Geschlechtskrankheiten

Die ersten Anzeichen einer Geschlechtskrankheit sind meist wenig besorgniserregend. Da langfristige Schäden jedoch nur durch eine frühzeitige Behandlung vermieden werden können, sollte schon bei einem Verdacht auf Infektion ein Arzt aufgesucht werden.

Bei Geschlechtskrankheiten handelt es sich um unterschiedliche Infektionskrankheiten, die unter dieser Bezeichnung zusammengefasst werden können, weil sie überwiegend als Folge des Geschlechtsverkehrs mit einer bereits infizierten Person auftreten.

Vier Geschlechtskrankheiten sind besonders schwerwiegend: Syphilis (Lues), Gonorrhö (Tripper), nichtspezifischer Harnröhrenkatarrh und Herpes genitalis.

AIDS wird zwar auch durch Geschlechtsverkehr übertragen, ist jedoch keine Geschlechtskrankheit im herkömmlichen Sinn, sondern eine Immunschwäche. (AIDS – engl. Acquired Immune Deficiency Syndrome = erworbener Mangel an Abwehrkraft).

Syphilis und Tripper (sowie weicher Schanker und Lymphogranuloma inguinale) sind meldepflichtig, das heißt, dass jeder, der sich mit diesen Krankheiten angesteckt hat oder dies den Umständen nach annehmen muss, gesetzlich verpflichtet ist, sich ärztlich behandeln zu lassen. Zu den weniger schweren Geschlechtskrankheiten zählen Trichomoniasis, Candidamykosen oder Soor, Feigwarzen und Befall mit Filzläusen.

Flüchtige sexuelle Beziehungen

Trotz der modernen und wirkungsvollen Behandlungsmethoden leiden heute in Europa und Amerika mehr Menschen an Geschlechtskrankheiten als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in den letzten dreißig Jahren. Der Grund für diese Zunahme, insbesondere bei jungen Menschen, ist vor allem in der Entwicklung neuer, sicherer Verhütungsmittel zu suchen, die zu anderen Einstellungen und Gewohnheiten im sexuellen Verhalten geführt haben, daher zu einer größeren sexuellen Freizügigkeit.

Syphilis

Die Syphilis ist die schwerste unter den Geschlechtskrankheiten. Wenn sie nicht behandelt wird, kann Syphilis bleibende Behinderungen zur Folge haben oder sogar zum Tod führen.

Die Erreger werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Sie können aber auch von einer geschlechtskranken Mutter während der Schwangerschaft an ihr Kind weitergegeben werden, so dass es mit angeborener Syphilis zur Welt kommt.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) variiert bei der Syphilis ebenso stark wie die Symptome während des Anfangsstadiums der Erkrankung. Daraus ergeben sich große Schwierigkeiten für die Früherkennung, die entscheidend ist, wenn eine völlige und dauerhafte Heilung erzielt werden soll. Das erste Anzeichen ist ein schmerzloses, kleines Geschwür an der Stelle, wo der Krankheitserreger in den Körper eingedrungen ist – meist an den Geschlechtsteilen, am After oder Mund. Das Geschwür heilt von selbst ab, was die Betroffenen leider oft glauben lässt, dass es sich um ein harmloses Geschwür gehandelt hat.

Eine weitere Komplikation besteht bei der Syphilis darin, dass sich manchmal kein Geschwür bildet, also kein äußerliches Anzeichen einer Krankheit vorliegt. Es kommt deshalb entscheidend darauf an, dass jeder, der auch nur den Verdacht hegt, dass er sich infiziert haben könnte, unverzüglich einen Arzt aufsucht und sich Gewissheit verschafft.

Nur eine Behandlung während der frühen Stadien kann eine völlige Heilung garantieren.

Gonorrhö

Die Gonorrhö (Tripper) ist eine durch Bakterien (Gonokokken) verursachte Erkrankung, die man sich durch Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person zuzieht. Sie gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Beim Mann sind die Krankheitszeichen nicht zu übersehen. Es vergeht kaum eine Woche, da treten Juckreiz und Schmerzen beim Wasserlassen auf, gefolgt von einem starken Eiterfluss aus dem Penis (männliches Glied).

Werden in dem Ausfluss Erreger (Gonokokken) gefunden, ist das eine Bestätigung für die Diagnose Gonorrhö. Die Behandlung kann mit einer einzelnen Dosis Penizillin erfolgen, das entweder gespritzt oder in Form von Kapseln verabreicht wird. Um zu gewährleisten, dass die Wirkung des Penizillins nicht unterbunden wird, darf der Erkrankte einige Zeit keinen Alkohol trinken. Die Behandlung mit Penizillin bewirkt zwar einen schnellen Rückgang der Symptome, aber für eine vollständige und dauerhafte Heilung ist eine weitere ärztliche Überwachung unbedingt notwendig.

Die Gonorrhö ist nicht erblich, aber die Erreger können während der Geburt oder durch engen Kontakt mit einer infizierten Mutter auf ein Kind übertragen werden.

Harnröhrenkatarrh

Beim nichtspezifischen Harnröhrenkatarrh handelt es sich um eine Geschlechtskrankheit, die ausschließlich Männer bekommen. Die Zahl der Erkrankungen nimmt ständig zu, und der nichtspezifische Harnröhrenkatarrh ist inzwischen häufiger anzutreffen als alle anderen Geschlechtskrankheiten zusammengenommen. Doch trotz der umfangreichen Forschungsarbeiten und der Entdeckung, dass viele – aber keineswegs alle – Fälle mit der Chlamydia-Mikrobe zu tun haben, ist die eigentliche Ursache noch nicht geklärt, und man weiß im Grunde genommen nicht, warum manche Männer erkranken und andere nicht.

