Asthma

Bei Asthma handelt es sich um eine anfallartig auftretende Erkrankung der Atemwege, die in jedem Fall einer ärztlichen Behandlung bedarf.

Bis zu sieben Prozent aller Kinder bekommen im Laufe der Kindheit Asthma. Es handelt sich dabei um die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter, die zu schwerwiegenden und leidvollen Beeinträchtigungen führen kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird.

Zum Glück gibt es heute sehr wirksame Behandlungsmethoden. Wachsen die Kinder heran, verschwindet das Asthma in einigen Fällen wieder, aber nicht immer. Etwa jeder 20. Erwachsene leidet an Asthma. In seltenen Fällen bricht das Leiden erst bei Erwachsenen aus.

Was ist Asthma?

Asthma führt zu einer starken Verengung der Bronchien, der Verästelungen der Luftröhre, die in die Lunge führen. Sie leiten die sauerstoffreiche Luft, die wir einatmen, in alle Teile der Lunge. Gleichzeitig dienen sie der Ausscheidung von Kohlendioxid (einem Abfallprodukt des Körpers), das mit der ausgeatmeten Luft den Körper verlässt. Die Verengung der Bronchien wird durch Kontraktion (Zusammenziehen) der Muskeln hervorgerufen, mit denen sie ausgekleidet sind, und behindert das Ausatmen. Aus diesem Grund atmen Asthmatiker nur unter großer Anstrengung aus – was sich in lautem Keuchen oder Pfeifen äußert.

Abwehrmechanismen

Die Kontraktion der Bronchialmuskeln kann durch zwei verschiedene körpereigene Stoffe ausgelöst werden. Der eine ist Histamin, das aufgrund einer allergischen Reaktion von den Mastzellen (Zellen, die Histamin speichern) freigesetzt wird. Der andere ist Azetylcholin und wird von den Nervenendigungen, die die Bronchialmuskeln steuern, freigesetzt. Diese Nerven sind Verästelungen des wichtigen Vagus, dem Hauptnerv des vegetativen Nervensystems, das unsere Körperfunktionen regelt. Der Vagus hält die Bronchien in einem Zustand ständiger Anspannung und gilt insofern als Hauptregulator der Bronchialkontraktion. Dabei hilft aber auch der Wirkstoff Histamin.

Um das Gleichgewicht zwischen Kontraktion und Dilatation (Erweiterung) zu halten, werden körpereigene Substanzen wirksam, die eine Entspannung der Bronchien herbeiführen, also dem Histamin und Azetylcholin entgegenwirken. Diese Substanzen bezeichnet man als Bronchodilatatoren (Bronchien erweiternde Substanzen); einige davon werden in den Nebennieren produziert.

Adrenalin und Enzyme

Die wichtigste Bronchien erweiternde Substanz ist das Adrenalin, das bei Stress freigesetzt wird und stimulierend wirkt. Wenn wir mehr Sauerstoff brauchen, um etwa in einer Gefahrensituation die nötige Kraft aufzubringen, bewirkt das Adrenalin, dass sich die Bronchien öffnen und beim beschleunigten Atmen mehr Luft in die Lungen gelangt.

Außerdem enthalten die Bronchialmuskeln Enzyme. Diese Stoffe helfen ebenfalls, bestimmte lebenswichtige Körperfunktionen aufrechtzuerhalten – unter anderem die Atmung – und schützen die Bronchialmuskeln vor der Wirkung von Histamin und Azetylcholin.

Asthma kann viele Ursachen haben, etwa das Einatmen verschmutzter Luft oder starke Gemütserregungen. Deshalb wirft die Behandlung komplexe Probleme auf. Denn zuallererst müssen die Auslöser für die Histamin- oder übermäßige Azetylcholinausschüttung im Körper gefunden werden.

Die Freisetzung von Histamin in die Bronchien ist Ursache von allergisch bedingtem Asthma, und der vorausgehende Prozess, der zu dieser Ausschüttung führt, ist insofern bemerkenswert, als die auslösenden Substanzen (die Allergene) sehr unterschiedlich sein können: Hausstaub, Hausstaubmilben, Tierhaare, Pollen oder Schimmelpilzsporen.

