

Langzeitbehandlung

Patienten mit häufigen akuten Anfällen, Gelenkdeformierungen, Gichtknoten, Nierenschäden oder anhaltendem hohen Harnsäurespiegel im Blut bedürfen einer Langzeitbehandlung.

Oftmals ist eine lebenslange Behandlung notwendig, um Komplikationen wie beispielsweise Nierenschäden vorzubeugen, die schließlich zu einem Nierenversagen führen können. Es werden Medikamente mit der Wirksubstanz Allopurinol verwendet, die die Bildung von Harnsäure verringert, so dass der Harnsäuregehalt des Blutes reduziert wird. Medikamente, die die Harnsäureausscheidung in den Nieren erhöhen, sind dagegen nicht so günstig, weil sich durch die vermehrte Harnsäureausscheidung Kristalle ansammeln und Nierensteine bilden können.

Neben der medikamentösen Behandlung sollte der Gichtpatient auch seine Ernährung grundsätzlich umstellen. So sollte er sich vorwiegend vegetarisch oder zumindest fleischarm ernähren und Alkohol meiden. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und sportliche Betätigung (Übergewicht ist unbedingt zu vermeiden).

Wer ist gichtgefährdet?

Männer sind von Gichterkrankungen wesentlich häufiger betroffen. Ungefähr 95 Prozent der Gichtkranken sind Männer. Bei ihnen treten die ersten Anfälle meist nach dem 40. Lebensjahr auf. Bei einem Viertel aller Gichtkranken liegt die Krankheit in der Familie. Doch auch Essgewohnheiten spielen eine Rolle, denn Untersuchungen haben gezeigt, dass Gicht in Zeiten der Not kaum, in Zeiten des Überflusses verstärkt auftritt.