Bei der Dickdarmentzündung handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Dickdarmschleimhaut. Häufigste Begleiterscheinung dieses Leidens ist Durchfall. Der Dickdarm (Kolon) dient der Eindickung des Darminhalts. Diesem werden von der Darmschleimhaut Salze und Wasser entzogen. Dabei werden durch die Bewegungen der Darmwände (Peristaltik) die zunehmend fester werdenden Nahrungsreste in Richtung Anus (After) befördert. Kommt es zu einer Entzündung des Dickdarms (Kolitis), wird die Dickdarmschleimhaut in ihrer Funktionsfähigkeit eingeschränkt.
Akute Dickdarmentzündung
Die akute Dickdarmentzündung ist die häufigste Form. Sie kann durch Bakterien (wie Salmonellen, Shigellen, Staphylokokken), Viren und Amöben (wie Entamoba histolytica) ausgelöst werden. Die Übertragung der Krankheitskeime erfolgt meistens durch Aufnahme von infizierten Lebensmitteln oder von Trinkwasser, das durch mangelnde Klärung belastet ist, sowie durch Kontaktinfektion, also dem Kontakt mit infizierten Personen, und auch durch mangelnde Toilettenhygiene.
Die Krankheit setzt meist sehr plötzlich ein. Der Kranke leidet unter heftigem Durchfall (Diarrhö), wobei er manchmal jede halbe Stunde die Toilette aufsuchen muss. Der Stuhl ist dünnflüssig bis wässrig, eventuell von etwas Schleim und in schweren Fällen von Blut begleitet. Die Diarrhö kann zwischen zwei Tagen und einigen Wochen dauern. Während dieser Zeit werden immer wieder Bauchschmerzen auftreten, oft sogar noch einige Tage nach dem Abklingen des Durchfalls.
Die größte Gefahr bei einer akuten Dickdarmentzündung besteht für den Patienten in einem hohen Flüssigkeits- und Salzverlust, da die Darmschleimhaut nicht mehr in der Lage ist, Salze und Wasser aufzunehmen. In der Folge trocknet der Körper regelrecht aus. Die Ärzte bezeichnen dies als Dehydration (Austrocknung). Durch Fieber und Erbrechen erhöht sich das Risiko. In sehr schweren Fällen kann es außerdem zu einem Darmdurchbruch kommen.
Behandlung
Leichte Erkrankungen bei Erwachsenen werden schon dadurch ausreichend behandelt, dass der Kranke nichts oder nur sehr leicht isst und dabei viel trinkt (ungesüßte Tees, abgekochtes Wasser). Auch haben sich Cola und Salzstangen bewährt.
Leiden Säuglinge und Kleinkinder an akuter Dickdarmentzündung mit schwerem Durchfall, wird ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Der Salz- und Flüssigkeitsverlust nimmt für einen kleinen Körper sehr schnell lebensbedrohliche Formen an. Dem wird im Krankenhaus durch eine Tropfinfusion entgegengewirkt. In den meisten Fällen werden Proben des Durchfalls im Labor untersucht, damit die Ursache der Entzündung festgestellt wird. Falls die Erkrankung durch bestimmte Bakterien oder durch Amöben ausgelöst wurde, verordnet der Arzt oft Antibiotika. Ein Darmdurchbruch verlangt in jedem Fall sofortige chirurgische Maßnahmen.
Chronische Dickdarmentzündung
Häufigste Form einer chronischen (wiederkehrenden) Dickdarmentzündung ist die Colitis ulcerosa, die ulzerierende Kolitis (mit Geschwürbildung). Statistisch gesehen ist in Europa und den USA jeder tausendste Mensch betroffen, in Afrika und Asien ist sie weniger verbreitet. Die Ursache für diese Form der Kolitis ist noch nicht endgültig erforscht. Es gibt nur eine Reihe von Theorien darüber. Doch stimmen die Ärzte darin überein, dass psychosomatische Faktoren eine wichtige Rolle spielen.