Antikörper

Bei der Aufnahme dieser Substanzen bilden manche Menschen ein Übermaß an Antikörpern (Eiweißstoffe, die zum Immunsystem des Körpers gehören) gegen sie; es kommt zur allergischen Reaktion, die dann einen Prozess in Gang setzt, der zu allergischem Asthma führt.

Er verläuft im einzelnen wie folgt: Der durch das Allergen gebildete Antikörper, der den Namen Immunglobulin E (IgE) trägt, lagert sich an den Mastzellen an, in denen das Histamin gespeichert ist. Wenn man dann das nächste Mal mit dem Allergen Kontakt bekommt oder es einatmet, schließt sich jedes IgE-Molekül mit einem benachbarten Molekül zusammen, und als Folge dieser Verbindung setzt die Mastzelle ihr Histamin frei. Daraufhin verengen sich die Bronchien, das Ausatmen wird zunehmend erschwert, und schließlich tritt dann der Zustand ein, den man als Asthma bezeichnet.

Die Freisetzung von Azetylcholin aus den Nervenendigungen in den Bronchien kann durch eine Reihe von Substanzen (wie Rauch, Nebel, kalte Luft, Bratfett oder Staub) ausgelöst werden, die sowohl die Bronchien selbst als auch die Nervenendigungen reizen. Letztere melden dem Vagus die Reizung. Als Reaktion darauf bringt der Nerv die Bronchialmuskeln zur Kontraktion und bewirkt dadurch die asthmatischen Atembeschwerden.

Außerdem erzeugen die Innenwände der Bronchien vermehrt Schleim, der zur „Verstopfung“ der Röhren führt und die Atembeschwerden verschlimmert. Eine gleichartige Reizung wird durch Halsinfektionen hervorgerufen, und das erklärt, dass sich Asthma bei Erkältungen und anderen Infektionen des Atmungsapparats verstärkt.

Heute weiß man, dass Angst oder Stress bestehendes Asthma bis zu Erstickungsanfällen steigern kann, doch sind die Zusammenhänge hierfür noch nicht geklärt. Leider gibt es eine ganze Reihe von Asthma-Ursachen, die noch nicht vollständig erforscht sind.

Bei bestimmten Patienten treten Asthma-Anfälle häufig in Verbindung mit starker körperlicher Anstrengung auf, vor allem wenn sie schnell gelaufen sind. Es ist wahrscheinlich, dass sowohl das Histamin als auch der Vagus daran beteiligt sind. Je schneller der Asthmatiker gelaufen und je kälter die eingeatmete Luft gewesen ist, desto heftiger verläuft der Anfall. Manchmal löst auch kalte Luft allein schon einen Asthma-Anfall aus.

Getränke, Nahrungsmittel und Konservierungsstoffe können ebenfalls eine asthmatische Reaktion nach sich ziehen. Es handelt sich um die Folge einer Überempfindlichkeit des Körpers gegen bestimmte Substanzen in der Nahrung. Der typische Asthma-Anfall macht sich durch plötzlich einsetzende Kurzatmigkeit und Keuchen bemerkbar, das manchmal von Husten begleitet ist. Der Auswurf von Schleim ist kein wesentlicher Bestandteil des Anfalls, weist aber darauf hin, dass der Patient möglicherweise auch an Bronchitis leidet.

Asthmatiker sind in der Regel für Infektionen der Atemwege anfälliger, was auf die unzureichende Ausatmung zurückzuführen ist. Zahlreiche Asthmatiker bekommen mit der Zeit sogar eine leicht gebückte Haltung, die durch die ständige Anstrengung beim Atmen bedingt ist.

Allergische Reaktionen

Oft treten Asthma-Anfälle gehäuft auf, wenn im Frühsommer besonders viele Pollen in der Luft sind. Dann kommt es auch zu Reizungen der Nase und zu häufigem Niesen. Beides sind Anzeichen von Heuschnupfen. Allergische Reaktionen auf Haustiere und die Hausstaubmilbe treten das ganze Jahr über auf, weil derartige Allergene ständig in der Luft sind. Die Hausstaubmilbe nistet mit Vorliebe an warmen Orten, beispielsweise in Betten, was zur Folge hat, dass Asthma-Anfälle in der Nacht besonders häufig sind. Nächtliches Husten bei Kindern kann durchaus die Folge dieser Allergie und ein frühes Anzeichen für die Entstehung von Asthma sein.