Abführmittel

Abführmittel gehören hierzulande mit einem Jahresabsatz von über 42 Millionen Packungen zu den am meisten verwendeten Arzneimitteln.

Gründe für Verstopfung sind die immer schlackenärmere Kost, Stress sowie Bewegungsmangel am Arbeitsplatz und in der Freizeit. Abführmittel werden zur Behandlung von Verstopfung verabreicht. Normalerweise sind diese Medikamente vollkommen überflüssig und können schwerwiegende Nebenwirkungen haben, wenn sie über einen längeren Zeitraum hinweg eingenommen werden. Sie sollten grundsätzlich nur ausnahmsweise genommen werden.

Ein akuter Anlass ist zum Beispiel eine Vergiftung: In einem solchen Fall muss der Schadstoff so schnell wie möglich aus dem Körper entfernt werden. Auch vor vielen Operationen und Röntgenuntersuchungen sind Abführmittel erforderlich. Notwendig sind diese Mittel auch bei bestimmten Erkrankungen des Darms und des Afters wie etwa im Falle von Hämorrhoiden, Tumoren und Operationsnarben. Wer nur gelegentlich Abführmittel einnimmt, braucht keine schädliche Wirkung zu befürchten. Bei längerer Anwendung solltest du allerdings den Arzt um Rat fragen, denn nur er kann beurteilen, ob eventuell eine Störung der Darmbewegung oder der Darmflora vorliegt, die einer Behandlung bedarf.

Wenn ein Patient einen schmerzhaften Stuhlgang hat, wie zum Beispiel bei Hämorrhoiden und Fissuren (Risse), können Stuhlweichmacher kurzfristig von Nutzen sein; eine Umstellung der Ernährung mit einem erhöhten Schlackenanteil (Ballaststoffe) ist jedoch sinnvoller. Schlackenfreie Abführmittel können auch bei Angina pectoris und anderen Herzerkrankungen verwendet werden, um einen mit großer Anstrengung verbundenen Stuhlgang zu vermeiden.

Anwendung

Viele Arzneimittel verursachen eine Verstopfung, so zum Beispiel stärkere schmerzstillende Mittel. Auch bestimmte Krankheiten und langes Liegen im Krankenhaus können Verstopfung zur Folge haben. Unter diesen Umständen können Abführmittel nützlich sein. Abführmittel werden risikolos verwendet, um den Darm zu entleeren, und zwar vor Untersuchungen, wenn etwa ein Kontrasteinlauf oder eine Koloskopie (Dickdarmuntersuchung) mit einem flexiblen Instrument durchgeführt wird. Umfassende Vorbereitungen müssen vor einer Darmoperation getroffen werden.

Abführmittel werden nach ihrem Wirkungsmechanismus in vier verschiedene Gruppen eingeteilt:

Schlackenreiche Abführmittel lösen indirekt eine verstärkte Darmtätigkeit durch die stärkere Dehnung der Darmwand aus. Zu ihnen gehören die Quellstoffe. Sie enthalten meist schwerverdauliche, quellbare Polysaccharide (Kohlenhydrate) wie Zellulose, Agar-Agar oder Kleieprodukte. Sie bewirken eine Anregung der Darmbewegung (Peristaltik), so dass es zu einer schnelleren Darmentleerung kommt.
Weichmacher sind Gleitmittel, die durch Erweichen des Stuhles die Darmentleerung erleichtern. Meist wird dazu Paraffinöl mit oder ohne Zusatz verwendet. Gegen einen kurzfristigen Gebrauch von Paraffinöl bestehen keine Bedenken. Bei ständigem Gebrauch können allerdings Vitaminmangelerscheinungen auftreten. Außerdem sollten ältere und geschwächte Menschen vorsichtig mit diesen Mitteln sein, weil die regelmäßige Einnahme von Paraffinöl zu einer Lungenentzündung führen kann.

