Brüche

Brüche sind eine recht häufige Erkrankung. In manchen Fällen verursachen sie überhaupt keine Beschwerden, und falls doch eine Behandlung erforderlich wird, ist durch eine Operation eine vollständige Heilung möglich.

Ein Bruch, genauer gesagt ein Eingeweidebruch (Hernie), ist eine Ausstülpung durch eine Schwachstelle der Bauchwand. Es gibt äußere Brüche, die sich als Schwellung auf der Bauchoberseite bemerkbar machen, und innere Brüche, beispielsweise den Hiatusbruch (Zwerchfellbruch), der durch eine Lücke im Zwerchfell verursacht wird. Die äußeren machen etwa 95 Prozent aller Eingeweidebrüche aus, die inneren nur fünf Prozent.

Am häufigsten treten Eingeweidebrüche in der Leistengegend auf. Je nach Lage der Austrittsstelle (Bruchpforte) werden sie als Leistenbruch oder Schenkelbruch bezeichnet.

Brüche kommen auch in der Nabelgegend (Nabelbruch) und im Oberbauch (Oberbauchbruch) vor. Im letzteren Fall sind sie äußerlich meist nicht zu erkennen. Hernien können sich auch nach unvollständiger Narbenbildung an einer Operationsstelle entwickeln. In diesem Fall spricht man von einer postoperativen Hernie oder auch von einem Narbenbruch.

Eine Hernie besteht im allgemeinen aus einem Bruchsack, der vom Bauchfell, also der Haut, mit der die Bauchhöhle ausgekleidet ist, gebildet wird. Der Bruchsack tritt durch eine Schwachstelle in der Muskelwand des Bauches aus und enthält Teile der Baucheingeweide, zum Beispiel eine Schlinge des Dünndarms oder des Dickdarms.

Ursachen

Eingeweidebrüche sind sehr häufig und können verschiedene Ursachen haben. Bei manchen Menschen ist eine gewisse Anlage dazu angeboren. Begünstigende Faktoren für das Auftreten eines Bruches sind Übergewicht, chronische Verstopfung sowie häufige Druckerhöhung im Bauchraum (z. B. bei Blasmusikern).

Der häufigste Bruch ist der Leistenbruch, etwa 75 Prozent aller Brüche; und in 90 Prozent sind Männer betroffen. Man unterscheidet hier zwischen zwei Formen, dem direkten und dem indirekten Leistenbruch. Der eine wird direkt genannt, weil er den kürzesten Weg durch die Bauchwand wählt und dann an einer muskelschwachen Stelle an der vorderen Bauchwand austritt. Diese Bruchform ist erworben, während es sich beim indirekten Leistenbruch um einen angeborenen Bruch handelt.

Indirekte Brüche wählen nicht den kürzesten Weg, sondern zwängen sich durch den Leistenkanal, in dem der Samenstrang und die Gefäße zu den Hoden verlaufen. Die Ursache liegt in einer mangelnden Verklebung der Bauchfellanteile über dem Leistenkanal, wodurch der Bruchsack bis in die Hoden reichen kann. Der indirekte Bruch ist die häufigste Hernie im Säuglingsalter.

Weiters gibt es die Möglichkeit eines Schenkelbruchs, der unter dem Leistenband austritt. Auch hier kann es zur Einklemmung von Darmteilen kommen. Zu den von außen nicht erkennbaren, also den inneren Brüchen gehört die Zwerchfellhernie. In 90 Prozent aller Fälle ist die Bruchpforte der Zwerchfellschlitz, durch den die Speiseröhre verläuft. Im wesentlichen unterscheidet man zwischen zwei Formen der Zwerchfellhernie: Zum einen können sich die Aufhängemechanismen des Magens am Zwerchfell lockern, so dass obere, in die Speiseröhre führende Magenanteile nach oben durch den Zwerchfellschlitz gleiten (Gleithernie ).

Bei der anderen selteneren Form drängt bei intaktem Aufhängemechanismus des Magens ein Magenanteil durch den Zwerchfellschlitz hindurch. Eine Zwerchfellhernie führt zu einer Störung des Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen, insbesondere wenn es sich um eine Gleithernie handelt. Der intakte Verschlussmechanismus gewährleistet, dass Nahrung in den Magen gelangt, der saure Mageninhalt jedoch nicht in die Speiseröhre zurückfließen kann.

