Berufskrankheiten

Tausende Menschen werden an ihrem Arbeitsplatz krank, erleiden Verletzungen, die mitunter zum Tode führen. Die Risiken und Gefahren sind oftmals groß, doch man kann ihnen begegnen. Gesundheitliche Risiken am Arbeitsplatz kennt man bereits seit Jahrhunderten, aber erst mit der zunehmenden Industrialisierung im Laufe der letzten 200 Jahre wurde deutlich, dass in bestimmten Berufen typische Unfälle und Erkrankungen vermehrt auftreten.

Unter Berufskrankheiten versteht man Schädigungen des Körpers, die durch die besondere Arbeitsweise oder bestimmte Herstellungsverfahren am Arbeitsplatz verursacht werden. Dazu gehören auch Schädigungen durch Lärm oder Strahlenbelastung, Infektionserreger und chemische sowie physikalische Einwirkungen.

Risiken am Arbeitsplatz

Zu einer Gefährdung kann es durch giftige, gasförmige, flüssige oder feste Stoffe kommen, die entweder über die Lunge, die Haut oder den Mund in den Körper gelangen.

Blei, als giftige Substanz nur allzu berüchtigt, wird für die Herstellung von Akkumulatoren verwendet und ist Bestandteil von Gummi, Farben und Lötmaterial. In Form von Dämpfen oder feinsten Staubpartikeln gelangt es in den menschlichen Körper. Zu den ersten Symptomen einer Bleivergiftung zählen unter anderem Müdigkeit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit sowie Verstopfung und leichte Bauchschmerzen. Eine akute, heute nur noch selten zu beobachtende Bleivergiftung kann starke Bauchschmerzen auslösen, führt zu Muskelschwäche, Nierenschädigung und Krämpfen bis hin zum Koma und kann für den Betroffenen schließlich tödlich sein.

Gleichfalls hochgiftig ist Quecksilber, ein silbrig schimmerndes, flüssiges Metall, das zum Beispiel in Thermometern enthalten ist. Außerdem wird es bei der Produktion von Quecksilberdampflampen und Präzisionsinstrumenten sowie zur Herstellung von Amalgamen in zahnärztlichen Praxen und Laboratorien verwendet. Eine Quecksilbervergiftung äußert sich zunächst in krampfartigen, an den Fingern beginnenden Zuckungen, Reizbarkeit und Schläfrigkeit.

Weitere Symptome sind Hals- und Zahnfleischentzündungen, Erbrechen und Durchfall, bei schweren Vergiftungen kommt es zu Gehirnschäden. In Industrieabwässern enthaltene Quecksilberverbindungen, die etwa von Speisefischen aufgenommen werden und über sie in den menschlichen Organismus gelangen, sind gleichfalls gesundheitsschädigend. Sie können zu Blindheit, Gehirnschäden und Koordinationsstörungen bis hin zu embryonalen Missbildungen und Tod führen.

Kadmium, ein Metall, das zum Überziehen von Metallen als Korrosionsschutz und in Legierungen verwendet wird, ist besonders gesundheitsgefährdend, weil ab einer bestimmten vom Organismus aufgenommenen Menge keine Heilungsmöglichkeit mehr für die ausgelösten Leiden besteht. Kadmiumvergiftungen lassen sich zudem nur schwer im frühen Stadium feststellen, da sich das Metall langsam im Körper ablagert. Sie äußern sich in schweren Störungen der Lungen- und Nierenfunktion, die zum Tode führen können. Ein silberweißes, hartes und brüchiges Metall ist Chrom. Es wird zur Herstellung von Stahl, insbesondere Edelstahl, und Hochleistungswerkzeugen verwendet. Chromverbindungen finden sich überdies in Überzugs- und Oberflächenschutzmitteln, in den Pigmenten von Farben, Tuschen und Tinten, in Gerb- und Holzschutzmitteln sowie in Fotochemikalien und Farbstoffen. Chrom ist besonders gefährlich, denn selbst flüchtiger Kontakt mit verdünnten Chromlösungen kann Hautgeschwüre verursachen, und durch Einatmen feinster chromsalzhaltiger Substanzen werden vor allem die Nasenschleimhäute schwer geschädigt.

Ob der Umgang mit Chromverbindungen zu Lungenkrebs führt, konnte bisher nicht nachgewiesen werden, bei der Herstellung von Chromsalzen kann es jedoch zu entsprechenden Erkrankungen kommen. Der Kontakt mit diesem Metall führt in manchen Fällen auch zu asthmaähnlichen Symptomen und einer ausgeprägten Chromüberempfindlichkeit.

Lösungsmittel sind Flüssigkeiten mit einem hohen Fettlösungsvermögen, die von den Berufstätigen vieler Sparten verwendet werden, angefangen von der Stenotypistin bis hin zum Ingenieur. Lösungsmittel verdampfen sehr schnell, und diese Dämpfe können über Lungen oder Haut -in seltenen Fällen auch via Verdauungssystem – in den Körper gelangen.

Im Organismus kommt es dann unter Umständen zu Schädigungen von Leber, Herz, Lungen und Nervensystem. Lösungsmittel finden sich in Tinten, Korrekturflüssigkeiten, Tuschen und Lacken, in Klebstoffen, Haushaltsreinigern, chemischen Reinigungsmitteln und vielen anderen Substanzen. Manche der besonders gefährlichen Stoffe duften ausgesprochen angenehm, während übelriechende Lösungsmittel eher harmlos sind.