Salinische Abführmittel sind Abführsalze wie etwa Glauber- oder Bittersalz. Wenn man sie in Wasser aufgelöst zu sich nimmt, kann der Darm die Flüssigkeit nur zum Teil resorbieren, weil das Wasser durch das Salz gebunden wird. Auf diese Weise wird der Darminhalt flüssig gehalten. Der vermehrte Darminhalt steigert den Füllungsdruck im Darm und löst über die Wanddehnung eine gesteigerte Darmtätigkeit aus. Bei entzündlichen Veränderungen des Darms und bei Störungen des Mineralhaushaltes sollten diese Salze nicht genommen werden!

Die vierte Art – die schlackenfreien Abführmittel – ist in zwei Gruppen untergliedert: Pflanzliche Stoffe (Anthrachinone) wie Senna, Faulbaumrinde, Rhabarber, Aloe, Kreuzdornbeeren und Rizinusöl. Die synthetischen Stoffe dieser Art sind Phenolphthalein und Bisacodyl. Beide Gruppen der schlackenfreien Mittel haben eines gemeinsam: Sie wirken vorwiegend auf die Peristaltik des Darmes, d. h. sie reizen die Darmnerven, und es kann leicht zu Abhängigkeit kommen . Bei ständiger Einnahme führt das zu einem Kaliumverlust des Körpers. Denn wegen der raschen und dünnflüssigen Darmentleerung gehen dem Körper auf die Dauer große Mengen des für die Muskel- und Zellfunktion wichtigen Kaliums verloren. Dieser Mangel führt wiederum zu einer Erschlaffung der glatten Muskulatur und damit zu Darmträgheit. Bei großen Kaliumverlusten kommt es in manchen Fällen sogar zu schweren Störungen der Herztätigkeit. Man kann also von einem regelrechten Teufelskreis sprechen.

Die einzige Möglichkeit, dem zu entrinnen, ist eine grundlegende Änderung der Ernährung: nur Vollkornbrot und -mehl, Gemüse, Salate und Sauermilchprodukte.

Wenn’s dann trotzdem mit der Verdauung nicht klappt: Eingeweichte Trockenpflaumen vor dem Frühstück, Leinsamen mit Sauermilchprodukten und rohes Sauerkraut (enthält Cholin, das Hormon der Darmbewegung) helfen dem Darm wieder auf die Sprünge.

Risikofaktoren Schlackenfreie

Abführmittel, die den Dickdarm (Kolon) stimulieren und über mehrere Jahre hinweg eingenommen werden, führen dazu, dass die Nervenfasern im Kolon vergiftet werden. Das hat zur Folge, dass der Darm bei Personen, die aus reiner Gewohnheit jeden Tag „ein bisschen Stuhlmedizin“ genommen haben, schließlich unfähig ist, überhaupt irgendwelche Tätigkeiten zu vollbringen und daher den Darminhalt nicht weiterbefördern kann. Wenn es erst soweit gekommen ist, wird eine weitere Stimulierung nutzlos, und der Wechsel zu schlackenreichen Abführmitteln, die in einem intakten Kolon gut funktionieren, kann die Sache noch verschlimmern.

Salinische Abführmittel sind oft hilfreich, aber ältere Menschen sollten vorsichtig damit umgehen.

NIEMALS …

  • einem Kind, das Verstopfung hat, ein Abführmittel geben: häufig genügt eine geänderte Ernährung, um die Verstopfung zu beseitigen.
  • Abführmittel als Schlankmacher benutzen. Sie sind nutzlos und können abhängig machen.
  • versuchen, einen regelmäßigen Stuhlgang durch Mischungen wie etwa Sennaschalen in gekochtem Wasser zu erreichen . Ebenso wie andere aus Pflanzen extrahierte Arzneimittel ist auch Senna hochwirksam und gefährlich.
  • schlackenfreie Abführmittel einnehmen, außer auf Anraten des Arztes.
  • ein Abführmittel über einen langen Zeitraum einnehmen.
  • bei hartnäckig anhaltender Verstopfung ausschließlich zu einer schlackenreichen Ernährung wechseln. Fragen Sie Ihren Arzt um Rat, besonders wenn andere Symptome vorhanden sind.