Während es in vielen Fällen zu einer problemlosen und raschen Heilung kommt, gibt es andererseits Männer, die immer wieder aufs neue erkranken. Wie der Name nahelegt, handelt es sich bei der Erkrankung um eine Entzündung der Harnröhre, die keine spezifische Ursache hat. Das unterscheidet sie von der durch Gonokokken verursachten Harnröhrenentzündung. Und da sich Auswirkungen und Behandlung des nichtspezifischen Harnröhrenkatarrhs von denen der Gonorrhö stark unterscheiden, muss sich der Arzt zunächst anhand des Ausflusses vergewissern, ob nicht etwa ein milder Fall einer verkappten Gonorrhö vorliegt.

Ausfluss und Schmerzen

Das wichtigste Symptom beim nichtspezifischen Harnröhrenkatarrh ist ein Ausfluß aus dem Penis. Dieser Ausfluss ist gewöhnlich weiß bis grau gefärbt – im Gegensatz zu der schleimig-gelben Flüssigkeit bei der Gonorrhö – und sieht deshalb ganz ähnlich aus wie Sperma. Die Menge des Ausflusses ist sehr unterschiedlich. Ein weiteres typisches Symptom sind Schmerzen beim Wasserlassen. Auch da gibt es große Unterschiede; viele spüren gar nichts oder nur eine leichte Reizung.

Herpes genitalis

Der Herpes genitalis ist eine durch Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit, die in Amerika bereits epidemische Ausmaße angenommen hat und auch in Europa stark zunimmt. Das große Problem beim Herpes ist, dass es bis heute kein Mittel gibt, um ihn zu heilen, so dass jeder neu Erkrankte die Zahl der Keimträger vergrößert.

Vom Herpes-simplex-Virus gibt es zwei Stämme, die beide schmerzhafte Bläschen, herdförmige Schwellungen und gelegentlich Fieber hervorrufen. Das Herpes-simplex-Virus 1 findet sich gewöhnlich am Mund (Lippenherpes). Obwohl man eigentlich davon ausgeht, dass dieses Virus nicht übertragbar ist, empfiehlt es sich, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, da die Gefahr einer Übertragung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.

Das Herpes-simplex-Virus 2 ist der Herpes genitalis und wird durch sexuelle Kontakte verbreitet. Die Bläschen finden sich an den Geschlechtsteilen, um den After, an der Blase, am Gesäß und an den Beinen. Den Herpes gibt es in zwei Stadien – ruhend und aktiv. Nach dem ersten Befall zieht sich das Virus über einen Sinnesnerv in dem betroffenen Bereich in das Körperinnere zurück, um zu „schlafen“. Während der Ruhepause kann der Herpes nicht übertragen werden. Das Virus kommt wieder zum Ausbruch, wenn die Abwehrkräfte des Körpers geschwächt sind, was etwa durch Krankheit hervorgerufen werden kann. Der Herpes taucht dann – gewöhnlich an derselben Stelle – als schmerzhafte Bläschen immer wieder auf.

Die Aktivierung der Viren scheint durch körperliche und emotionale (gefühlsmäßige) Tiefpunkte begünstigt zu werden – beispielsweise in Phasen von Niedergeschlagenheit oder starken Belastungen oder bei Wetterfühligkeit. Auch eine Krankheit kann die Aktivierung der Viren zur Folge haben.

Obwohl der Herpes genitalis noch nicht zu heilen ist, gibt es Möglichkeiten, die Erholung nach den Attacken für den Betroffenen zu beschleunigen und zu erleichtern. Um eine Infektion anderer Körperstellen zu vermeiden, sollten die befallenen Regionen immer sauber gehalten werden. Salzbäder und kalte Umschläge können den Schmerz lindern, und wenn der Betroffene Stress vermeidet, vom Alltag abschaltet und gesund lebt, wird der Körper Abwehrkräfte gegen weitere Attacken aufbauen

In den meisten Fällen wird der Herpes ein Jahr lang fast jeden Monat wiederkehren, dann allmählich nachlassen und mit den Jahren immer seltener werden. Als Wirkstoff gegen diese Erkrankung steht Aciclovir zur Verfügung. Es kann lokal, oral oder intravenös angewendet werden.

Vorbeugen

Es stellt sich die Frage, wie man Geschlechtskrankheiten vorbeugen kann. Die Ansteckungsgefahr steigt mit der Häufigkeit des Partnerwechsels. Wer keinen festen Partner hat, sollte sich beim Geschlechtsverkehr durch ein Kondom schützen. Umstritten ist, welche nachträglichen Maßnahmen sinnvoll sind, falls man versäumt hat, ein Kondom zu benutzen.

Bei Männern kann Wasserlassen helfen, da Mikroben, die beim Geschlechtsverkehr in die Harnröhre geraten sind, höchstwahrscheinlich herausgespült werden.

Wenn jemand auch nur den geringsten Verdacht hat, sich mit einer Geschlechtskrankheit infiziert zu haben, sollte umgehend ein Hautarzt aufgesucht werden. Männer können auch zum Urologen gehen. Der Hausarzt ist ebenfalls für die Behandlung von Geschlechtskrankheiten zuständig.