Der Abbau und Verfall des Geistes und der Persönlichkeit eines Menschen, Demenz genannt, ist für alle Beteiligten eine sehr belastende Erfahrung. Durch intensive Zuwendung und geiste Anregung lässt sich der Prozess verlangsamen.
Unter Demenz wird im allgemeinen eine fortschreitende Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten eines Menschen verstanden, die Männer und Frauen gleichermaßen treffen kann. Oft ist sie mit einer Schädigung oder einem Substanzverlust des Gehirns verbunden. Beide Erscheinungen sind nicht rückbildungsfähig.
In bestimmten Fällen lässt sich der Verlauf der Krankheit jedoch positiv beeinflussen. Bei etwa jedem zehnten Menschen ab 65 Jahren entwickelt sich eine Demenz, die dann als senile Demenz (Altersschwachsinn) bezeichnet wird. Tritt der geistige Abbau bei jüngeren Menschen auf, sprechen die Mediziner von präseniler Demenz.
Alzheimersche Krankheit
Die häufigste Form der Demenz ist die Alzheimersche Krankheit. Etwa Dreiviertel der Patienten mit Demenz leiden an diesem Typ der Erkrankung, der im allgemeinen im höheren Alter einsetzt, gelegentlich aber auch bei jüngeren Menschen zu beobachten ist. Bei Patienten, die an der Alzheimerschen Krankheit leiden, kommt es in bestimmten Hirnregionen zu einer Schädigung des Nervengewebes. Es finden sich abnorme Ablagerungen und Fasern. Die so geschädigten Nervenzellen verlieren ihre Funktionsfähigkeit.
Die zweithäufigste Ursache, auf die etwa zehn bis zwanzig Prozent der Demenzfälle zurückzuführen sind, besteht in einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Kalkablagerungen (Arteriosklerose) oder kleine Blutpfropfen (Thrombosen) in den Arterien, die das Gehirn versorgen, führen zu Blutmangel und zum Absterben von Zellen. Im allgemeinen sind anfangs nur kleine Bereiche betroffen, aber wenn die Zahl dieser Bereiche zunimmt, wird die Gehirnfunktion immer stärker beeinträchtigt, bis sich schließlich Demenzsymptome zeigen.
Bestimmte Medikamente oder Gifte sowie Alkoholismus können ebenfalls Demenz verursachen. Das gleiche gilt für Barbiturate (Gruppe von Schlaf- und Beruhigungsmitteln), wenn sie über mehrere Jahre hinweg in großen Mengen eingenommen werden.
Gleichermaßen zerstörerisch wirken sich auf das Nervensystem Lösungsmittel in Farben und Klebstoffen aus. „Schnüffler“ – meist Jugendliche, die sich an Klebstoffdämpfen berauschen – fügen sich unter Umständen erhebliche gesundheitliche Schäden zu.
Demenz ist in manchen Fällen auch die Folge von schweren oder wiederholten leichten Kopfverletzungen. Durch solche Verletzungen werden die Gehirnzellen geschädigt, die (im Gegensatz zu den meisten anderen Zellen des Körpers) nicht „repariert“ werden und sich nicht neu bilden können. Boxer erkranken im höheren Alter des öfteren an Demenz.
Vitaminmangel kann eine Ursache der Demenz sein, doch kommt dies als alleiniger Faktor heutzutage relativ selten vor. Dagegen können Unterernährung, Alkoholmissbrauch und Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes von einem schweren Mangel an Vitamin B1 und B6 begleitet sein, der zur Demenz beiträgt.
Infektionen
Die Gehirnzellen können auch durch verschiedene Infektionskrankheiten geschädigt werden. Unbehandelte Syphilis etwa löst unter Umständen eine Geisteskrankheit aus, wobei der Patient sich für allmächtig hält. In solchen Fällen tritt später Demenz ein. Eine weitere mögliche Ursache sind bestimmte Virusinfektionen oder bakterielle Erkrankungen des Gehirns, die ebenfalls das Nervengewebe schädigen. In den letzten Jahren hat sich außerdem herausgestellt, dass das AIDS-Virus (HIV -Virus) Gehirnzellen angreifen und Demenz auslösen kann.
Schließlich gibt es noch einen weiteren Typ von Demenz, die Chorea Huntington, der erblich ist. Die frühesten Symptome – abnorme Bewegungen der Gliedmaßen – treten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Die ersten Symptome der Demenz sind stets ähnlich, gleichgültig, welche Ursache vorliegt. Im allgemeinen gehören Vergesslichkeit, Konzentrationsschwäche, schnelle geistige Ermüdbarkeit und Schwierigkeiten beim logischen Denken dazu.
Der Patient erkennt Menschen nicht wieder, wirkt oft verwirrt und geistesabwesend. In den frühen Stadien der Krankheit kann das Langzeitgedächtnis noch eine Zeit lang erhalten bleiben, aber auch die Erinnerungen verblassen allmählich. Schließlich kommt es zu merklichen Veränderungen der Persönlichkeit: Die Stimmungslage ändert sich. Aggressivität, Ängstlichkeit oder Apathie können vorherrschen, häufig stellen sich Depressionen und eine Abkehr von den Mitmenschen ein. Der körperliche und geistige Verfall kann letztlich so gravierend sein, dass der Patient sich nicht mehr ohne fremde Hilfe versorgen kann; auch die Kontrolle über Blase und Darm geht häufig verloren.
Für die Angehörigen ist der Prozess oft sehr schmerzlich. Der Mensch, den sie kennen und lieben, verwandelt sich in einen Fremden. Diagnose Fortgeschrittene Demenz ist durch eine ärztliche Untersuchung des Geisteszustands relativ einfach festzustellen. In den frühen Stadien der Krankheit muss jedoch Demenz von der normalen Vergesslichkeit älterer Leute unterschieden werden. Ärzte können mit speziellen Tests das Erinnerungsvermögen und die Fähigkeit zum logischen Denken prüfen. Lautet die Diagnose auf Demenz, folgen möglicherweise weitere Untersuchungen: Ein Elektroenzephalogramm (EEG) beispielsweise zeigt die elektrische Aktivität des Gehirns, und der Zustand des Gehirns lässt sich mit Hilfe eines Computer-Tomogramms, einer speziellen Röntgenaufnahme, feststellen.
Behandlung
Nur in seltenen Fällen lässt sich eine Demenz auf Ursachen zurückführen, die behandelt werden können. Bestimmte bakterielle Infektionen sind therapiefähig, und Vitaminmangel lässt sich einfach beheben. Bei gefäßbedingter Demenz werden oft durchblutungsfördernde oder stoffwechselanregende Mittel verordnet, deren Wirkung jedoch umstritten ist. In diesen Fällen und bei der Alzheimersche Krankheit gibt es keine spezielle Behandlungsmethode.
Ärzte, Schwestern und Angehörige müssen darauf hinarbeiten, dass der Patient möglichst aktiv bleibt. Durch geistige Anregung und viel Zuwendung lassen sich die Abbauprozesse verlangsamen.