Elektroenzephalogramm

Das Elektroenzephalogramm, auch Hirnstrombild oder kurz EEG genannt, zeigt die bioelektrische Aktivität des Gehirns und hat vor allem bei Untersuchungen mit Verdacht auf Epilepsie große Bedeutung.

Die elektrischen Ströme der Gehirntätigkeit können mit einem Elektroenzephalographen aufgezeichnet werden. Dabei wird ein Tintenschreiber über einen Papierstreifen bewegt. Die Gehirnströme werden von speziellen Silberelektroden registriert, die auf der Kopfhaut befestigt sind. Sie werden in Paaren auf benachbarte Abschnitte des Gehirns gesetzt, und wenn die von einer Elektrode registrierte Spannung von der ihres Partners abweicht, wird durch diese Differenz der Schreiber bewegt. Befindet sich eine Elektrode über einem negativ geladenen Bereich des Gehirns und ihr Gegenstück über einem positiv geladenen, bewegt sich der Schreiber nach unten – im umgekehrten Fall nach oben. Ist keine Spannung vorhanden, oder sind beide Abschnitte des Gehirns positiv beziehungsweise negativ, bewegt sich der Schreiber nicht, und auf dem Papier entsteht eine gerade Linie. Über Elektroden werden zwanzig und mehr Drähte mit der Kopfhaut verbunden, so dass die gesamte obere Kopfhälfte abgedeckt ist. Die medizinisch-technische Assistentin, die die Elektroden anbringt, verwendet dabei eine stromleitende geleeartige Masse und einen leicht entfernbaren Klebstoff.

Der Elektroenzephalograph zeichnet nun die Werte von Elektrodenpaaren in verschiedenen Kombinationen auf. Die Tätigkeit des gesamten Gehirns kann so sichtbar gemacht werden. Gewöhnlich hat der Apparat acht nebeneinandersitzende Schreiber, die gleichzeitig aufzeichnen. Die unteren Kurven messen die Stärke der Spannungsschwankungen in Mikrovolt (ein Millionstel Volt) und ihre Frequenz.

Die Aufzeichnung

Die vollkommen ungefährliche und schmerzlose Untersuchung dauert zwischen 45 und 90 Minuten. In dieser Zeit zeichnet der Apparat etwa 15 Minuten lang Gehirnwellen auf dem Papier auf. Nachdem die Drähte befestigt worden sind, entspannt sich der Patient auf einer Liege. Im Verlauf der Untersuchung wird er dann aufgefordert, die Augen zu öffnen und zu schließen und tief durchzuatmen. Mitunter lässt man auch Licht vor seinen Augen aufblitzen. Dadurch können Abnormitäten in dem EEG sichtbar werden, die im entspannten Zustand vielleicht nicht offenbar würden.

Was zeigt das EEG?

Ein Hirnstrombild weist acht parallel laufenden Kurven auf. Die MTA markiert die Kurven, um kenntlich zu machen, welche Bereiche des Gehirns im einzelnen untersucht wurden. Der Apparat lässt sich so einstellen, dass im Verlauf der Aufzeichnung verschiedene Bereiche nacheinander untersucht werden. Jede Elektrode nimmt die elektrische Aktivität eines Gehirnabschnitts von wenigen Zentimetern Durchmesser auf, der sich unmittelbar unter der Elektrode befindet. Die Gehirntätigkeit wird in Form unterschiedlicher Wellen sichtbar, die der Arzt nach Abschluss der Aufzeichnung analysieren kann.

Beim so genannten Alpharhythmus handelt es sich um Wellen mit etwa acht bis 13 Schwingungen pro Sekunde. Sie treten vor allem in der hinteren Kopfhälfte auf – und gewöhnlich nur, wenn die Augen geschlossen sind und das Gehirn inaktiv ist. Die Betawellen haben etwa 13 Schwingungen und mehr pro Sekunde und treten meist in der vorderen Gehirnhälfte auf. Deltawellen mit etwa vier Schwingungen pro Sekunde entstehen im allgemeinen nur während des Schlafs. Höchstens bei kleinen Kindern findet man sie auch im Wachzustand. Die Thetawellen liegen in einem Bereich zwischen Alpha- und Deltawellen. Im Enzephalogramm gesunder Menschen kommen sie äußerst selten vor – meist weisen sie auf irgendeine Erkrankung hin. Der Arzt ist mit allen üblichen Varianten von Hirnwellen vertraut, die in einem EEG auftreten können. Dabei unterscheiden sich die Kurven von kleinen Kindern erheblich von denen eines Erwachsenen oder älteren Menschen.

Wann wird ein EEG gemacht?

Der häufigste Grund für einen Arzt, ein EEG zu veranlassen, ist ein Verdacht auf Epilepsie. Zwar kann es sein, dass ein Epileptiker ein praktisch normales EEG hat, doch lassen sich in vielen Fällen einige Abnormitäten feststellen, in Form von anormalen Wellen (Waves) und Zacken (Spikes). Vielleicht gelingt es dem Arzt sogar, die abnorme Aktivität in einem bestimmten Abschnitt des Gehirns zu lokalisieren. Ein EEG kann auch hilfreich sein, um die Schwere einer Kopfverletzung abzuklären oder Schädigungen zu lokalisieren, die durch einen Schlaganfall oder eine Gehirnentzündung (Enaphalitis) bedingt sind. Mitunter wird es auch bei einem unerklärlichen Bewusstseinsverlust oder plötzlichen Verfall geistiger Fähigkeiten zur Diagnose herangezogen.