Mit dem Begriff Blutfleckenkrankheit oder Purpura wird eine Neigung zu Blutaustritten in die Haut beschrieben. Die Purpura ist keine eigentliche Krankheit, sondern meistens nur Symptom für verschiedene Erkrankungen.
Normalerweise stoppt jede Blutung in kurzer Zeit, da das Blut gerinnt. Laufen die damit verbundenen biochemischen Reaktionen nicht „korrekt“ ab, kommt es möglicherweise zur Purpura (Blutflekkenkrankheit).
Sie kann auf Störungen in folgenden Bereichen beruhen:
Fehlende Gerinnungsfaktoren
Die Gerinnungsfaktoren des Blutes (von denen bisher vierzehn bekannt bzw. nachgewiesen sind) fehlen oder sind nicht ausreichend vorhanden, zum Beispiel bei der Bluterkrankheit der Gerinnungsfaktor VIII. Die ebenfalls für den Gerinnungsprozess verantwortlichen Thrombozyten (Blutplättchen) können in ihrer Zahl vermindert oder in ihrer Funktion gestört sein. Ausgelöst werden diese beiden Typen von Purpura dann durch Verletzungen von außen oder von innen (etwa bei Gefäßrissen, durch Bluthochdruck oder diabetesbedingte Gefäßleiden). Außerdem kann Blutfleckenkrankheit auftreten, wenn die Durchlässigkeit der kleinen und kleinsten Blutgefäße (Kapillare) so erhöht ist, dass rote Blutkörperchen aus ihnen in das Gewebe, also in die Haut, austreten.
Andere Ursachen
„Störungen“ der Blutgerinnung sind auch in der Folge von Behandlungen mit Antikoagulanzien zu beobachten. Das sind Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen und nach Thrombosen, bei Herzklappenfehlern oder bei Bettlägerigkeit nach Operationen gegeben werden.
Leberzirrhose führt ebenfalls zu einem Mangel an gerinnungsfördernden Faktoren und deshalb zu Purpura. Ist die Zahl der Thrombozyten im Kreislauf herabgesetzt, wird das Blut nicht genügend gerinnen. Die Thrombozyten reichen dann an der „Gefahrenstelle“ nicht aus, um das Gerinnungsgeflecht aufrechtzuerhalten. Die Thrombozyten werden zusammen mit den meisten anderen Blutzellen im Knochenmark gebildet. Jede Erkrankung, die das Knochenmark in Mitleidenschaft zieht – beispielsweise eine Blutvergiftung (Sepsis) oder bestimmte Krebsarten -, führen daher beim Betroffenen zu einer Verringerung der Anzahl der Thrombozyten und damit zur Blutungsneigung.
Wenn Purpura auf Schäden an den Kapillaren zurückzuführen ist, funktioniert die Gerinnung normal und die Zahl der Blutplättchen ist zufriedenstellend. Allerdings wandern die roten Blutkörperchen durch die geschädigten Gefäßwände in das Gewebe beziehungsweise die Haut. Diese Art Purpura wird meist durch steigenden Druck in den kleinen Blutgefäßen bei Husten, Erbrechen oder langem Stehen ausgelöst.
Ursache kann aber auch die abnehmende Stützung der Blutgefäße durch das umgebende Gewebe sein. Das kommt vor allem bei älteren Leuten vor (Purpura senilis, Alterspurpura). Vitamin-C-Mangel (Skorbut) und die langfristige Anwendung kortisonhaltiger oder -ähnlicher Medikamente können ebenfalls das Gefäßgewebe und die Haut schwächen und zu Blutfleckenkrankheit führen. Möglicherweise sind die Kapillare aufgrund verschiedener entzündlicher und allergischer Prozesse in ihren Wänden „porös“ geworden.
Jeder weiß, wie ein Bluterguss aussieht: ein großer dunkler Fleck unter der Haut, der sehr empfindlich oder gar schmerzhaft und von einer Schwellung begleitet ist. Bei Purpura treten die gleichen Flecken auf, aber Schwellung und Schmerzempfindlichkeit fehlen. Viele alte Menschen bemerken die Purpura-Flecken auf ihrer Haut erst, wenn man sie darauf hinweist.
Purpura lässt sich von anderen Hautflecken dadurch unterscheiden, dass letztere im allgemeinen vorübergehend verschwinden, wenn Druck auf sie ausgeübt wird. Das geschieht bei Purpura nicht und liegt daran, dass das Blut sich außerhalb der Blutgefäße befindet und deshalb nicht abfließen kann.
Bei Hautrötungen (Erythem) rührt die Färbung von erweiterten Blutgefäßen her, aber das Blut befindet sich noch in den Gefäßen und lässt sich deshalb leicht wegdrücken. Im allgemeinen ruft Purpura, sofern ihr Gerinnungsdefekte zugrunde liegen, große rote Flecken hervor. Es können gleichzeitig andere Blutungen auftreten, beispielsweise Nasenbluten.
Ist eine Verringerung der Anzahl der Thrombozyten die Ursache, so ist die Purpura weniger ausgedehnt. Meist gibt es nur kleine Flecken, da das Blut in begrenztem Umfang noch gerinnen kann.
Behandlung
Die Behandlung von Purpura hängt von der eigentlichen Ursache der Erkrankung ab. Bei Alterspurpura ist kaum eine Behandlung möglich. Vitamingaben können zur Kräftigung der Gewebe beitragen. Jede andere Form von Purpura muss zunächst daraufhin untersucht werden, um welche Erkrankung es sich handelt. Durch eine einfache Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob die Zahl der Thrombozyten normal ist.
Messen der Blutungszeit
Man kann auch die Blutungszeit messen: Darunter versteht man die Zeit, die vergeht, bis die Blutung nach einem Nadelstich aufhört. Diese Zeitspanne liegt im allgemeinen zwischen drei und sechs Minuten und hängt sowohl von der Blutgerinnung als auch davon ab, ob die Thrombozyten das Gerinnungsgeflecht ordnungsgemäß verschließen. Schließlich wird auch die Gerinnungszeit gemessen, (die Zeit, die Blut in einem Reagenzglas zum Gerinnen braucht). Diese Zeitspanne ist von den Thrombozyten unabhängig und lässt erkennen, ob alle Gerinnungsfaktoren vorhanden sind.
Wenn sich herausstellt, dass die Purpura auf eine andere Erkrankung zurückgeht, muss diese zuerst behandelt werden. Bei starker Neigung zum Bluten kann eine Bluttransfusion erforderlich werden, um rote Blutkörperchen oder unter Umständen auch Thrombozyten und Gerinnungsfaktoren zu ersetzen. Lassen sich keine ursächlichen Grunderkrankungen in Fällen von Purpura feststellen, ist manchmal eine Besserung durch Behandlung mit Corticosteroiden (Hormone der Nebennierenrinde) möglich
Ist dies nicht der Fall, wirkt sich die operative Entfernung der Milz oft günstig aus. Diese Purpura-Art bessert sich eventuell aber auch ohne Behandlung.