Die Symptome können sich in jedem Lebensalter zeigen. Üblicherweise beginnt die Erkrankung zwischen dem zwanzigsten und vierzigsten Lebensjahr, tritt jedoch zunehmend auch bei Schulkindern auf. Das erste Symptom ist Durchfall, der zunächst breiig ist, bei fortschreitender Kolitis dann auch Schleim, Eiter und Blut aufweist. Die Stuhlentleerungen erfolgen möglicherweise bis zu zwanzigmal am Tag. Häufig sind sie mit heftigen Leibschmerzen verbunden. In der Folge kommt es zur Gewichtsabnahme. Die Patienten haben wenig Appetit, und ihre Leistungsfähigkeit ist stark vermindert.
In milderen Fällen (das sind mindestens die Hälfte aller Betroffenen) dauern die Diarrhö-Anfälle und die Blutungen nur wenige Tage und lassen dann wieder nach. Die Symptome verschwinden möglicherweise für Wochen, Monate oder sogar Jahre, bevor sie erneut auftreten.
Begleitsymptome können Gelenkschmerzen und unter anderem eine entzündliche Rötung der Haut sein. Die wichtigste diagnostische Maßnahme ist die Rektoskopie und Koloskopie, daher eine Spiegelung des Mastdarms beziehungsweise des gesamten Dickdarms. Hierbei wird ein flexibles Rohr in den Darm eingeführt, durch das der Arzt mit optischen Kleininstrumenten die Beschaffenheit der Darmschleimhaut erkennen kann. Diese Untersuchung ist zwar unangenehm, doch braucht der Patient keine Angst vor Schmerzen zu haben.
Die Schleimhaut des Rektums oder des Dickdarms zeigt im Falle der chronischen Kolitis eine charakteristische samtartige Rötung, entzündete Bereiche und flächenhafte Geschwürbildungen (Ulzerationen). Weitere wichtige Informationen über das Ausmaß der Erkrankung liefert eine Röntgenaufnahme, für die der Darm mit einem Kontrastmittel sichtbar gemacht wird.
Die Behandlung der ulzerierenden Kolitis erfolgt heutzutage mit Azulfidinen. Diese Medikamente müssen auch zwischen den Krankheitsschüben regelmäßig eingenommen werden. In schweren Fällen, so im akuten Schub mit massivem Blutabgang, erfolgt zusätzlich die Gabe von Kortikosteroiden, die rektal als Zäpfchen oder als Einlauf verabreicht werden. Steroide können auch oral eingenommen werden. Bei aussichtsloser medikamentöser Therapie kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Es wird dann eine Kolektomie durchgeführt, daher der Dickdarm in aller Regel ganz entfernt und eventuell ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) angelegt. Doch erfolgt diese Operation nur in extrem schweren Fällen.
Für die Behandlung dieser Krankheit ist es außerdem wichtig, dass zwischen Arzt und Patient ein gutes Vertrauensverhältnis herrscht. Der Patient sollte sich nicht scheuen dürfen, dem Arzt auch seine persönlichen und seelischen Probleme zu erörtern. Hat die Erkrankung große Dickdarmanteile erfasst und sich schon über Jahre hingezogen, sollte sich der Patient alle sechs bis zwölf Monate einer umfangreichen Untersuchung unterziehen. Ein Tumor kann dann frühzeitig erkannt und operativ entfernt werden.
Ischämische Dickdarmentzündung
Diese Art Kolitis betrifft im wesentlichen Menschen im höheren Alter. Verursacht wird sie durch die Verkalkung der Blutgefäße, die den Dickdarm versorgen. Der Patient zeigt meist auch Symptome von Arteriosklerose in anderen Teilen des Körpers, etwa eine schlechte Durchblutung der Beine oder auch der Herzkranzgefäße.
Die wichtigsten Symptome der ischämischen Dickdarmentzündung sind schubweise auftretende Bauchschmerzen, die mit – oft blutigen – Diarrhö-Anfällen verbunden sind. Der Unterleib reagiert im betroffenen Bereich äußerst schmerzhaft. Die Diagnose wird anhand einer Röntgenaufnahme gestellt. auf der die betroffenen Gefäße mit einem Kontrastmittel sichtbar gemacht sind. Der befallene Darmabschnitt muss möglicherweise chirurgisch entfernt werden, da er meistens schon abgestorben ist. Wird diese Diagnose früh gestellt. sind die Erfolgsaussichten bei der Behandlung gut.