Zwerchfellhernie

Ist der Mechanismus gestört, können Mageninhalt und Magensäure in die Speiseröhre zurückfließen. Dies führt langfristig zu einer ständigen Schleimhautreizung mit der Folge, dass sich eine Entzündung ausbilden kann. Über mehrere Jahre hinweg kann es zu einer Verengung der Speiseröhre kommen. Auch Schluckbeschwerden können verursacht werden. Die Symptome einer Zwerchfellhernie bestehen in einem Druckgefühl und brennendem Schmerz hinter dem Brustbein sowie in uncharakteristischen Oberbauchschmerzen. Doch es muss betont werden, dass bei 25 Prozent aller Menschen mit Zwerchfellhernie diese Symptome nicht auftreten. Sie haben keine Beschwerden.

Wird ein Bruch eingeklemmt, kann er äußerst gefährlich und sogar lebensbedrohend werden. Zu einem eingeklemmten Bruch kommt es, wenn der Inhalt des Bruchs von der Blutversorgung abgeschnitten wird, weil der Hals des Sacks die Blutgefäße zusammendrückt. Als erstes werden die Venen abgeklemmt, wodurch der Inhalt des Bruchsacks anschwillt und nun zunehmend auf die Arterien drückt. Der Bruch, der vorher weich gewesen war und vielleicht nur leichte Beschwerden verursacht hatte, wird jetzt straff und druckempfindlich. Er bildet sich nicht mehr zurück, wenn der Patient sich hinlegt.

Ist der Darm eingeklemmt, können Symptome eines Darmverschlusses auftreten – Verstopfung, äußerst schmerzhafte, kolikartige Bauchschmerzen, Aufblähung des Leibes mit der Folge von schwerem Wasserverlust.

Wird das eingeklemmte Stück Darm brandig, hat dies einen Durchbruch zur Folge, der eine Bauchfellentzündung nach sich zieht. Dieses Krankheitsbild kann zum Tode führen, sofern der Patient nicht sofort operiert wird. Bleibt ein eingeklemmter Bruch nur wenige Stunden unbehandelt, kann der Darm aufgrund der durch die Abschnürung verminderten Durchblutung dauerhaft geschädigt werden, so dass der betreffende Teil entfernt und die beiden Enden wieder zusammengefügt werden müssen.

Wird einer der seltenen inneren Brüche eingeklemmt, ist dies natürlich nicht von außen festzustellen. Der Patient fühlt sich infolge des Darmverschlusses sehr krank. Im übrigen können die gleichen Darmverschlusssymptome auftreten wie bei den äußeren Bruchformen. Am häufigsten eingeklemmt wird ein Schenkelbruch, gefolgt von Leisten- und Nabelbrüchen. Zwerchfellbrüche sind nur selten eingeklemmt.

Behandlung

Die einzige wirksame Therapie eines Leistenbruches besteht in einer Operation. Nur sie bietet die Möglichkeit, den Patienten von einem Bruch zu befreien. Kann jedoch aufgrund hochgradiger Kreislaufbeschwerden nicht operiert werden, wird ein Bruchband verschrieben. Dieses geschieht aber nur in Ausnahmefällen. Mit dem Bruchband soll versucht werden, die Bruchpforte durch ein komprimierendes (zusammendrückendes) Kissen von außen zu verschließen. Durch die Operation wird der Patient nicht nur von seinen Beschwerden befreit, sondern gleichzeitig wird damit auch einer Einklemmung des Bruches vorgebeugt.

Der Zeitpunkt für die Operation einer unkomplizierten Hernie ist vom Patienten frei zu bestimmen. Die Operation wird meistens unter Vollnarkose durchgeführt und verläuft folgendermaßen: Bruchsacköffnung, Zurückverlagerung des Bruchinhaltes, Bruchsackabtragung und –Verschluss.

Ein wichtiger Aspekt bei Erwachsenen ist die Verstärkung der muskelschwachen Bruchsacklücke mit Hilfe unterschiedlicher Operationsverfahren, die alle auf einen Verschluss der Bruchsackstücke durch körpereigenes Material abzielen. Etwa 14 Tage nach der Operation sind in der Regel die Fäden gezogen. Seine übliche Festigkeit erreicht das Gewebe wieder nach zwei bis drei Monaten. In dieser Zeit sollte der Patient sich strikt an die ärztliche Maßgabe halten und unbedingt darauf achten, keine schweren Dinge zu tragen, um das Operationsergebnis nicht zu gefährden.

Aber es ist auch einige Monate danach noch angebracht, sich mit dem Heben schwerer Gegenstände zurückzuhalten. Eine Bruchoperation bietet keine absolute Gewähr dafür, dass der Bruch nicht erneut auftritt. Diese Gefahr eines Rückfalles ist jedoch bei einem Bruch extrem gering und beträgt nur etwa zwei bis drei Prozent. Auf jeden Fall kann auch ein zweites Mal operiert werden. Falls ein Bruch erneut auftritt, muss der Arzt sofort benachrichtigt werden.