Trichloräthylen mit seinem süßlichen Geruch, z. B. für die Reinigung von Textilien und Leder verwendet, kann zu Bewusstlosigkeit und sogar zum Tode führen. Ein weiteres wohlriechendes Lösungsmittel – Benzol – wird für die Herstellung von Kunstleder und Gummi, Pestiziden, Abbeizmitteln und Klebstoff verwendet. Bei sorglosem Umgang verursacht es Schwindel bis hin zum Koma. Eine lang andauernde Benzolvergiftung kann Anämie und Leukämie auslösen. Lösungsmittel enthalten zersetzende Substanzen, die die Haut angreifen und nicht selten Ekzeme verursachen. Den Umgang mit Chemikalien dieser Art sollte man so stark wie möglich einschränken.

Reizstoffe – üblicherweise als Reizgase bezeichnet – in Form von Dampf, Rauch, Nebel verursachen akute Schäden, die als chemisch bedingte Arbeitsunfälle gelten. Diese Stoffe werden zur Herstellung von Polyurethanen benötigt, dem Ausgangsprodukt für Schaumgummi und Klebstoffe, Lacke und Farben. Durch Isocyanate in der Raumluft kann es zu Hautentzündungen, Augenreizungen und Atembeschwerden bis hin zu schwerem Asthma kommen. Darüber hinaus entwickeln manche Menschen eine Überempfindlichkeitsreaktion, etwa gegen Formaldehyd.

Größter Risikofaktor in der industriellen Produktion ist Staub. Prinzipiell unterscheidet man vier Kategorien von Staub. Zur ersten Gruppe zählt der inaktive Staub, der beispielsweise bei der Herstellung von Gips und Portlandzement anfällt. Er kann sich im Körper ohne schwerwiegende Folgen ansammeln. Toxische (giftige) Stäube entstehen beim Umgang mit Blei- und Chromverbindungen und schädigen Organe wie Nieren sowie das Nervensystem. Zur dritten Kategorie zählen allergieauslösende Staubarten, wie etwa Holzstaub, und im Getreide vorkommende Pilzsporen, die unter Umständen Asthma und Ekzeme hervorrufen.

Und schließlich gibt es noch feinste Schwebstoffe, die das Lungengewebe verändern, wie Asbest- und Kohlenstaub; diese Staubsorten beeinträchtigen die Lungenfunktion ganz erheblich und führen Jahr für Jahr in Hunderten von Fällen zu Invalidität oder Tod.

Die Gefährdung durch Staub hängt nicht nur von der Staubsorte ab, sondern auch von der eingeatmeten Menge und dem Zeitraum, über den sie in den Körper aufgenommen wurde. Das Einatmen größerer Staubmengen in kurzer Zeit kann mehr Schaden anrichten als die Aufnahme geringerer Mengen über einen längeren Zeitraum hinweg.

Gesunde Lungen können ein bestimmtes Quantum an Schwebstoffen oder Dämpfen verkraften, ohne geschädigt zu werden. Ist die Belastung durch gefährliche Stoffe oder erhebliche Mengen allerdings zu hoch, dann wird der körpereigene Abwehrmechanismus überfordert. Aus diesem Grunde ist es so immens wichtig, den Arbeitsplatz staubfrei zu halten und gegebenenfalls Schutzkleidung sowie Atemschutzmasken zu tragen.

Ohrenbetäubender Lärm in vielen Arbeitsbereichen wurde früher zwangsläufig einfach hingenommen. Heute gilt Lärm, auch wenn er in zahlreichen Produktionszweigen unvermeidlich ist, als ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko, das sich durch entsprechende Schutz- und Vorbeugungsmaßnahmen bis zu einem gewissen Grad ausgrenzen lässt. Eine der wichtigsten Vorkehrungen in diesem Zusammenhang besteht darin, Maschinenlärm durch Schallschutzvorrichtungen sozusagen an der Quelle zu dämpfen.
Arbeitsunfälle

Ein Arbeitsunfall liegt vor, wenn ein Arbeitnehmer in Ausübung seiner beruflichen Tätigkeit einen Unfall erleidet. Dazu zählen auch Wegeunfälle zwischen Wohnung und Arbeitsstätte.

Es gibt Tätigkeiten, bei denen die Unfallgefahr besonders groß ist – technische Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten zum Beispiel, weil dabei die üblichen Sicherheitsvorkehrungen oft nicht eingehalten werden. Fahrlässigkeiten, wie etwa den Stromkreis nicht zu unterbrechen, haben schlimme Folgen.

Besonders häufig sind Augenverletzungen, die durch herumfliegende Metallspäne beim Bohren oder durch Stein- oder Metallsplitter während der Arbeit mit dem Hammer verursacht werden. Mit einem – wenn auch viel geschmähten – Augenschutz sind Verletzungen dieser Art zu vermeiden.

Bestimmte Werkzeuge wie Motorsägen können durch ihre starke Vibration Durchblutungsstörungen an den Fingern verursachen. Die Glieder werden dabei, von den Spitzen ausgehend, bleich und beginnen zu prickeln. Manchmal verfärben sie sich blau, schmerzen oder werden empfindungslos. Bei der Arbeit mit Pressluftwerkzeugen sollte der Betreffende deshalb stets wattierte Handschuhe tragen und Aufwärmpausen einlegen.

Stürze machen einen hohen Prozentsatz der Arbeitsplatzunfälle aus. In den meisten Fällen war der Fußboden zwar eben, aber die Betroffenen stolperten über herumstehende Kisten und Kartons, rutschten auf nicht aufgewischten, verschütteten Flüssigkeiten aus oder wurden Opfer anderer Nachlässigkeiten. Kabelsalat am Boden, offenstehende Schubladen und unzureichend beleuchtete Treppen verursachen immer wieder unnötigerweise Abschürfungen, Prellungen oder Knochenbrüche.

Durch die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und das Tragen von Schutzkleidung, durch weniger Schlamperei und Nachlässigkeit in Büro- und Fabrikräumen und mit etwas mehr Umsicht ließe sich mancher Unfall vermeiden.